Montag, 30. November 2009

Die neue Familienministerin

"Proporz statt Kompetenz" titelt Spiegel-Online. Was meint ihr zu Kristina Köhler, der neuen Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend?

Sonntag, 29. November 2009

Videocamp - Wo bleiben die Camperinnen?




Kongresse sind wie der Frühling - erst freudig erwartet und dann machen sie oft nur müde. Und damit das nicht so auffällt, finden sie vermutlich gerne an grauen Novembertagen statt. Schön, wenn da mal Abwechslung ins Spiel kommt. An diesem Wochenende gab es die beim Videocamp in Essen. Mehr als 120 aktive oder potentielle Videomacher trafen sich im Unperfekthaus, um sich auszutauschen und miteinander zu diskutieren. Solche Barcamps sind "Unkonferenzen", bei denen man oder frau eben nicht "bar" sondern mit Engagement zahlt: mit eigenen Vorträgen oder auch dem Dienst am Empfang.

Donnerstag, 26. November 2009

E-Mail-Apnoe

In der Dezemberausgabe der Zeitschrift Harvard Business Manager (eine erweiterte deutsche Ausgabe der Harvard Business Review) gibt es auf Seite 99 bis 108 einen umfangreichen Beitrag mit dem Titel "Das Recht auf Ruhe".
Beschrieben wird der alltägliche Stress von Mitarbeitern, die sich mit E-Mails, Newslettern etc. überfordert fühlen. Experten behaupten, der Stress oder die gesellschaftliche Erwartung, jede E-Mail sofort beantworten zu müssen, könne unsere Leistungsfähigkeit herabsetzen und uns demoralisieren. Die Wissenschaftlerin Linda Stone, die den Begriff der Continuous Partial Attention, (CPA), also einer "ständig geteilten Aufmerksamkeit" prägte, beobachtete eine Art "E-Mail-Apnoe". Quasi ein unbewusstes Aussetzen der stetigen Atmung der Leute, die ihre E-Mails bearbeiten. Vielleicht sollte man manchmal, insbesondere im Freundeskreis, lieber zum Telefon greifen um zu kommunizieren.

Mittwoch, 25. November 2009

Innovative Nonnen (2)

von Judith Rauch

Was lese ich da im aktuellen SOLWODI-Rundbrief? Audi hat Sr. Lea Ackermann einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt:



Wer Lea nicht kennt: Sie ist die Gründerin von SOLWODI (Solidarity with Women in Distress), einer höchst erfolgreichen Hilfsorganisation für Frauen. Sie unterstützt vor allem Opfer von Frauenhandel und sexueller Gewalt. Außerdem ist Lea gelernte Bankkauffrau, promovierte Pädagogin und überzeugte Ordensschwester. Letzteres hat sie noch nie gehindert, ein höchst zeitgemäßes und emanzipiertes Leben zu führen.

Die gute Tat der Autofirma trifft also die Richtige. Glückwunsch, Schwester Lea, und allzeit gute Fahrt!

Dienstag, 24. November 2009

Die aktuelle Quote

94,4% der C4/W3-Professuren in den Naturwissenschaften sind in Deutschland aktuell mit Männern besetzt. Bei den Ingenieurswissenschaften sind es 96,2%, in der Medizin 94,2%, in den Agrarwissenschaften 91,1%, in den Sozialwissenschaften 92% und in den Geisteswissenschaften 83,7%. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland damit eine Spitzenposition ein, wenn es um die Bevorzugung von Männern in der Wissenschaft geht, dies berichtet die duz (unabhängige deutsche Universitätszeitung) in dieser Woche. Die Quote ist in Deutschland eben eine Männerquote.

Schwätzen, Zwitschern, Balzen - Twittern bei Konferenzen


"Sehe ich das recht oder sitzen da nur Männer auf dem Podium?", fragt meine Sitznachbarin mich halblaut bei der "Besser-Online". (Über die DJV-Konferenz berichtete der  Watch-Salon.) Kurze Zeit später steht eine ähnliche Bemerkung dann auch schon an der Wand, der Twitterwall. Wunderbar, endlich sieht mal jeder, was sonst nur in den Reihen geraunt wird! Alles was mit dem Hashtag (Twitterslang für so eine Art Kennzeichen/Kürzel) #djv_bo über den Kongress micro-gebloggt wird, erscheint via Beamer in allen Konferenzräumen.

Der Beginn einer neuen Diskussionskultur? Kein peinliches Schweigen mehr, wenn Fragen aus dem Publikum angesagt sind. In 140 Zeichen können sich auch Stotterer, Errötende und Quiekstimmen ans virtuelle Mikrofon trauen. Komisch nur, dass dann einer am liebsten aus dem Saal gehen möchte, als er vom Podium herab auf seinen Tweet angesprochen wird. Und auch der Moderator der Eröffnungsdiskussion gehört wohl nicht zu den Early-Adapters:
"Hier fände ich es nett, wenn Sie sich verbal melden. Ich will mir nicht den Hals verrenken."
Frau ist da schlauer. Die Moderatorin der Abschlussrunde schaut in ihr Netbook statt auf die Wand hinter sich. Und bittet dann zur Saal-Abstimmung (Melden geht doch schneller tippen!) darüber, ob es problematisch ist, wenn Diskutanten auf dem Podium twittern - und dabei nicht immer ihren Kollegen zuhören. Ergebnis: 50:50. Und dabei hatte Michaela Skott nur einen Zwitscherer in der Runde. Woanders waren sie da schon weiter, wie matthiasdan twittert:
"Von 4 Diskutanten auf Twitter-Podium hat nur Frank Schmiechen @weltkompakt nicht gleichzeitig getwittert. Höflich oder Akku leer?"
Und zwei Tage danach tobt die Debatte um eine Twitterquette bei Konferenzen erst so richtig im Netz. "Twigge" (nach dem guten alten Knigge) wäre ja übrigens kürzer und damit twitterabler - aber das nur nebenbei. Immerhin: Gutes Benehmen bewies die Podiumsteilnehmerin, die ihre Verspätung per Twitter entschuldigte.

Abgesehen von der Debatte um den Mythos Multitasking, was bringt es den Teilnehmern? Vor allem Ablenkung und Unterhaltung. Da erfährt man, was im Nebenraum passierte, wer sich gleich mit wem treffen will, dass das Netbook-Design der Moderatorin ja "gar nicht geht", wie lange der Bus vom Lerchenberg zum Bahnhof braucht und Fußball-Ergebnisse. Kurzum: alles, was man sich früher auf Zettelchen unter der Bank zugeschoben oder auch mal in die Klasse gerufen hat. Womit wir wieder bei der guten alten kommunikationswissenschaftlichen Erkenntnis sind: Techniken ändern sich, Inhalte bleiben. Und wenn das WLAN ausfällt, schmeißen wir halt wieder Papierkügelchen.

Montag, 23. November 2009

Depressive Männer werden oft aggressiv


Foto: flickr
Depressionen machen sich bei Männern anders als bei Frauen bemerkbar. Diplom-Psychologe Frank Meiners:
"Wutausbrüche, Kamikaze-Manöver mit dem Auto oder aggressives Verhalten sind die Symptome, die häufig bei Männern auftreten, aber eben nicht als Folgen einer Depression erfasst werden".

Das schreibt die Hessisch Niedersächsische Allgemeine (HNA) in ihrem Artikel "Kranke Helden im täglichen Stress". Demnach reagieren Frauen eher niedergeschlagen und verzweifelt. Sie suchen auch eher professionelle Hilfe. Hier macht sich meines Erachtens wieder das Männlichkeitsideal der Stärke bemerkbar. Gefühle von Aggressionen sind erlaubt, weil sie damit assoziiert sind. Hilfebedürftigkeit wird hingegen als Schwäche ausgelegt, weswegen sich Männer auch im Depressionsfall oft keine Hilfe holen. Kein Wunder also, dass die Dunkelziffer unerkannter Depressionen bei Männern hoch ist (siehe Artikel). Frauen dagegen, das vermeintlich schwache Geschlecht, beweisen viel häufiger die Stärke, sich Unterstützung zu holen. Denn Stärke ist es, mit den Schwächen umgehen zu können.

Sonntag, 22. November 2009

Besser Online: Krise, Klicks und Kampfbegriffe

von Angelika Knop


Katja Riefler bei "Besser Online - Klicks aus der Krise!"/ Foto: A. Knop

"Den Kampf um die Aufmerksamkeit zu gewinnen, ist derzeit wichtiger als Geld zu verdienen." 
Mit dieser These startete Katja Riefler, Eigentümerin der Medienberatung RISolutions, in ihren Vortrag. Da ging es um "Paid Content" und wie der die Zukunft der Zeitung im Internet sichern könnte. Aber die Aussage hätte so auch über den meisten anderen Diskussionen und Referaten am Samstag beim Besser-Online-Kongress des Deutschen Journalistenverbandes stehen können.

Donnerstag, 19. November 2009

Baroness wird EU-"Außenministerin"


Catherine Ashton Foto: EU-Kommission

Eine vermeintliche Außenseiterin hat es geschafft: Die europäischen Sozialisten haben die Britin Catherine Ashton als Hohe Repräsentantin der EU für Außen und Sicherheitspolitik und damit faktisch zur Außenministerin der Gemeinschaft vorgeschlagen. So die FTD in ihrer Online-Ausgabe. Die Entscheidung der sozialistischen Regierungs- und Parteichefs fiel am Donnerstag einstimmig. Damit gilt die Wahl der 53jährigen beim Gipfel in Brüssel als sicher. Die Sozialisten feiern die Abstimmung als "Durchbruch". Allerdings wird Baroness Ashton of Upholland nicht den Titel Außenministerin tragen, der fand keine Mehrheit. Sie nennt sich künftig "Hohe Repräsentantin". Überraschungskandidatin Catherine Ashton ist anerkannte Wirtschaftsexpertin und seit 2008 EU-Handelskommissarin.

Dienstag, 17. November 2009

Das rettende Ufer



Foto: stefoto
Der Satz der Woche:
"Die Zeitungen der Zukunft sind nicht der Fluss, sie sind das Ufer"
Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur Die ZEIT

Samstag, 14. November 2009

Keiner kann euch leiden


Foto: privat

München legte sich ins Zeug und hatte einen für den heutigen Samstag angekündigten Neonazi-Aufmarsch verboten. Der so genannte "Heldengedenkmarsch" sei als "Reinszenierung" des NS-Feiertags "Heldengedenktag" zu werten und diene der "Verherrlichung oder Billigung der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft".
Doch genau wie schon im vergangenen Jahr ist die Stadt mit dem Verbot vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gescheitert. Dessen Begründung klingt reichlich verquast. Man teile zwar die Auffassung, dass die angemeldete Versammlung sich an die Heldengedenkfeiern anlehne. Gleichwohl könne allein aus einer Gedenkfeier zu Ehren aller gefallenen deutschen Soldaten der beiden Weltkriege mit Anklängen an das nationalsozialistische Vorbild nicht auf eine – für das Versammlungsverbot unerlässliche – Billigung schwerer Menschenrechtsverletzungen durch das NS-Regime geschlossen werden.

So konnten diese Bürschchen heute durch fünf Megaphone schreien, die Polen hätten den Zweiten Weltkrieg angezettelt und Deutschland habe sich verteidigen müssen. Die systematisch abgedrängten Demonstranten sorgten immerhin dafür, dass die Bande etwa vier Stunden auf einer Stelle stand, um dann in der Dämmerung und unter Spottgesängen („Keiner kann Euch leiden, keiner hat euch gern“) zum Bahnhof geleitet zu werden.
Über Twitter wurden später 20-30 festgenommene Demonstranten gemeldet.

Der Pascha ist ein Auslaufmodell


Maybritt Illner Foto: http://www.zdf.de/

Eine interessante Variante des Kapitalismus vertritt ZDF-Moderatorin Maybritt Illner in der aktuellen Ausgabe des STERN. Darin werden starke, erfolgreiche Frauen aus der ehemaligen DDR vorgestellt.

Auf die Frage "Für die Zukunft wünsche ich mir..." antwortet Illner wie folgt: "...dass Frauen aus Ost und West sich weiter aufeinander zubewegen, weil sie dasselbe wollen. Beruf, Erfolg, Familie, keine endlosen Sitzungen bis in den Abend - und einen wirklichen Partner. Der Pascha auf der Pirsch nach dem "trophy wife" ist ein Auslaufmodell - ich glaube fest an das Gesetz des Kapitalismus, dass die Nachfrage das Angebot schafft."

Freitag, 13. November 2009

Virtuell trauern

Anscheinend haben sich schon mehr Leute als ich Gedanken darüber gemacht, was nach meinem Ableben mit meinen Einträgen in Social Communities passiert. Sie können auf Antrag gelöscht werden, oder noch ein Weilchen online bleiben, damit meine FreundInnen, Bekannten und "Kontakte" auch im Internet  um mich trauern können. Dafür gibt's virtuelle Friedhöfe mit Gräbern und Kondolenzbüchern... Dass öffentliche Trauer wichtig sein kann, sehen wir aktuell am traurigen Selbstmord von Robert Enke. Fast 105.000 Einträge zählt das virtuelle Kondolenzbuch für den verstorbenen Torhüter. Niemals hätten so viele Menschen Briefe geschrieben oder gar die Zeit gefunden, sich in ein Buch vor Ort einzutragen. Ein virtueller Händedruck kann Anteilnahme ausdrücken und den Angehörigen vielleicht ein zusätzlicher Trost sein.

Serap Cileli erhält Elisabeth-Selbert-Preis



Foto: flickr

Die Schriftstellerin und Autorin Serap Cileli hat gestern in Kassel den mit 10.000 Euro dotierten Elisabeth-Selbert-Preis des Landes Hessen erhalten. Die 43-jährige Mutter von drei Kindern setzt sich seit zehn Jahren in ihren Büchern und Vorträgen für die Rechte muslimischer Frauen ein, die von Zwangsheirat, Gewalt oder Ehrenmord bedroht sind. Der hessische Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit, Jürgen Banzer, der den Preis überreichte, lobte ihren Mut und ihre Zivilcourage. Cileli trage zu mehr Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft bei und stärke die Rechte der Frauen, so der Minister.
Der Elisabeth Selbert-Preis ist nach der Kasseler Juristin Dr. Elisabeth Selbert benannt, die 1949 den Gleichheitsgrundsatz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" im Grundgesetz durchsetzte. Mit ihm "werden Frauen und Männer ausgezeichnet, die in hervorragender Weise mit ihrer gestalterischen Kraft und ihren Leistungen für die Gesellschaft zur Verwirklichung der Chancengleichheit von Männern und Frauen beigetragen haben" (Pressemitteilung des Ministeriums).

Der Watch-Salon gratuliert!

Dienstag, 10. November 2009

FC-Bayern: einer vor, sieben zurück


Foto: Dreamstime

Durfte Philipp Lahm so ein kritisches Interview geben? Fragt heute Sueddeutsche.de. 64% meinen: Ja, weil er inhaltlich völlig recht hat. 20% sagen: Ja, in Deutschland herrscht Meinungsfreiheit. Die Fans sind also wohl überwiegend seiner Meinung. Herr Rummenigge aber meint, es sei ein absolutes Tabu, in der Öffentlichkeit Kritik gegen den Klub, den Trainer und Mitspieler zu äußern. Deshalb muss Lahm, einer der besten Spieler der Bayern, nun Strafe für sein konstruktives Anpinkeln des Vorstands zahlen, so um die 25.000 Euro. Davon kann der Verein ja schon mal die Anzeige für einen neuen Trainer zahlen.
Die Toten Hosen haben ja schon immer gewusst, was von diesen special bavarian people zu halten ist.

Ein Geist geht um

Halloween ist längst vorbei, was allerdings für den Kölner Stadt-Anzeiger kein Grund ist, nicht weiter gehörig Gespenster spuken zu lassen. Sein heutiges Lieblingsgespenst: die böse Schwiegermutter. Der KSTA widmet diesem Prototypen des weiblichen Antibildes in der heutigen Ausgabe sogar eine ganze Doppelseite. Und die Leserinnen und Leser staunen nicht schlecht, was für Weisheiten uns der KSTA da präsentiert:

"Evolutionär betrachtet besteht zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter von Natur aus ein problematisches Verhältnis. Erstere ist daran interessiert, dass ihr Sohn mit möglichst vielen verschiedenen Frauen Kinder bekommt und so auch ihre eigenen Gene vielfältig weitergegeben werden. Letzere möchte den Vater ihrer Kinder natürlich eher für sich behalten."

Ja, ja, die gute alte Natur. Nach der blonden Ex-Tagesschau-Sprecherin hat sich nun eine Psychologin gefunden, die ganz offensichtlich regelmäßig mit der Natur ein Tässchen Kaffee trinkt und sich dabei erklären lässt, was sie so will, die Natur. In das Tässchen Kaffee hat sich dabei offensichtlich das ein oder andere Schnäpschen verirrt.

Na dann mal: Prost!

Sonntag, 8. November 2009

Aus für Netzeitung

Gerade noch ein harmloser, nächtlicher Klick in die netzeitung. Aber welcher Schreck. Das Online-Portal meldet selbst sein baldiges Aus. Allen MitarbeiterInnen werde betriebsbedingt gekündigt. Am Jahresende ist Schluss mit der Netzeitung. "Kurz vor dem zehnjährigen Jubiläum müssen wir uns von ihnen verabschieden", schreibt die Redaktion und veröffentlich einen kurzen Auszug aus der Pressemitteilung des Presse- und Medienhauses Berlin. Für die KollegInnen ist das Aus sicher ein herber Schlag.

Super Tipp für JournalistInnen

Die freie Journalistin Ulrike Langer, freie Medien- und Marketingjournalistin, aus Köln bloggt auch für KollegInnen. Das freie Redaktionsmitglied des medium magazins hat jetzt die besten Mulitmedia-Tipps von Mindy McAdams aus dem Amerikanischen ins Deutsche übersetzt. In der ersten Folge rät sie dringend: Lesen Sie Blogs und benutzten Sie RSS-Feeds. Und ergänzt ihren Eintrag mit super Tipps, wie's geht. Weiterlesen!

Wort zum Sonntag für Alltagsväter


Foto: Photobucket

„Doing family“ hieß eine Fachtagung des Deutschen Jugendinstituts letzte Woche in Berlin, bei der sich die Fachleute einig waren, dass junge Männer verzweifelt nach neuen Rollenbildern suchten, in der deutschen Gesellschaft aber kein positives Bild von Männlichkeit inclusive Väterlichkeit fänden. Auch hier fahndet mann danach.

Dass also noch viel zu tun ist, macht Tina Baier in ihrem Tagungs-Resümee in der Süddeutschen Zeitung klar.

Schauerlich darin die Zukunftsprognose Hans Bertrams von der Philosophischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität. Seiner Meinung nach „wird sich in Zukunft die eigentliche Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr zwischen Männern und Frauen abspielen, sondern zwischen Menschen, die hochflexibel den Anforderung der globalisierten Arbeitswelt entsprechen, weil sie keine Verpflichtungen haben und Menschen mit Fürsorgepflichten, sei es für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige.“

Noch ein Wort zum Sonntag: In dem Beitrag „Nur nicht das brave Mädchen sein“ in der SZ am Wochenende beschreibt die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer ihren Mann als jemanden, „der so verrückt nach seinen Kindern war und zu egoistisch, um mir die Elternaufgabe allein zu überlassen.“ Der wiederum soll am Anfang der Ehe zu ihr gesagt haben: „Du brauchst einen Beruf. Dein Gehirn explodiert sonst.“ (Das Porträt ist nicht online)

Samstag, 7. November 2009

FemTV - der neue Frauensender

von Angelika Knop 

"In Deutschland gibt es über hundert Frauenzeitschriften, aber keinen Frauensender. Der fehlte einfach noch in der Landschaft." 
Das hat ProSiebenSat.1-Vorstand Andreas Bartl dem SPIEGEL erzählt. (Details gibt es u.a. bei Kress.) Und das wird er ändern. Die Gruppe startet den neuen Sender FemTV. Eine Blitzidee ist das zumindest nicht. Bereits 2007 prüfte die Senderkette die Einführung eines Frauensenders. Im Frühjahr 2010 soll es jetzt also tatsächlich so weit sein. 

Und das Frauenfernsehen bekommt auch eine Chefin: Katja Hofem-Best. Die wechselt so quasi vom Testosteron zum Östrogen, denn sie leitete auch schon mal den Männersender DMAX. Im August stieg sie als Geschäftsführerin bei Discovery Networks aus, was damals Rätsel aufgab, die nun offenbar gelöst sind. 

Feministisches Engagement steckt erwartungsgemäß nicht hinter dem neuen Engagement von ProSiebenSat.1, sondern die Hoffnung auf neue Einnahmequellen für die Mediengruppe, die gerade erst wieder schlechte Zahlen verkündet hat. Der neue Sender soll nun binnen zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben, unter anderem mit völlig neuen Werbekunden und -modellen, zum Beispiel "gut erzählten und natürlich klar erkennbaren Promotion-Storys". 

Wir erinnern uns: Vor 14 Jahre klang das noch anders. Da startete schon mal ein deutscher Frauensender im TV: tm3. Damals konnte frau große Erwartungen haben. Chefredakteurin war die renommierte Journalistin Anna Doubek, geplant waren auch journalistische Magazine.  Das Ende: die Ausrichtung wurde bald geändert, immer wieder gewechselt und schließlich mutierte der Sender zu 9Live.

Diesmal wissen wir wenigstens gleich, dass uns etwas verkauft werden soll. Wir sind gespannt auf die Verpackung - und in diesen Zeiten natürlich froh über jeden neuen Arbeitsplatz in den Medien.

Freitag, 6. November 2009

Wikipedia (Teil 2)

von Judith Rauch

Wikipedia writer/editors are 80% male, 65% single, 85% without children, about 70% under the age of 30. Does that tell us anything?... more»
Den netten Teaser entdeckte ich auf Arts&Letters Daily, einer Seite, auf der ich schon lange nicht mehr war. Er führt zu einem länglichen Artikel aus der Boston Review, der sich kritisch mit dem gegenwärtigen Stand von Wikipedia auseinandersetzt - und den ich zugegebenermaßen noch nicht ganz gelesen habe. Aber schon die Zahlen bestärken mich darin, den Laden mal aufzumischen.

Donnerstag, 5. November 2009

Karrieretipps für Frauen

Die Managementtrainerin Marion Knaths erklärt auf Zeit-Online seit einiger Zeit in wechselnden Videos Frauen, wie sie sich vorteilhaft im Job verhalten können. In den kleinen Filmchen von bis zu drei Minuten Länge geht es etwa um den "Mentor als Karrierelift", "Tipps für Besprechungen", "Die Businesskleidung" und "Frauen unter sich". Kompetent, kurz und präzise trägt Knaths ihre Ratschläge unter http://www.zeit.de/karriere/2009-11/powerfrau_021109-2 vor. Titel der Serie: "Powerfrau: Karrieretipps für Frauen." Löblich, dass die Zeit das aufgreift und schade, dass Frauenthemen außerhalb des Karriereressorts auf Zeit-Online so selten eine Rolle spielen.

Mittwoch, 4. November 2009

Braunes Rubinrot - oje


Foto: Hersteller
Ach, ich habe es mir so gewünscht, dieses schnuckelige Ding, kann kaum erwarten, es auszupacken. Noch in der Hülle ertaste ich die nur 25 Millimeter schmale Taille, wiege zärtlich die gerade mal 1200 Gramm auf meiner Hand. Der Hub der Tasten soll phantastisch sein. Fast 12 Stunden soll die Batterie durchhalten. Ich reiße die letzte Verpackung auf. Schock: Diese miesepetrige Farbe soll rot sein?

Ich klicke mich durchs Internet, fast überall wird die Farbe dieses neuen schicken Zwitters zwischen Netbook und Notebook mit rot bezeichnet. Und der Hersteller? Zeigt das Gerät in einem viel angenehmeren Rotton und nennt es Rubinrot. Das läuft im deutschen Farbsystem unter RAL 3003. Der Name kommt vom Edelstein Rubin, von dem die Lexika behaupten: „Das Rot des Rubins ist ein unvergleichliches Rot, warm und feurig“. An anderer Stelle aber heißt es auch: „Eine zusätzliche Einlagerung von Eisen bewirkt bräunliche Farbtöne“. Genau, so sieht mein neues Net-Notebook aus.

Glaubt Ihr, ein einziger männlicher Mensch hätte sich in den zahlreichen enthusiastischen Kritiken zu dieser Mistfarbe geäußert?

Tinytales und Knast-Shopping

Florian Meimberg twittert nicht irgendwas, sondern Literatur. Eigene natürlich. Tinytales nennt er die 140-Zeichen-Geschichten, bei denen einem schon mal das Lachen im Hals stecken bleibt. "The End. Sein Roman über die WTC-Anschläge war fertig. Er klappte den Laptop zu, sah auf die Uhr. Fast Mitternacht. Es war der 10.9.2001." Schluck. Meimbergs Literatur im Mini-Format hat's in sich. Weiterlesen auf: www.twitter.com/tiny_tales
Lebenslänglich
Weniger vergänglich als die Zwitscher-Stories sind möglicherweise die Online-Angebote aus deutschen Gefängnissen. "Lebenslänglich" nennen sich die Gartenmöbel aus den Werkstätten der JVA Brandenburg. Weihnachtliches gibt's im Knastladen der JVA Nordrhein-Westfalen und die JVA Hünfeld in Hessen wirbt mit "Freiheit für die Sinne": Der ersten Kaffeemarke hinter Gittern. Wohl bekomm's!

Montag, 2. November 2009

Stereotypen sind keine Typen

Schwarz-Gelb ist da und die Änderungen in der Gesundheitspolitik wohl auch bald - in Form von einkommensunabhängigen Zuzahlungen. So weit so schlecht, das findet nicht nur Gregor Gysi. Dieser rügte die Regierung, dass mit diesem Konzept "der Dachdecker und der Ingenieur" bald gleichviel drauf zahlen müssten. Ganz anders Anne Will: "Der Putzmann und die Managerin zahlen dann gleichviel, kann das sein?", fragte sie in ihrer gestrigen Sendung. Ja, kann das sein?