Dienstag, 21. Juni 2011

Wo sind die Lesben in den Medien?

 Die Kommunikationswissenschaftlerin 
und Journalistin Elke Amberg


Wie werden Lesben in den Medien daragestellt? Das hat die Kommunikationswissenschaftlerin Elke Amberg (München) interessiert. 81 Artikel aus vier Zeitungen hat sie analysiert. Das Ergebnis ist ernüchternd:
"Lesben werden in der Presse nicht benannt, sie kommen als gesellschaftliche Gruppe also nicht vor. Sie werden selten zitiert und stehen fast nie im Mittelpunkt eines Textes. Die Berichterstattung über Homosexuelle dominieren schwule Männer,"
sagt sie in einem jüngst erschienenen taz-Interview. Und Amberg weiß: Wenn Lesben vorkommen, dann als Mütter. Also in der klassisch weiblichen Rolle. Hinzu kommt: Die Lesben, die sich öffentlich outen, haben es doppelt schwer:
"Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen und selbstbewusst auftreten, bläst oft ein strenger Wind entgegen. Sobald etwas nicht perfekt ist, wird entweder ihre Kompetenz oder ihre Weiblichkeit infrage gestellt. Lesben, die zu ihrer Lebensweise stehen, bieten da eine "offene Flanke". Sie müssen eine gehörige Portion Mut aufbringen, die Klaviatur der Medien gut beherrschen und am besten noch perfekt aussehen." (Amberg)
Eine entlarvende, mutige Analyse von Medien und gewisser Weise auch Gesellschaft, die demnächst in Buchform nachzulesen sein wird: "Schön! Stark! Frei! Wie Lesben in der Presse (nicht) dargestellt werden" erscheint im Herbst im Ulrike Helmer Verlag. Auf dass Lesben künftig medial sichtbarer werden und weniger diskriminiert!

3 Kommentare

  1. Die Darstellung von Lesben in den Medien ist also offenbar ebenso defizitär wie die Darstellung von Frauen überhaupt. Wenn wir bedenken, wie viele Frauen inzwischen selbst für die Nachrichten, die medial verbreitet werden, verantwortlich sind – als Journalistinnen, Moderatorinnen und Redakteurinnen, so ist dieser Zustand umso deprimierender. Die Folgefrage muss heißen: Wie können wir das ändern?

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  2. Elke Amberg ist übrigens aktives Mitglied im Journalistinnenbund - und vertritt ihre Studie auch am Samstag den 2.7. um 10.15 Uhr in Hamburg bei der Jahrestagung des Netzwerks Recherche. Der Titel des Panels: „Sag’ mir wo die Lesben sind…“ Es ist eine Veranstaltung des Bunds Lesbischer und Schwuler JournalistInnen e.V. (BLSJ) und wird von
    Angela Gobelin (NDR Info) moderiert. Auf dem Podium sitzen:
    - Inge von Bönninghausen (Journalistin ehemals WDR-Fernsehen, Mit-Gründerin des JB)
    - Axel Bach (Vorstand BLSJ)
    - Thomas Lückerath (Chefred. DWDL.de)
    - Elke Amberg (Journalistin, Kommunikationswissenschaftlerin)

    Link zum Veranstaltungstext:
    http://netzwerkrecherche.de/programme/jahreskonferenz/2011/events/160.de.htm

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  3. Fehlende Öffentlichkeit kann lesbischen Frauen die Karrierechancen verbauen, meint die Zeit.

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