Mittwoch, 13. Januar 2016

16 für 2016 - Frauen, auf die wir uns freuen

von Angelika Knop

Kluge Köpfe und weibliche Ansichten wollen wir zu Gesicht bekommen, nicht nur auf Plakaten.
Foto: Angelika Knop

Wir erwarten mehr im neuen Jahr. Genauer gesagt: mehr Frauen - sichtbar in Medien, auf Podien, in Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Und wir hätten da auch schon ein paar Vorschläge. 16 Frauen, von denen wir gerne mehr hören, sehen oder lesen wollen. Einige unserer Favoritinnen stehen 2016 schon mit neuen Projekten in den Startlöchern - andere sollten gerne häufiger oder von besseren Positionen aus ins Rennen gehen. Und dann - so hoffen wir - andere nachziehen. Damit es immer mehr werden ...




Laura Bates
Britische Kolumnistin und Gründerin von Everyday Sexism


Sie schreibt wunderbare feministische Artikel für den Guardian und kreierte den Hashtag #EverydaySexism. Tausende Frauen haben seit 2012 im Rahmen dieses Projekts im Netz über sexuelle Belästigung und Übergriffe berichtet. Leider hat das Thema noch nicht an Aktualität verloren - aber dafür legt uns Laura Bates auch wundervolle Vorsätze ans Herz, was wir 2016 ganz praktisch gegen Sexismus tun können.



Birgit Bosold
Einzige Frau neben vier Männern im Vorstand des Schwulen* Museums in Berlin


Sie setzt sich für mehr Sichtbarkeit von Lesben innerhalb der queeren Szene und im Kulturbetrieb ein. Als Projektleiterin und Co-Kuratorin hat sie die Ausstellung „Homosexualität_en“ 2015 ins Deutsche Historische Museum gebracht. Die Ausstellung, zeitgleich von Juni bis Dezember im Schwulen* Museum, fand bei 100 000 BesucherInnen und in den Medien großen Anklang. Ab Mitte Mai ist „Homosexualität_en“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zu sehen.



Zaina Erhaim
Syrische Journalistin und JournalistInnen-Ausbilderin


Reporter ohne Grenzen zeichnete sie als Journalistin des Jahres 2015 aus, weil Zaina Erham ihren Job bei der BBC in London aufgab, um nach Aleppo zurückzukehren und von dort zu berichten. Mittlerweile hat sie in ihrer Heimatstadt rund 100 BürgerjournalistInnen geschult, davon ein Drittel Frauen. Wenn wir nicht mehr von ihr hören würden, würde mehr als eine Stimme fehlen.



Frederike Geerdink
Niederländische Journalistin, ehemals Korrespondentin in Diarbakir


Sie wurde dieses Jahr vom türkischen Staat wegen angeblichem Terrorverdacht festgenommen und dann des Landes verwiesen. Ihr „Verbrechen“: Zu kritische Berichterstattung über den Kurdenkonflikt, zu viel Pochen auf Pressefreiheit. Wir wünschen ihr, dass sie (und andere) dahin zurückkehren kann, wo sie ihr „Herz gelassen hat“, wie es in ihrem Twitterprofil steht.



Katrine W. Kjaer
Dänische Autorin des Dokumentarfilms „Die Adoption“ (Originaltitel Mercy, Mercy“)


Vier Jahre lang hat die Filmemacherin zwei Familien begleitet: Ein dänisches Paar adoptiert zwei Kinder äthiopischer Eltern. Doch statt des erhofften Glücks schafft die Migration von Afrika nach Europa großes Leid für alle Beteiligten. Es sollte mehr solcher Reportagen geben, die sich Zeit nehmen, internationale, problematische Entwicklungen so einfühlsam zu begleiten.



Cornelia Koppetsch
Autorin von „Wenn der Mann kein Ernährer mehr ist. Geschlechterkonflikte in Krisenzeiten“


Die Professorin für Geschlechterverhältnisse, Bildung und Lebensführung an der TU Darmstadt nimmt als scharfe Denkerin unsere Gesellschaft auseinander. Sie zeigt neben dem Fort- auch den Rückschritt. Im Herbst hat die Soziologin ihre Studie über den Rollenwandel von Männern und Frauen veröffentlicht - und warum er oft daherschleicht oder ausbleibt. Ein Thema, über das wir noch viel diskutieren müssen.



Julia Probst
Gehörlose Twitterin mit rund 32.500 Followern


Sie wurde als Lippenleserin bekannt: Was Trainer am Spielfeldrand schimpfen, versteht dank @EinAugenschmaus die Fußballnation. Die Bloggerin macht sich stark für Inklusion und Barrierefreiheit. Ihre Tatort-Twitterei hat zur Mitarbeit an einem Drehbuch geführt. Der Saarbrücken-Tatort "Totenstille" mit gehörlosen SchauspielerInnen wird am 24. Januar 2016 ausgestrahlt.



Giulia Silberberger
Gründerin des Watch-Blogs "der Goldene Aluhut"


Die studierte Betriebswirtin stellt auf ihren Medienkanälen und per öffentlicher Preisverleihung Verschwörungstheorien von Chemtrails bis Nazipropaganda bloß. Wir wollen mehr davon, weil es oft lustig zu lesen ist, manchmal aber auch sehr notwendig, wenn beispielsweise Xavier Naidoo, der die BRD nicht anerkennt, diese beim Eurovision Song Contest vertreten soll.



Özlem Sarikaya
Moderatorin von "Puzzle“, das InterKulturMagazin des Bayerischen Rundfunks


Sie zeigt MigrantInnen „als selbstverständliche Protagonisten, die etwas zu sagen haben“ und wie sie unsere Gesellschaft bereichern. Leider kommt die von Özlem Sarikaya konzipierte Sendung nur einmal im Monat im dritten TV-Programm - doch solche Themen gehören nicht nur in die Nische, sondern in viele Formate.



Stevie Schmiedel
Gründerin von Pinkstinks.de


Die Dozentin für Genderforschung setzt sich als hinreißende, kluge Rednerin für eine Rollenvielfalt von Mädchen und Jungen ein. Das ist bitter nötig, weil wir mit der Pinkifizierung und Stereotypisierung der Spielzeugwelt gerade einen traurigen Rückfall in Klischees erleben - nicht nur weil der Farbhersteller Pantone Rosa und Hellblau zu den Farben des Jahres erklärt hat. 



Sandi Toksvig
Kaberettistin, Moderatorin und Politikerin


Die in England lebende Dänin ist eine witzige und kämpferische Feministin. 2015 hat sie zusammen mit Catherine Mayer die britische Women's Equality Party gegründet. Ab 2016 präsentiert sie die beliebte, lustige Quizsendung „QI“ bei BBC2 - und ist damit die erste Frau, die im Vereinigten Königreich eine große TV-Comedysendung moderiert.



Elke Wittich, Ramona Ambs, Marit Hofmann, Svenna Triebler
"Prinzessinenreporterinnen" (gemeinsam mit Leo Fischer) 

 

Sie sind angetreten den Onlinejournalismus zu retten oder die Krautreporter zu beerdigen oder beides oder keins davon - egal, es ist geniale Satire. Regelmäßig berichten sie über Angriffe auf Journalist*innen und haben einen Shop mit T-Shirts, auf denen "Team Lügenpresse" steht. 2016 wollen sie „den Journalismus zu neuen Ufern führen“. Mit den "Tätern von Köln" haben sie die fast schon erreicht.



Ronja von Wurmb-Seibel
Autorin von "Ausgerechnet Kabul, 13 Geschichten vom Leben im Krieg"


Nach einem Jahr in Afghanistan hat die Journalistin nicht nur eindrucksvoll den Alltag in der Ferne 
in einem Buch beschrieben, sondern hier im eigenen Leben gehandelt: Gemeinsam mit ihrem Partner hat sie einen 16jährigen Flüchtlingsjungen "adoptiert", den die beiden schon aus Kabul kannten. Dieser Wechsel von der BeobachterInnenrolle zur Handelnden fasziniert uns - wir wollen wissen, wie es weiter geht.




Dank an all meine Co-Autorinnen im Watch-Salon sowie die JB-Kolleginnen Juliane Brumberg, Katrin Lechler und Sonya Winterberg für den Input!

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