Mittwoch, 29. September 2010
Who makes the news?
Chefvolkswirt liebt starke Männer
"Deutschland wird wieder zum starken Mann Europas"
erschien am 27. September im Handelsblatt ein Beitrag des Chefvolkswirts der Deutschen Bank, Thomas Mayer. Ob ihm der folgende offene Brief wohl zu denken gibt?
Sehr geehrter Herr Mayer,
warum reden Sie im Zeitalter der Gleichberechtigung von Deutschland als dem „starken Mann"? Sie ignorieren damit alle Frauen und deren Leistungen für den Wohlstand. Sie verletzen unser Selbstwertgefühl. Mit dieser Überschrift erwecken Sie bei mir den Eindruck, dass die Wirtschaft für Sie ausschließlich eine Männerwelt ist. Ist sie das wirklich? Auf mein Unternehmen trifft dasjedenfalls nicht zu. Dort sind 40 Prozent der Spitzenpositionen im Management in Frauenhand. Ihre frei gewählte Überschrift ist für mich persönlich ein weiterer Beweis dafür, dass Deutschland für die weibliche Präsenz im Spitzenmanagement gesetzliche Zielvorgaben braucht.
Prof. Dr. Ulrike Detmers, Mitglied der Geschäftsführung und Gesellschafterin der Mestemacher-Gruppe
Donnerstag, 23. September 2010
Willkommen im Bundesrätinnen-Rat!
Nichtsdestotrotz: Der Watch-Salon gratuliert und ruft "Hopp Schwiz!"
Dienstag, 21. September 2010
Eine Frau läuft Amok
"Die innere Widerstandsfähigkeit, die Fähigkeit, mit Enttäuschungen und Kränkungen umzugehen, ist bei Frauen wesentlich höher entwickelt. Das heißt, Männer sind bei Beziehungsproblemen, bei Konflikten und Krisen wesentlich verletzlicher und verletzbarer, als Frauen das sind." Von daher neigten Männer eher dazu, ihre Aggressionen in Gewalt umzuwandeln, "weil die Gewaltausübung ihr Gefühl von Ohnmacht in ein kurzzeitiges Erleben von Allmacht wandelt."Spannend wäre es gewesen, hätte die Autorin zu diesem Thema noch eine erklärte Feministin befragt. Wie so oft findet sich auch in diesem Artikel ein Überhang der zitierten (männlichen) Experten. Die allerdings weisen zumindest ein gewisses Geschlechterrollenbewusstsein auf. Nachdenkenswert.
Mehr Stil beim Anti-Atom-Protest
http://twitpic.com/2pohyk
Sonntag, 19. September 2010
Hyperlokal und experimentierfreudig
von Judith Rauch
Zurück vom Freischreiber-Zukunftskongress in Hamburg. Genereller Eindruck: Die Stimmung ist gut, die Zukunft offen. Die neuen Geschäftsmodelle sind noch recht vage oder bringen noch wenig ein. Die alten Helden der New Economy wie Peter Kabel (Kabel New Media, insolvent 2001) treten nur noch als "Gespenst" aus der "Geisterbahn" in Erscheinung. Zu den neuen Heldinnen zählt beispielsweise Katharina Borchert, die von der Bloggerin zur Geschäftsführerin von Spiegel online aufgestiegen ist. Aber auch sie musste sich vorhalten lassen, wie mager die Honorare für freie Mitarbeiter bei dem erfolgreichen Verlags-Portal ausfallen.
Erfrischend dagegen die Berichte von JournalistInnen, die ohne Verlag im Rücken Bücher, Podcasts, Meldungen oder Meinungen veröffentlichen, nach dem Motto der Veranstaltung "Mach´s dir selbst". Die Medienjournalistin Ulrike Langer mit ihrem Blog medialdigital beispielsweise oder die Politik- und Wirtschaftsjournalistin Margaret Heckel mit gleich zwei Blogs. Alles noch begeisterungsgetragen und nicht kostendeckend. Aber so hat Katharina Borchert auch mal angefangen, wie sie (etwas wehmütig?) berichtete.
Mittwoch, 15. September 2010
Der eigene Name: Nicht nur Schall und Rauch
von Judith Rauch
Unter dem Titel "Warum Frauen ihren Mädchennamen behalten sollten" berichtet "Psychologie heute" im Oktoberheft über eine holländische Untersuchung. Die SozialpsychologInnen stellten nicht nur fest, dass es reale Unterschiede zwischen Frauen gibt, die bei der Eheschließung ihren Namen wechseln und solchen, die ihn behalten: vor allem bei der politischen Einstellung und beim Einkommen. Es gibt auch Image-Unterschiede: Frauen, die ihren Mädchennamen behalten, wurden im Gegensatz zu Namenswechslerinnen und Doppelnamen-Trägerinnen von einer Gruppe Studierender als "intelligent, unabhängig, selbstbewusst und emanzipiert" angesehen.
"Ihnen wurde zugetraut, auch ohne Mann im Leben zurechtzukommen und gut zu verdienen (auf ein Arbeitsleben hochgerechnet, verdienen sie geschätzte 361.708,20 Euro mehr)."Da sehen Sie mal, Frau Schröder, was Sie von Ihrer Umbenennung haben!
[Update 22.12.2013: Wie inzwischen bekannt wurde, war diese Studie ebenso wie weitere Untersuchungen des Psychologen Diederik Stapel gefälscht. Der Watch-Salon entschuldigt sich für die unfreiwillige Fehlinformation.]
Montag, 13. September 2010
Machtfrage Change
Donnerstag, 9. September 2010
Bild, Schwarzer, Kachelmann
von Judith Rauch
Alice Schwarzer kommentiert in Bild den Kachelmann-Prozess. Und, um es gleich zu sagen: Ich finde das gut.
Erstens aus inhaltlichen Gründen: Es ist nötig, dass in diesem Prozess, in dem die Medien-Sympathien in Richtung des der "schweren Vergewaltigung" beschuldigten TV-Moderators gekippt sind, auch die Perspektive der Nebenklägerin durch eine starke Stimme repräsentiert wird. Denn noch steht Aussage gegen Aussage, gibt es keine neuen Erkenntnisse, die zu einer Vorverturteilung oder einer Vorabfreisprechung des Beklagten taugen.
Zweitens aus journalistischen Gründen: Es hat Tradition und es ist sinnvoll, dass MeinungsmacherInnen aus langsamen Medien - etwa (Chef-)RedakteurInnen von Monatszeitschriften - schnellere Medien für ihre Beiträge zu aktuellen Debatten nutzen. Von Alice Schwarzer konnte man in dieser Hinsicht schon immer viel lernen. Natürlich hat sie in der Vergangenheit bevorzugt seriöse Blätter wie Spiegel, Zeit und FAZ für ihre aktuellen Kommentare genutzt. Die Zusammenarbeit mit Bild ist neu. Aber da es hier um einen TV-Prominenten geht und um eine Geschichte, die das Volk bewegt, ist die Wahl des Mediums plausibel. Wo sonst bekommt eine feministische Position so viel Aufmerksamkeit?
Frauen bleiben geistig länger fit
Montag, 6. September 2010
"Danke, liebe Freundin!" – Marlies Hesses Abschied als jb-Geschäftsführerin
Marlies Hesse, Ex-Geschäftsführerin des Journalistinnenbundes / Foto: Heidrun Wulf-Frick |
Nein, rührselig wollte keine sein. Und doch, als gefühlte 1000 bunte Herzchen auf Marlies Hesse herabrieselten, mehr als 80 große Herzen geschwenkt und dabei ein auf sie gedichtetes Abschiedslied gesungen wurde - da floss doch so manche Träne auf der Jahrestagung des Journalistinnenbundes am vergangenen Wochenende. Marlies Hesse ist nicht mehr Geschäftsführerin des JB!?! Unvorstellbar. Der JB, ohne sie - droht das Aus? Als sie ihren Rücktritt vor einiger Zeit ankündigte, konnte keine der Kolleginnen wirklich realisieren, wie das Loch, das sie ganz hinterlassen würde, gefüllt werden sollte. Denn in den 17 Jahren ihrer Tätigkeit als hauptamtlicher Geschäftsführerin wurde sie (unter anderem) zum Gedächtnis des JB.