Freitag, 30. Januar 2009

Retterin in der Not

Foto: http://eng.felagsmalaraduneyti.is/minister/cv

Sie ist die einzige Politikerin, der die IsländerInnen noch vertrauen. Die 66jährige Johanna Sigurdardottir übernimmt dieses Wochenende mitten in der größten Krise ihres kleinen Landes als Retterin in der Not den Posten als Ministerpräsidentin. Johanna - denn in Island sprechen sich alle mit Vornamen an - gilt als hart zu sich selbst und wenig diplomatisch, doch für ihre Arbeit wird sie von allen respektiert. Außerdem ist sie weltweit die einzige Regierungschefin, die zwei erwachsene Söhne hat und in einer offiziell registrierten Partnerschaft mit einer Frau zusammenlebt, der Schriftstellerin Jonina Leosdottir. Sie ist nicht nur die erste Regierungschefin ihres Landes, sondern die erste offen lesbisch lebende weltweit. Aber ihr Privatleben kratzt die Isländer wenig - sie setzen alle politische Hoffnung auf Johanna. Und dass die mit ihnen gemeinsam den Wiederaufbau nach der Finanzkrise schultert.

Sonntag, 25. Januar 2009

Barack Obamas Mutter

von Judith Rauch

Wieder einmal ist es Luise Pusch, die mich auf eine interessante Frauenbiographie aufmerksam macht und gleichzeitig handfeste Erklärungen für das geheimnisvolle Charisma des neuen amerikanischen Präsidenten liefert. Er ist Sohn der Kulturanthropologin Ann Dunham, und hier gibt´s mehr über diese bemerkenswerte Frau zu lesen.

Im Namen welcher Ehre?


Amman: Ich kann mich sicher in der Stadt und überall auf dem Land bewegen, kann jederzeit mit dem Taxi (= öffentlicher Nahverkehr) in die verschiedenen Stadtteile fahren, ich habe nicht einmal Angst um meine Tasche. Die Kriminalitätsrate ist niedriger als in vielen westlichen Städten. Für muslimische Frauen gibt es diese Sicherheit allerdings nicht.
Innerhalb der ersten 20 Tage des neuen Jahres brachten in Amman zwei Brüder ihre jüngeren Schwestern im Namen der „Familienehre“ um. Gleichzeitig wurde eine Frau, die ihren gewalttätigen Ehemann umbrachte. zum Tode verurteilt (Quelle: Jordan Times).

Ein 17jähriger hatte von Freunden gehört, dass ein Mann seiner 13jährigen Schwester einen Zettel mit seiner Telefon-Nummer zugesteckt hatte. Das Mädchen hatte gerade selbst seiner Mutter darüber berichtet, als der Bruder ins Haus stürmte, auf dem Kopf der Schwester herumtrampelte und sie mit 30 Messerstichen tötete. Der Polizei war wichtig, ob er wohl „gute Gründe“ hatte und ordnete die körperliche Untersuchung des toten Mädchens auf „Jungfräulichkeit“ an. „Das Opfer war bisher nicht sexuell aktiv“, hieß das Ergebnis.

Der nächste Bruder tötete seine 21jährige Schwester mit drei Schüssen in Kopf und Brust, nachdem die sich von ihrem Mann getrennt hatte und der sich bei ihrer alten Familie über ihren „schlechten Ruf“ beschwert hatte. „Meine Schwester war ohne mein Wissen ausgegangen“, begründete der Bruder gegenüber der Polizei seine Tat.

Etwa 20 Frauen werden in Jordanien pro Jahr aus ähnlichen Gründen umgebracht. Vertrauen deren Mörder auf bisherige Urteile zu der unsäglichen Familienehre, so können sie ihre Prozesse beruhigt abwarten. In den meisten Fällen kommen die Täter mit ein paar Monaten Haft davon. Wichtig ist, dass sie ganz schnell morden, denn „wer innerhalb so kurzer Zeit tötet, kann ja nicht mit Vorsatz getötet haben“, sagen dann die Richter.

Frauen erhalten die Todesstrafe


Eine 25jährige Frau und Mutter zweier Kinder, die mit 15 Jahren mit einem fünf Jahre älteren Mann verheiratet worden war, konnte damit nicht punkten. Nachdem ihr Mann sie zehn Jahre lang körperlich und seelisch missbraucht hatte, wie sie angab, vergiftete sie ihn mit Pflanzengift, versuchte ihn anzuzünden, zerteilte seine Gliedmaßen und versteckte sie in einer Tonne. Was muss alles passiert sein, bevor jemand so wütet?
Die Richter interessierte das wenig. Sie verurteilten die Familie der Frau zur Zahlung eines Opfergelds von 55.000 Dinar und fällten über sie selbst das Todesurteil. Innerhalb der nächsten vier Wochen kann die Verteidigung Widerspruch einlegen.

Das zumindest in Jordanien ausführlich über diese Praxis berichtet wird, liegt neben dem ausdrücklichen Wunsch des Königshauses, dieses himmelschreiende Unrecht zu beenden, sehr an der Journalistin Rana Husseini. Die Arbeit als Polizei-Reporterin bei der Jordan Times machte sie zur Feministin. Was andere Frauen von diesen „Ehrenmorden“ in muslimischen Kulturen und ihrer Deckung durch die Justiz halten, lässt sich hier nachlesen.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Schaeffler will die Macht

Maria-Elisabeth Schaeffler Foto: ina.de/Schaeffler-Gruppe

Sie liefert heute den Aufmacher des Nachmittags in vielen Online-Zeitungsportalen: Maria-Elisabeth Schaeffler will den Conti-Aufsichtsrat führen. Lange haben wir nichts mehr von der 67jährigen gehört, während hinter den Kulissen wohl der Machtkampf tobte. Wir erinnern uns: Der Autozulieferer aus Herzogenaurach besitzt als Großaktionär de-facto bereits Conti. Laut Informationen der Financial Times Deutschland will die Witwe des Schaeffler-Gründers nun auch die Schaltzentrale der Macht bei Conti besetzen. Dafür müsse der jetzige Oberaufseher Hubertus von Grünberg weichen. Es gilt als ziemlich sicher, dass Schaeffler auf der Hauptversammlung ihren Willen durchsetzen wird. In den Disput zwischen Schaeffler und Conti ist auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder einbezogen. Noch heute abend trifft sich die Conti-Führung mit ihm, meldet die FTD. Der Sozialdemokrat fungiert als Garantor für die zwischen Schaeffler und Conti bei der Übernahme geschlossene Investorenvereinbarung.

Nur männliche Journalisten "best of"?

Welche Themen werden Journalisten und Medienmacher in diesem Jahr begleiten? Diese Frage bekomme ich heute in einer Mail vom österreichischen Oberauer-Verlag gestellt. Die Erwartung ist groß, ich erfahre: Das neue "Journalisten Jahrbuch 2009" ist ein "best of" der wichtigsten Beiträge, die in den zurückliegenden Monaten zu den Entwicklungen im Journalismus und im Mediengeschäft erschienen sind. Unter den Autoren: Mathias Döpfner, Heribert Prantl, Klaus Maria Brandauer, Ernst Elitz, Wolf Schneider, Franz Müntefering, Günter Schabowski, Harald Martenstein, Axel Hacke … Wie jetzt? Unsere "best of"-Leute im deutschen Journalismus (und der Politik und der Theater...) sind alle männlich? Leider liegt mir das Jahrbuch noch nicht vor (kostet übrigens satte 18.50 €). Solange kann ich hoffen, dass die Aufzählung ein Versehen war und die weiblichen Best of klammheimlich das Jahrbuch dominieren.

Dienstag, 20. Januar 2009

Sie war erst 25

 
Sie war erst 25: Anastasia "Skat" Baburowa, Journalistin, Mitarbeiterin der regimekritischen "Nowaja Gaseta", die gestern auf offener Straße in Moskau ermordet wurde. Weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Weil sie vielleicht sogar eingegriffen hat, als neben ihr der Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow erschossen wurde. Mutig soll sie ja gewesen sein, wenn man der Website ihrer Freunde (von der auch das Foto oben stammt) glauben darf. Und Bloggerin war sie auch.
 
Vielleicht liest hier jemand genügend Russisch, um etwas von dem zu übersetzen, was sie hinterlassen hat.

Wählerinnen - macht von Eurem Recht Gebrauch

BERLIN. Stellt Euch vor, es ist Superwahljahr und keine geht hin. Willkommen in Deutschland im Jahr 2009. So oder so ähnlich könnte es in den kommenden Monaten werden - und das im Jubiläumsjahr des Frauenwahlrechts. Vor 90 Jahren bekamen Frauen endlich das Recht an der politischen Teilhabe. Und was machen sie daraus? Nicht viel. Gut, auch die Herren der Schöpfung machen hierzulande nicht allzu viel aus ihrem Wahlrecht - oder überhaupt dem Recht, sich politisch zu engagieren.
Spröde, lasch und langweilig tönen die Politiknasen zu uns durch die Massenmedien. Statt sich mit der Hessen-Nachlese, dem Erstarken der Liberalen und der Frage, was tun bei der Europa- und Bundestagswahl zu beschäftigen, hängen die deutschen Wählerinnen und Wähler hierzulande lieber vor der Glotze und blicken in die USA. Während dort die Obama-Superstar-Show tobt, dümpelt die Politikleidenschaft in und für deutsche Parlamente eher halbtot so vor sich hin.
Die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in Hessen war sensationell gering - und bei den Frauen, immerhin einen Tag vor dem 90-jährigen Jubiläum des Frauenwahlrechts - noch sehr viel niedriger. Die Politik wird an den Frauen vorbei gemacht und den Frauen ist das sowieso egal oder wie sollen wir das verstehen?

Was ist nur los in unserem Land - spröde Politiknasen ohne Sexappeal, Sogwirkung und Charisma...? Fast keine Frontfrauen mit dabei - oder schon wieder weg. Kein Wunder, dass der SWR gestern Abend mit der neuen Polittalkshow "2 + Leif" in gewohnter Männerrunde startete, gleiches Bild bei Anne Will, Frank Plasberg oder Maybrit Illner.
Frauen aufgepasst: Wo ist unsere deutsche Baracka Obama? Und wo ist die Lust am Wählen und Mitentscheiden?

Obama ohne Genderblick

Heute in der örtlichen Tageszeitung: In einer übersichtlichen Grafik wird die neue Regierung unter US-Präsident Barack Obama vorgestellt. 13 Männer aller Altersklassen einschließlich dem Vice-President Joe Biden und dem Präsidenten selbst - und gerade mal drei Frauen in Regierungsfunktionen. Seine größte innerparteiliche Konkurrentin Hillary Clinton stellt er geschickt mit dem Posten als Außenministerin (vielleicht?) ruhig, Janet Napolitano übernimmt den Heimatschutz und die gewerkschaftsnahe Hilda Solis, Tochter mexikanischer Einwanderer, wird Arbeitsministerin. Bei den Schlüsselpositionen kommen zwei Frauen auf fünf Männer. Lisa Jackson leitet künftig die Umweltbehörde und Susan Rice wird UN-Botschafterin. Ein besonderes Genderbewußtsein lässt sich dem künftig mächtigsten Mann der Welt bis jetzt nicht nachsagen. Kein Vergleich mit der Regierung von Nicholas Sarkozy. Der französische Präsident berief acht Minister und sieben Ministerinnen in sein Kabinett. Dort prickelt's gewaltig - und darüber lassen sich sogar Essays schreiben: Erotik im politischen Machtfeld war halt schon immer ein spannendes Thema.

Montag, 19. Januar 2009

Obamas Frauen

Barack Obama rollt auf seine Inauguration zu. Morgen ist es soweit, der Zug kommt an. Ein historischer Tag soll es für die USA werden. Nicht nur, dass der neue Präsident bei der Feier von Tausenden von Scharfschützen und kreisenden Kampfflugzeugen bewacht wird - nein, er bekommt auch Unterstützung von Popstars sowie der Dichterin Elizabeth Alexander. Die schwarze US-Lyrikerin und Pulitzer-Preisträgerin wird für einen Moment die Weltbühne betreten, wenn ihr Gedicht auf den neuen Hoffnungsträger vorgetragen wird. Privat ist sie eine gute Freundin von Barack Obama.
Die unbekannte First-Lady
Besonders scharf wird in Zukunft aber vor allem seine Ehehfrau, die "unbekannte First Lady", Michelle Obama, von den Medien beobachtet werden. Schon jetzt schaut die amerikanische Presse mit großen Interesse darauf, wie sie wohl ihre neue Rolle im White House ausfüllen wird. Denn schwarze Frauen in Führungspositionen sind so selten, dass es einer Revolution in den USA gleich kommt. Die ehemalige Top-Managerin Michelle Obama (300.000 Dollar Jahresgehalt) feierte dieser Tage ihren 45. Geburtstag - und setzt Trends in Sachen Mode. Sie wird schon als neue Jackie Kennedy bejubelt. Was wird sie wohl morgen zur Feier tragen? Wieder was von ihrer Designerin Maria Pinto? Wir werden's ja bald erfahren! Ob Mrs. Obama neben ihren Pflichten als First Lady dagegen politisch etwas bewirken kann, wird sich noch zeigen müssen. Schon jetzt kann sie sich kaum der Interviewanfragen aus aller Welt erwehren - und wird doch wenig Zeit dafür haben. Schließlich gibt es auch noch die beiden kleinen Töchter des Präsidenten-Ehepaares.
Mit der Mutter ins Weiße Haus
Ihre wenige Zeit will Michelle Obama vor allem in soziale Projekte - insbesondere für Soldatenfamilien und Schwarze - investieren. Denn ihr Lebenslauf als schwarze US-Amerikanerin ist viel typischer als der ihres Mannes. Ihre VorfahrInnen waren SklavInnen, ihr Vater Facharbeiter in der Kläranlage von Chicago. Michelle Obama war ein hochbegabtes, ehrgeiziges Mädchen, die als junge Frau in Princeton und Harvard studierte. Sie soll einen maßlosen Anspruch - was immer das heißt - sich selbst gegenüber haben. Und weil eine Frau mit einem solchen Pensum doch nicht alles alleine bewältigen kann, hat sie sich Hilfe geholt. Ihre Mutter zieht mit ein ins Weiße Haus.

Sonntag, 18. Januar 2009

Ist das die Zukunft des Journalismus?

von Judith Rauch

Kurz vor Weihnachten machte mich mein Chef auf einen Artikel in der "Zeit" aufmerksam, in dem es um ein neues Geschäftmodell für freie Journalisten ging: community funded reporting. Auf der Website www.spot.us bieten Schreiber ihre Themen an, und die Leser beteiligen sich mit 25 Dollar am Honorar, wenn sie Interesse haben, über das vorgeschlagene Thema etwas zu lesen. 

Eine ganz pfiffige Idee, aber was bisher dabei rausgekommen ist (etwa "A Day in the Life of a Turd"), wirkt doch ein wenig abseitig und recht provinziell. Man merkt, dass auch in der Bay Area rund um San Francisco ganz gewöhnliche Menschen mit ganz alltäglichen Interessen und Schrullen leben. Wenn das die Zukunft des Journalismus sein soll, dann guck ich doch lieber Tagesschau im Deutschen Fernsehen, solange es die noch gibt.

Freitag, 16. Januar 2009

Frankreichs erste Rabenmutter

Fünf Tage nach der Geburt ihrer Tochter ist Frankreichs Justizministerin Rachida Dati wieder an ihren Schreibtisch zurückgekehrt. Und im Nachbarland wird heiß darüber diskutiert. 56 Prozent der Franzosen finden, dass Dati einen Fehler gemacht habe. Das Wort "Rabenmutter", das es bislang nur im Deutschen gibt, gewinnt überraschend in Frankreich Bedeutung. Die einen werfen Dati vor, den 16wöchigen Mutterschutz der Französinnen mit ihrer frühen Rückkehr an den Arbeitsplatz auszuhebeln, die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal dagegen behauptet, Rachida Dati sei Opfer ihres Chefs Nicholas Sarkozy. Der habe fünf Tage nach der Geburt von Zorah - die übrigens von Tagesmüttern betreut wird, Dati schweigt sich über den Vater aus - eine wichtige Justizreform beschließen lassen wollen. Diesem Druck habe sich die Ministerin nicht entziehen können. Sie selbst bezeichnet ihre kleine Tochter als "das größte Glück".

Starke Frauen

von Angelika Knop

Amazonen in der Antiken 
Staatssammlung München
Foto: Angelika Knop

Wer sich nicht nur am Equal Pay Day kriegerisch geben will, kann sich Inspiration bei den Amazonen holen. Pepsi lässt die mythischen Frauengestalten in einem Spot wieder auferstehen. Ganz witzig - wenn auch etwas zu langatmig. Und das Outfit der Damen ist doch eher Männerphantasien entsprungen. Vielleicht sind die Damen deshalb so gezähmt als Gladiatorinnen in der Arena?

Historisch korrekter geht es in der Ausstellung "Starke Frauen" in der Antiken Staatssammlung in München zu. Hier erfährt die Besucherin auch, dass der Mythos mit der Realität bei den alten Griechen nichts zu tun hatte. Die Ausstellung ist didaktisch gut aufbereitet und es gibt interessante Führungen. Bis zum 2. August 2009 läuft die Sonderschau noch.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Equal Pay Day am 20. März

Wir kennen die Zahl alle: In Deutschland bekommen Frauen 22 Prozent weniger Lohn als Männer - und zwar in gleicher Position und bei gleicher Ausbildung. Ungerecht! Darum findet auch in diesem Jahr bundesweit der Equal Pay Day statt - bei dem überall in Deutschland Frauen auf die ungerechte Entlohnung der Geschlechter aufmerksam machen.
Also fix die Terminkalender rausgeholt und notiert: 20. März 2009, Equal Pay Day und mitgemacht!

Dienstag, 13. Januar 2009

Alarmierende Nachrichten

Ein paar Nachrichten aus den letzten zwei Wochen:

1) Deutsche Polizisten stürmen eine Privatwohnung in Duisburg, um dort eine Israel-Flagge zu entfernen:
http://israelmatzav.blogspot.com/2009/01/german-police-break-into-private-home.html

2) Berliner Demonstranten rufen "Tod! Tod! Israel!":
http://de.youtube.com/watch?v=GnO4iULa0ns

3) In Dänemark schießt ein palästinensischer Einwanderer auf zwei Israelis
http://www.20min.ch/news/ausland/story/30384286

4) In Frankreich kommt es zu einem Brandanschlag auf eine Synagoge:
http://www.tagesschau.de/ausland/gaza498.html

5) ...ebenso in England:
http://www.20min.ch/news/ausland/story/30384286

6) In Berlin wird das Holocaust-Denkmal mit 40 Hakenkreuzen beschmiert:
http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/politik/beitrag_jsp/key=news8421250.html

7) In Rostock wird ein jüdisches Gemeindehaus mit Steinen beworfen:
http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/rostock-angriff-auf-haus-der-juedischen-gemeinde-_aid_360555.html

8) In Frankfurt rufen Demonstranten "Vergast die Juden" - und werden von der Polizei nicht aufgehalten:
http://www.handwerkermarkt.de/nachrichten/klartext-sag-die-meinung/virtuelles-demo-forum/polizei-in-frankfurt-duldete-vergast-die-juden-rufe

9) In Italien werden Stimmen laut "Kauft nicht bei Juden!"
http://derstandard.at/?url=/?id=1231151406669

10) In New York fordern Demonstranten: "Tod allen Juden!"
http://www.lizaswelt.net/2009/01/wieder-kein-flchenbrand.html

11) In Amsterdam fordern Demonstranten: "Hamas, Hamas, Juden in das Gas!"
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/hamas_hamas_joden_aan_het_gas/

12) In Norwegen werden pro-israelische Demonstranten mit Molotow-Cocktails beworfen:
http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5hsL6O2nT2aBTM8E3uIklBpABASdw

13) In München wird die Mahnwache gegen Antisemitismus von 60 Demonstanten mit Stangen angegriffen.
http://www.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=3206

14) Ebenfalls in München hält die NPD eine anti-israelische Mahnwache vor der Synagoge ab.
http://www.sueddeutsche.de/459384/944/2705634/NPD-Demonstration-mit-Abstrichen.html

Heuschrecke zieht ab

Auf eines kann man sich bei Heuschrecken verlassen: Wenn sie alles abgegrast haben, ziehen sie weiter. Und so meldet kressblitz, dass David Montgomery seit heute morgen 07:00 Uhr bei Berliner Zeitung, Berliner Kurier und Hamburger Morgenpost "Geschichte" ist. Die Kölner Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg hat das deutsche Verlagsgeschäft der hoch verschuldeten britischen Mecom Gruppe gekauft. Die Ironie der Geschichte: Nun könnte der alte Chefredakteur der Berliner Zeitung bald der neue sein. Uwe Vorkötter hatte das Blatt im Streit um Montgomerys Sparkurs verlassen und bei der Frankfurter Rundschau angeheuert. Bei der wiederum hat M. DuMont Schauberg bereits 2006 die Mehrheit übernommen. Und wenn man nun dem allgemeinen Trend folgend die berüchtigten Synergie-Effekte nutzt, gibt es vielleicht bald einen gemeinsamen Newsroom der beiden Zeitungen. Bisher sind das nur Vermutungen. Hoffen wir also für die Kollegen in Frankfurt, Hamburg und Berlin das Beste.
Schade aber, dass man sich bei eigentlich guten Nachrichten aus der Medienbranche derzeit kaum noch traut aufzuatmen bevor man gleich wieder die Luft anhält.


Sonntag, 11. Januar 2009

100 KollegInnen auf dem Medienhügel

Wie schwierig es für unsere Kolleginnen und Kollegen ist, objektiv über Gaza zu berichten, beschreibt der Schweizer Kollege André Marty sehr anschaulich auf seiner Website und in der FAS vom heutigen Tag. Deutlich wird aber auch, welche Luschen sich unter den Berichterstattern befinden, die sich da auf dem "Medienhügel", zwei Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt, um den besten Platz drängeln.

Samstag, 10. Januar 2009

nix Gaza bei Anne Will

Soeben wurde das Thema Gaza bei Anne Will wieder gestrichen. Wahrscheinlich wird es sich stattdessen zum x. mal um unser aller Finanzkrise drehen. Wie ich hörte, sitzt die unter schwierigsten Bedingungen angereiste palästinensische Schriftstellerin Sumaya Nasser jetzt weinend und wütend in einem Hamburger Hotel.
Warum wurde das Thema des Abends geändert?

Freitag, 9. Januar 2009

Zum Thema Gaza gute Gäste bei Anne Will

Amman: Wir hoffen auf eine gute Anne-Will-Sendung am Sonntag. Eingeladen sind diesmal nicht die nervtötenden Politiker und all die Selbstverliebten, sondern Menschen, die sich im Nahen Osten wirklich auskennen, die ebenso besonnen wie leidenschaftlich für einen Frieden kämpfen:
- Avi Primor, ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland, der 1999 wegen eines israel-kritischen Interviews vom damaligen Außenminister Ariel Scharon abgemahnt und schließlich als Botschafter abberufen wurde.
- Der Dirigent Daniel Barenboim, der sich seit langem für einen israelisch-palästinensischen Dialog einsetzt (er leitete zuletzt das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und verurteilte zuvor die Gewaltaktionen Israels im Gazastreifen und die Raketenangriffe der Hamas).
- Sumaya Nasser, palästinensische Schriftstellerin und Friedensaktivistin
- und, na ja, Joschka Fischer. Mal sehen, ob bei dem die Leidenschaft für die Sache oder die Eitelkeit überwiegt.

Dienstag, 6. Januar 2009

Ein feiner Zug der Bahn

Die Bahn macht mobil - und zielt dabei offenbar stark auf (starke) Frauen. Denn "mobil", heißt das Magazin der Deutschen Bahn. 

Wenn die ICE-Reisende dessen Januarausgabe aufschlägt, dann erfährt sie zum Beispiel, dass über die ewige Baustelle Kölner Dom die Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner wacht, dass die Sächsin Ines Papert vierfache Weltmeisterin im Eisklettern ist und Monica Poggenklas den Busverkehr für die britischen Streitkräfte in Deutschland erledigt. Außerdem stellt sich die US-Autorin Mary M. Buckner mit Interview und dem Abdruck eines Auszuges ihres Ökothrillers Watermind" vor.

Statt dürrer Models in neuesten Trendklamotten findet frau einen Bericht über das legendäre Büro für Modedesign, "Maison Martin Margiela". Und passend zur nächsten Jahrestagung des Journalistinnenbundes in Weimar, erfährt sie vieles über das Bauhaus-Jubiläum und die damit verbundenen Events. Wenn der Zug dann noch pünktlich ankommt...

Wer lieber im virtuellen als im Bahnnetz unterwegs ist, surft aufs Bahnportal und kann dort einen Teil der Inhalte nachlesen. 

Montag, 5. Januar 2009

Wer ist ein Zivilist, wer eine Zivilistin?

Amman: Ein sichtlich frustrierter Kollege Richard Schneider (die Israelis lassen keine Journalisten in Gaza zu) gab vorhin in der Tagesschau einfach 1 : 1 den Aufruf der Israelis an die Bewohner von Gaza weiter "...sich aus dem Kampfgebiet zurückzuziehen". Wie kann man so etwas einfach stehen lassen? Er hätte doch zumindest in zehn Sekunden ergänzen müssen "aber wo sollen die Menschen denn hinflüchten, in diesem am dichtesten besiedelten Gebiet der Erde?". Karin Storch aber hat uns mit ihren Kommentaren der letzten Tage im ZDF/heute noch mehr genervt. Spricht sie ihre Verlautbarungen mit Angelika Merkel ab?

Sehr viel besser das blog der Tagesschau . Da ist ja richtig was los, viel Hintergrund zum Krieg in Gaza und sehr viele Kommentare. Dort auch ein Hinweis auf die kanadische Menschenrechtsaktivistin Eva Bartlett, die aus Gaza bloggt.
Von mir aus noch der Hinweis auf eine Gruppe von Israelis und Pälästinensern, die jeweils zwei Kommentare zu den Ereignissen abgeben.
Interessant, dass nun auch die Israeli Defence Forces mit Filmmaterial über den Einmarsch in Gaza auf youtube um die Meinung der weltweiten Blogger kämpfen will. Hier der O-Ton: "The blogosphere and new media are another war zone," said Foreign Press Branch head Maj. Avital Leibovich. "We have to be relevant there," she said.

Die BBC hat sich anlässlich des Krieges in Gaza die Mühe gemacht, den immer gern genutzten Begriff der "zivilen Opfer" zu hinterfragen. "Wer ist eigentlich ein Zivilist?" fragt sie und hat dazu bedenkenswerte wie bedenkliche Meinungen zusammengetragen.

Freitag, 2. Januar 2009

UNO-Seite zeigt das echte Gaza

Amman: Die Berichterstattung aus Gaza in den westlichen Medien wirkt sehr unausgewogen. Erschreckend etwa die unwidersprochene Aussage der israelischen Außenministerin Zipi Livni, die Versorgungslage in Gaza sei gut. Dabei gibt es riesige Probleme, es gibt kein Mehl, Gas, Wasser, die sanitäre und medizinische Situation ist katastrophal.

Wer sich genauer informieren möchte, kann auf die sehr gute Palästina-Seite der UN-Organisation OCHA , United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs - hier: Occupied Palestinian Territory (OPT), gehen (www.ochaopt.org). OCHA OPT wurde 2000 ins Leben gerufen und hat fünf Stationen in Gaza, Hebron, Ramallah, Jerusalem and Nablus. Mehr über die aktuelle Lage in Gaza steht in einem Bericht vom heutigen Tag unter Gaza-Report.

Darüber hinaus kann man auf der Seite hervorragende Landkarten herunterladen, die z.B. die jeweils aktuelle Situation in Gaza und dem Westjordanland mit allen Checkpoints der Israelis, allen illegalen Siedlungen und der bisher hochgezogenen und noch weiter geplanten Mauer zeigen.