Samstag, 31. Oktober 2009

Lieberknecht oder lieber nicht Knecht?

Heide Simonis findet für die Wahl der Ministerpräsidentin in Thüringen, in der Christine Lieberknecht erst im dritten Wahldurchgang gewählt wurde, klare Worte: "Es wundert mich nicht. Sie versuchen es halt immer mit Frauen."

"Will man in Deutschland keine Frauen als Ministerpräsidenten?", fragt tagesschau.de weiter.
Die Antwort von Heide Simonis: "Ja, das glaube ich. Aber das gilt auch für andere Betätigungsfelder. Ich habe gelesen, dass es keine einzige Frau gibt, die in Deutschland als Vorstandsvorsitzende eines DAX-notierten Unternehmens agiert. Die Männer wollen uns nicht, sie mögen uns nicht. Zum Teil verachten sie uns sogar. Egal, ob es sich um einen Posten in der Wirtschaft oder einen hohen Posten in der Politik handelt: Frauen müssen immer kämpfen."

Das ganze Interview gibts unter: http://www.tagesschau.de/inland/simonisinterview100.html

Kommentare sind gefragt!

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Käßmann neue Ratsvorsitzende


Margot Käßmann Foto: ekd

Die Evangelische Kirche Deutschland wählte Landesbischöfin Margot Käßmann aus Hannover zu ihrer neuen Ratsvorsitzenden. Die 51jährige tritt damit die Nachfolge des 67jährigen Bischofs Wolfgang Huber an. Käßmann spricht ab jetzt für 25 Millionen Gläubige. Die Protestantin setzte sich auf Anhieb als erste Frau in der Geschichte der evangelischen Kirche bei der Wahl gegen 14 direkte Bewerberinnen und Bewerber durch. Sie wurde mit 132 von 141 gültigen Stimmen gewählt. Als ihr größtes Hindernis hätte sich ihre Scheidung herausstellen können. "Das Geschenk einer lebenslangen Ehe wurde mir nicht beschert", sagte die Mutter von vier Töchtern bei der Vorstellung der Ratskandidaten.

Evangelischer Papst
Ihr Vorgänger, den der Spiegel flugs zum evangelischen "Papst Wolfgang" machte, fiel während seiner Amtszeit nicht durch seine privaten, sondern durch seine medialen Auftritte auf. Er sei kein Mann der Seelsorge und der persönlichen Ansprache gewesen, schreibt der Spiegel. Zwar ein kluger Hirte, aber auch ein guter? Die Kirche habe er als seine Bühne genutzt, von der tritt er nun ab.

Jetzt ist die Bühne frei für Margot Käßmann. Chapeau!

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Frauen in der großen Politik in der Minderzahl

Wieder einmal sind Frauen im Bundeskabinett unterrepräsentiert: Vier Ministerinnen plus Kanzlerin Merkel stehen elf Männer gegenüber. Wie die Deutsche Welle meldete, sind Frauen auch im Bundestag insgesamt wieder klar in der Minderzahl:

"Sie stellen nur ein Drittel der Abgeordneten. Das liegt vor allem an den Fraktionen der Regierungsparteien, die von Männern dominiert werden. Absolutes Schlusslicht ist dabei die CSU mit einem Frauenanteil von nur 13 Prozent. Die Grünen und die Linke haben mit diesem Thema keine Probleme: In ihren Fraktionen sind die Sitze gerecht unter den Geschlechtern verteilt - sogar mit einem leichten Vorteil für die Frauen."

Eine Meldung in den Nachrichten von hr2 vom heutigen Tage hielt fest, dass Frauen unter den ParlamentarierInnen in den Ländern der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) 20 Prozent ausmachen. Auch zahlenmäßig sind Frauen bundesweit wie international politisch also größtenteils noch lange nicht gleichberechtigt.

Ach wär' ich doch zum Fesselsex gegangen....



Hörfunk 2015, Medienmarkt Türkei, Games- und Animationsbranche... - bei mindestens 12 parallelen Veranstaltungen  hat die Medientage-Besucherin in München die Qual der Wahl. Und leider trifft frau dann oft die falsche. In anderen Foren war es offenbar spannender, während die besuchte zum Gähnen reizte. 

Das Nicken fällt schwer



Foto: Knop


"MUT - Medien und Transformation" - unter diesem Motto stehen die Medientage München in diesem Jahr. Noch immer fehlt dabei zwar der Mut, mehr Frauen auf die Podien zu holen (es sind eher weniger als zuvor) - aber dafür wird man trendiger und internationaler. Zu den Keynote-Speakern gehören der US-Internet-Guru Jeff Jarvis, Blinkx-Gründer Suranga Chandratillake und heute zur Eröffnung der Philosoph Richard David Precht. 
Nach seiner Meinung stehen die etablierten Massenmedien kurz vor der Hinrichtung:

"Der Kopf ist noch drauf, aber das Nicken fällt zunehmend schwer."
Seine Grundaussage: das Verschwinden einzelner Titel oder Sender ist kein Verlust, gefährlich ist das Verschwinden einer gemeinsamen Öffentlichkeit. Er plädierte für den Schutz "systemrelevanter Leitmedien", eventuell über Strukturfonds.
So richtig MUT machte die rhetorisch geschliffene, aber ziemlich düstere Rede, nicht wirklich. Aber dem werden die vielen Vertreter von Unternehmen rund ums Web in den kommenden drei Tagen schon noch gegensteuern. 


Mehr Zitate von Richard David Precht gibt es bei ffcrossmedia auf Twitter.

Hitler soll nicht gewinnen



Foto: Campus

Erst wollte Avraham Burg sein Buch „Hitler hat gewonnen” nennen. Am Ende war der Optimismus größer. Gestern stellte er seine Aufsehen erregende und je nach Blickwinkel auch umstrittene Vision eines friedlichen Israels unter dem Titel „Hitler besiegen” im Münchner Amerikahaus vor.
Burg wurde 1955 als Sohn eines deutschen Holocaust- Überlebenden und einer Israelin in Jerusalem geboren. Sein Vater Josef Burg war ein bekannter Politiker, Avraham Burg ging ebenfalls in die Politik, war Berater von Schimon Peres, Vorsitzender der Jewish Agency und Sprecher der Knesset, ehe er, wie er sagt, aus Frust über die politische Entwicklung in Israel, der Politik den Rücken kehrte.

Anhand seiner eigenen Familiengeschichte und im inneren Dialog mit seinem Vater arbeitet er in dem Buch das Fundament eines universellen Judentums heraus und kritisiert dem entgegenstehende Zionismus-Thesen. Als „radikaler Therapeut, der seine Landsleute wach rütteln will“, bescheinigt er seinem Land, es sei besessen von Misstrauen, gegen seine unmittelbaren Nachbarn, gegen Europa wie die USA. Der Holocaust werde dabei als ultimatives Trauma vereinnahmt, um israelisches Unrecht zu legitimieren. So könne es keinen Frieden im Nahen Osten geben.

Nicht nur das Buch ist eine anregende, klug durchdachte Lektüre, die ganz neue Hoffnungen macht, auch Burg selbst ist ein begnadeter Redner, selbstironisch und trotz des gerade für uns Deutsche schwierige Thema geradezu unterhaltsam. Leider gibt es keine weiteren Lesungen.

Die Besprechungen seines Buches machen die Bandbreite des Themas deutlich:
"Seele statt Muskeln" im Tagesspiegel, "Ein Land im Schatten des Holocaust" in der Süddeutschen Zeitung,"Im Mantel des Propheten" in der Neuen Züricher Zeitung.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Weggelobt

von Judith Rauch

Günther Oettinger verlässt seinen Ministerpräsidenten-Posten in Stuttgart und geht als EU-Kommissar nach Brüssel. Die politischen Kommentatoren sind sich einig, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel damit eines innenpolitischen Gegners entledigt. Sie habe in der EU ja ohnehin einen guten Draht zu Kommissionspräsident José Manuel Barroso und brauche deshalb in Brüssel keinen starken Mann, spekulierte gestern Peter Hahne im ZDF. Es ist schon erstaunlich, wie manche Männer auf hohe Posten kommen. Auch Illoyalität kann eine Methode sein. Dann wird mann weggelobt. Hat eine schon einmal von einem vergleichbaren Fall gehört, in dem eine weibliche Querschlägerin nach oben entsorgt wurde?

Samstag, 24. Oktober 2009

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Berlin. Ein Tusch für unsere Kollegin Heide Oestreich von der taz! Die Berliner Journalistin ist mit dem Preis "Langer Atem" des DJV-Landesverbands Berlin-Brandenburg ausgezeichnet worden - und zwar für ihre beharrliche Berichterstattung über Genderthemen und Geschlechterstereotypen. Klasse! Eine tolle Auszeichnung für die geschätzte Kollegin und eine Aufwertung der Themen, die gerne als "Gedönskram" in der Konferenz unter den Tisch fallen und für welche die Kolleginnen, die sie beharrlich besetzen, gerne als "Quoten-Feministinnen" gebrandet werden.

Was ich jedoch bemerkenswert fand: Bei den anderen PreisträgerInnen und Nominierten machte Jörg Thadeusz, an diesem Abend leider nur mäßiger Moderator der mäßigen Preisverleihung, NICHT so viele Witze wie bei der Nominierung und Auszeichnung von Heide Oestreich. Offenbar sind Geschlechterstereotype eine furchtbar lustige Thematik. Auch Hans-Ulrich Jörges, Vorsitzender der Jury und bekennender Chauvinist, konnte den einen oder anderen Makel an dem Thema ausfindig machen. Zum Beispiel, dass das Thema Geschlechterstereotypen ja eher so alt sei wie die "Mücke im Bernstein", trotzdem habe Oestreich immer wieder neue Facetten entdeckt. "
Seit zehn Jahren markiert sie Geschlechterstereotype in Gesellschaft und Politik – immer klug, immer engagiert und immer wieder überraschend durch eine neue, eine ungewohnte Perspektive."
Na bitte, Jörges, geht doch!

Trotzdem stellte sich nicht nur mir, sondern auch anderen Kolleginnen im Publikum die Frage: Sollten die Witze die Ernsthaftigkeit des Themas abwerten?

Es ist zwar verständlich, dass eine sonst eher furchtbar langweilige Preisverleihung ein paar Gag-Einlagen braucht, aber in der Würdigung der Arbeiten haben die doch eher nichts zu suchen. Zumal auch keine schlechten Witze zu den Themengebieten der anderen beiden Preisträger gemacht wurden. Der 3. Preis ging übrigens an Jo Goll vom RBB-Fernsehen für seine kritischen Fernsehbeiträge zum Thema Migration, der erste Preis an Andreas Förster von der Berliner Zeitung“. Er habe zäh, hartnäckig und mutig Stasi-Machenschaften aufgedeckt, lobte die Jury. Und das ganz ohne Bernstein-Vergleich...

Zum ersten Preis haben die Geschlechterstereotypen also nicht getaugt. Wohl aber für Diskussionsstoff auf der anschließenden Feier. Da konnte ich ausnahmslos von ziemlich alten Männern hören, dass der zweite Preis für Heide Oestreich und die Geschlechterstereotypen nicht gerechtfertigt gewesen sei. Es gebe immerhin sehr viel drängendere Themen als die ewige Gleichstellungsdebatte. Dass Frauen heute alles erreichen könnten, sahen einige dieser Herren übrigens am Beispiel der - echt taffen - Damen-Blaskapelle "Venusbrass" belegt. Oh Bitte!!

Vielleicht zeigen die Schmunzler und die Diskussionen, dass das Thema Geschlechterstereotypen eben doch nicht so alt ist wie die Mücke im Bernstein. Sondern vielmehr hochaktuell und vielschichtig, dass es sich lohnt, regelmäßig die Arbeit von Heide Oestreich zu lesen.

Schwarz-gelbe Nebelbänke

Foto: BiMa

Und wo ist er jetzt, der Schattenhaushalt? Gerade sollten noch die gigantischen neuen Schulden wie in einem unsichtbaren Koffer vor den Augen der WählerInnen versteckt werden, da bekamen die HütchenspielerInnen der neuen Koalition Muffensausen. So viel Kritik! Und sogar der Schäuble war dagegen! Schwupps, verschwand der Schatten und, klimper, klimper, auch die ganze Frage der Finanzierung. Der einzige Hinweis: "wir setzen auf Wachstum!".

Gewisse personelle Schwachstellen des schwarz-gelben Kabinetts lassen sich ein wenig am E-Voting auf Spiegel-online verfolgen. Auf die Frage „Wen halten Sie für die beste Wahl?“ schneidet Leutheusser-Schnarrenberger mit Abstand am besten ab, dicht gefolgt von zu Guttenberg. Ganz wenige Stimmen bekommen Schavan und Jung, die sich während der Großen Koalition zig mal, auch von den eigenen Leuten, anhören mussten, „sie können es nicht“. Nun dürfen sie doch weiter mitspielen. Schavan, weil Merkel es will, Jung, weil Koch wieder einen Hessen wollte. Der neue oberste Entwicklungshelfer Niebel hat sich bisher stets mit dem Thema „Arbeitswelt“ beschäftigt. Sein Blick auf die Welt beschränkte sich auf den Job des Vizepräsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Im Sinne der nun angesagten Neutralität eher ungünstig.

Reichtum für alle

Wohlstand für alle steht in Punkt 1 des heiß gestrickten Koalitionsvertrags-Entwurf.
Das erinnert an den oft angeprangerten Slogan der Linken „Reichtum für alle“, meint aber das Gegenteil. Arbeitgeber-Anteile werden eingefroren, Arbeitnehmer dürfen mehr bezahlen, Mindestlöhne werden dahingehend überprüft, ob sie Arbeitsplätze gefährden oder neuen Beschäftigungsverhältnissen entgegenstehen. Aha. Dafür kann z.B. Steuerberatung wieder in vollem Umgang abgesetzt werden, sehr wichtig für alle Leute ohne „Wohlstand“, die sich auch freuen werden, dass die Erbschaftssteuer für ihre vielen kleinen Häuschen wieder gesenkt wird.
Darfst Horst zu mir sagen

Die Bauern bekommen Grünland-Zuschüsse und Grüne Gentechnik. Mit Ökologie hat das nichts zu tun. Horst und Guido duzen sich jetzt. Trotzdem hat es die FDP geschafft, die Herdprämie für Über-Mütter weiterhin auf 2013 zu verschieben. Wetten, dass Seehofer das trotzdem als Riesenerfolg verkauft?

Dienstag, 20. Oktober 2009

Brüste schütteln

Frauen in Somalia dürfen keine BHs mehr tragen. Mitglieder der Islamistengruppe al-Schabab peitschen Frauen mit Körbchen aus, anschließend müssen die entwürdigten Opfer ihre Brüste schütteln. Um zu beweisen, dass der BH-Bann vollzogen wurde. Ein Büstenhalter erfülle den vom Koran geächteten Tatbestand der Irreführung. Sagen die Gotteskrieger.

Auch was die Medien angeht, sind die islamistischen Sittenwächter nicht zimperlich. Im Radio ist nur noch religiöse Musik erlaubt, Interviews mit "Ungläubigen" sind verboten. Schon Jugendliche werden für eine Teilnahme am "heiligen Krieg gegen die Feinde Allahs" rekrutiert. Bei einem Quiz eines regimetreuen Radiosenders während des Ramadans konnten Jungs zwischen 10 und 25 Jahren Sturmgewehre, Handgranaten und Anti-Panzer-Minen gewinnen. Den Hauptgewinn zog ein ein 17jähriger: Er ging mit einem russichen Schnellfeuergewehr, zwei Handgranaten, einem Computer und einer Anti-Panzer-Mine nach Hause.

Wie ist die Lage, Schwestern?


Letztens haben wir es abbestellt, das Time Magazine. Man (und frau) kommt ja nicht mehr zum Lesen. Diesmal muss ich wohl an den Kiosk gehen - denn es ist fabelhaft, was ich da online schon angelesen habe. Die neue Ausgabe handelt von der Lage der Frauen in den USA - und stellt dabei ganz auf einen Vergleich mit dem Jahr 1972 ab. Damals gab es die erste Coverstory zur Frauenbewegung. Und seitdem ist viel passiert, auch wenn es uns (und unseren Schwestern jenseits des Atlantik) oft nicht so vorkommt.
"Wenn Sie als Frau dieses Magazin vor 40 Jahren gelesen hätten, standen die Chancen gut dafür, dass Ihr Mann das Geld verdient hatte, es zu kaufen. Dass Sie genauso wählten wie er. Dass er, wenn Sie Brustkrebs bekommen hätten, gebeten worden wäre, die Formulare für die Operation zu unterschreiben...."
So beginnt die Titelgeschichte. Was folgt, ist einmal eine andere "Lage der Nation" - mit Details, Statistiken und Portraits interessanter Frauen, auch im Video.
Lesenswert.

Samstag, 17. Oktober 2009

Erfolgsfaktor Frau in Management und Führung

„Man muss an seine Berufung glauben und alles daransetzen, sein Ziel zu erreichen!“– davon war Marie Curie überzeugt. Doch „Für das Können“ gibt es laut Marie von Ebner-Eschenbach nur einen Beweis: das Tun! Allerdings scheinen Frauen nach wie vor darunter zu leiden, dass man ihnen schon von Kindesbeinen an die Bescheidenheit als Tugend preist. Und dafür zahlen sie einen hohen Preis! Nämlich den, dass ihre Leistung entweder als selbstverständlich erwartet wird, oder unerkannt bleit. Gerade im Management sind die Unterschiede gravierend.
"Im beruflichen Umfeld muss Frau sich zeigen und auf sich aufmerksam machen und darf nicht darauf warten, bis sie entdeckt wird",
betont Dr. Hilaria Dette-Koch, Mitglied des Rechnungshofs Baden-Württemberg in dem aktuellen, vom EWMD herausgegebenen Buch „Erfolgsfaktor Frau in Management und Führung“.
EWMD steht für European Women's Management Development International Network. (Redaktion: Elke Maria Rosenbusch.) 27 spannende und ungewöhnliche Portraits machen gelebte Beispiele sichtbar, wie Frauen in Wirtschaft, Gesellschaft und Öffentlichem Dienst Verantwortung übernehmen und Veränderungen bewirken. Ziel der Autorinnen ist es, Entscheidern in Unternehmen Anhaltspunkte zu geben, mit welchen Angeboten sie Frauen in ihrer Karriere unterstützen und sich damit den Erfolgsfaktor Frau sichern können. Das Buch macht durch ungewöhnliche Lebensläufe und motivierende Zitate Mut zur Karriere. Dies zeigen die Portraits und Interviews, die Ingrid Walter-Kühfuss, Gabi Maier-Tüttler , Dr. Mechthild Kreikle und Elke Maria Rosenbusch machten. Zudem scheinen die Macherinnen den Netzwerkgedanken zu leben, denn die ZUNFT-LADIES von der Zeppelin Universität in Friedrichshafen haben historisch recherchiert und Mitgliederbefragungen („Karrierewege“) ausgewertet. Lesenswert und verblüffend sind die Tipps, was eine Frau nie tun sollte. Zum Beispiel „es allen recht machen wollen“, „gegen Frauen arbeiten“ oder „eine verniedlichende Sprache sprechen“. Insgesamt ein motivierendes Buch, das Mut zur Karriere macht.
125 Seiten
Verlag: Ewmd (24. Juli 2009)
ISBN-10: 3000277196
Preis: 19,80 Euro

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Vergiss die Jedermann-Bestseller

Foto: Photobucket

Passend zur Buchmesse habe ich mir wieder mal fest vorgenommen, keine Bücher mehr bei Thalia und anderen Bücher-Ketten wie Hugendubel zu kaufen. Dazu sollte die klare Ansage in dem sehr informativen Beitrag von Birk Meinhardt in der Süddeutschen Zeitung reichen: „800 der einst fast 5000 Buchhandlungen im Lande haben in den letzten zehn Jahren zusperren müssen; die Ketten steigerten im selben Zeitraum ihren Marktanteil ums Doppelte auf fast 30 Prozent“.

Häufig fällt in dem Artikel der Name von Thalia-Chef Michael Busch, einem Volkswirt und Controller, vor dem die Buchbranche zittert und der neuerdings keine Verlagsvertreter mehr in seine Filialen lässt. Begründung: "Viele dieser Gespräche waren nicht effizient. Ganz viel irrelevante Kommunikation. Was für Zeit da teilweise vergeudet wurde bei der Weitergabe von Informationen, für die eine Seite Papier reicht - Titel, Thema, Werbemaßnahmen! …".
Ach, Herr Busch, lassen Sie uns doch mit Ihren so genannten Bestsellern in Ruhe.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Die Erste - aber bestimmt nicht die Letzte

Elinor Ostrom
(Foto mit freundlicher Genehmigung
der Indiana University)

Ihren anfänglichen "Schock" darüber, die erste Frau unter den Gewinnern des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften zu sein, hat Elinor Ostrom heute vermutlich bereits überwunden. Der Watch-Salon freut sich auf jeden Fall völlig ohne Schreckstarre über den weiblichen Erfolg beim diesjährigen Preisregen. Wer noch ein bisschen in der Freude schwelgen möchte, kann nachlesen bei n-tv-online "Frauen erobern Männerbastion" (Orginaltext Thomas Borchert, dpa). Dass es ein weiter Weg war bis heute, daran erinnert BR-Online mit "Forscherinnen - im Ringen um Anerkennung".

Elinor Ostrom selbst ist dafür ein gutes Beispiel. "Aus Liebe" (zur Wissenschaft, nicht zu einem Mann!) hat sie ihren Doktor gemacht "obwohl das damals nicht üblich war" und man ihr sagte, sie "werde keinen Job bekommen". Und sie ist auch ein Beispiel für gelungene Förderung in der Schule. Weil die junge Elinor stotterte, steckte sie ihre High School ins Redner-Team - mit viel Erfolg. Nachzulesen in ihrer kurzen Biographie, die ihr die US-Akademie der Wissenschaften online widmet.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Herta Müller bekommt den Literaturnobelpreis

Die Autorin habe „mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“ gezeichnet, heißt es in der Würdigung.

Der Watch-Salon gratuliert!

http://www.tagesschau.de/ausland/nobelpreis156.html

Dienstag, 6. Oktober 2009

"Trittst im Morgenrot daher..." - der Fall Polanski

Kunstschaffende protestieren gegen seine Verhaftung. Promis rund um den Erdball geben ihre Unterschrift für seine Freilassung. Die Kunstszene schreit auf, ein Genie würde ihr entrissen - wegen eines Falles der über 30 Jahre zurück liege.

Wir werfen noch einmal einen Blick auf die Fakten:
1. Am 10. März 1977 vergewaltigt Polanski eine 13-Jährige.
2. Am 24. März 1977 wird Anklage gegen ihn erhoben, wegen Vergewaltigung unter Zuhilfenahme von Drogen, sexueller Missbrauch von Minderjährigen, Anal- und Oralverkehr mit Kindern.
2. Polanski bekennt sich schuldig des "unerlaubten Sex mit einer Minderjährigen" und kommt für 42 Tage zur psychologischen Evaluation in ein Staatsgefängnis.
3. Vor der Urteilsverkündung flieht er nach Europa und meidet seitdem die USA.

Gäbe es auch Proteste, wenn es sich nicht um einen weltbekannten, renommierten Künstler handelte? Würde man dann auch zu hören bekommen, man (oder frau?) solle sich nicht so anstellen? Ist Vergewaltigung tatsächlich immer noch ein Kavaliersdelikt?

Die aktuellen Proteste prallen an der Schweizer Justiz ab, Polanski bleibt weiterhin in Haft. Wegen "zu hoher Fluchtgefahr" wurde die Zahlung einer Kaution abgelehnt.

Ich bin in diesen Tagen eine stolze Schweizerin.

Montag, 5. Oktober 2009

Sprach-Watch: Nobelpreis an Forscherinnen

Hier ist mal wieder Sprach-Watching à la Luise F. Pusch angesagt: Zwei US-Wissenschaftlerinnen (also Frauen!) bekommen den Nobelpreis für Medizin, ein Mann ist auch dabei - und schon preist Spiegel online den "Preis für Forscher". Wir aber wollen daran erinnern, was Professorin Pusch schon vor Jahren logisch folgerte: Wer "Forscherinnen" sagt, hat die Männer doch ganz selbstverständlich sprachlich integriert. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch den Damen und dem Herrn.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Innovative Nonnen

von Judith Rauch

In der Sonntags-FAZ entdeckt: "Florentiner Nonnen an der Druckmaschine". Es geht um die Erfindung des Johannes Gutenberg, über den ich einmal ein begeistertes Porträt für Reader´s Digest geschrieben habe ("Ein Medienpionier verändert die Welt", leider nicht online). 

Was ich seinerzeit noch nicht wusste: Frauen gehörten zu den ersten Anwenderinnen der revolutionären Technologie, des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Während Mönche noch den Niedergang der Schriftkultur beklagten, schwangen Nonnen in Venedig den Farbballen und bedienten die Druckerpresse. Als "early adopters" machten sie sich die neue Technik zunutze und gründeten ein Verlagshaus, statt der stupiden Abschreiberei nachzuweinen. Ein Beispiel, an dem wir uns orientieren sollten. 

Übrigens verdankt der FAZ-Autor sein Wissen über die Nonnen vermutlich der amerikanischen Historikerin Elizabeth Eisenstein, deren Leib- und Magenthema die Buchdruck-Revolution ist. Noch eine Lehre steckt darin: Nur wenn Frauen die Geschichte schreiben, kommen Frauen auch darin vor.

Freitag, 2. Oktober 2009

Gender und Karrieren - eine Studie wird in Deutschland mal wieder übersehen

In den Niederlanden sorgt die Studie der Sozialwissenschaftlerin Dr. Marieke van den Brink für mächtig Wellen - in Deutschland ist das Wasser der Gleichstellung an den Universitäten immer noch ein trüber Tümpel.

Van den Brink weist in ihrer Studie nach, dass fehlende Genderkenntnisse in Berufungsverfahren an Universitäten oft den Ausschlag für männliche Bewerber geben. Genderstereotype spielen dabei eine ganz zentrale Rolle. Viele Bewerberinnen seien bspw. in Bewerbungsverfahren abgelehnt worden, wenn sie nur eines der geforderten Kriterien nicht erfüllten. "Bei Männern war das dagegen meist nicht der Fall", so von den Brink. Da wurde von den (natürlich überwiegend männlich besetzten Gremien) mit anderen Maßstäben gemessen. Auch wurde das gleiche Verhalten von männlichen und weiblichen Bewerberinnen durchweg unterschiedlich interpretiert. Waren Bewerberinnen etwa zurückhaltend, wurde ihnen in erschreckend vielen Fällen gleich die Führungskompetenz abgesprochen.

"Es reicht nicht aus, dass Gleichstellungsbeauftragte von Unis Berufungskommissionen angehören", so das Fazit der Sozialwissenschaftlerin. "Genderkenntnisse sollten alle Kommissionsmitglieder vorweisen."

Aktuell beträgt der Anteil der Professorinnen in Deutschland gerade einmal 15 Prozent.