Sonntag, 31. Oktober 2010

Facebook-Film: Was für Jungs

von Judith Rauch

Habe mir "The Social Network" angesehen, der als Docufiction die Entstehungsgeschichte von Facebook erzählt. Mein Eindruck: Ein spannend erzählter Schöpfungmythos. Gleichzeitig wirklich ein Film über Soziale Netze: Die Netze der Old Boys und die Netze der Young Boys und wie sie miteinander konkurrieren. Es wird allzu deutlich, dass die USA gerade an Plätzen wie der Harvard University noch eine Klassengesellschaft sind.

Doch egal ob Oldfashioned Harvard oder Cool California: Frauen bleiben in dieser modernen Unternehmerwelt Randfiguren. Sie tauchen entweder als penetrante junge Tussen auf, die sich sofort die Kleider vom Leib reißen, wenn sie Jungs mit Geld wittern. Oder sie sind strenge Damen, an die die Zuckerbergs & Co. nicht rankommen.

Vielleicht spiegelt sich in dieser Eindimensionalität nur das tatsächliche Frauenbild der spätpubertären Facebook-Gründer. Für Zuschauerinnen macht es den Film allerdings schwer erträglich.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Die Hälfte des Himmels - Ein kämpferisches Buch macht Druck

                    Cover C.H.Beck-Verlag

Sheryl WuDunn und Nicholas D. Kristof sind das erste Journalisten-Ehepaar, das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde (für ihre New York Times-Berichterstattung aus China).
Ihr neues gemeinsames Buch ist ein Werk voller Härte und Elend, aber mit Herzblut geschrieben. "Die Hälfte des Himmels - Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen" ist eine schonungslose Anklage der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der Entwicklungswelt. Die beiden berichten über die Vergewaltigungsorgien in Kongo, die "kostengünstigte Methode, um eine Zivilbevölkerung zu terrorisieren", über weltweite Prostitution und Müttersterblichkeit.

Montag, 25. Oktober 2010

Hatz auf Lesben und Schwule in Uganda

Unter der Schlagzeile "Hängt sie auf" hat das Magazin "Rolling Stone" in Uganda zur Hatz auf Homosexuelle geblasen. Seitdem steigt nach einem Artikel in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung die Zahl brutaler Übergriffe. Dadurch verschärft sich die ohnehin schwierige Situation der Lesben und Schwulen dort zusätzlich. Der engagierte Text beleuchtet auch die Lebensumstände von gleichgeschlechtlich Liebenden in anderen afrikanischen Staaten:
"In vielen afrikanischen Ländern gilt Homosexualität als etwas Unerhörtes, das aus der vermeintlich dekadenten Welt der reichen Weißen eingeschleppt worden sei. Selbst Präsidenten beteiligen sich an der Hetze. Ugandas Staatschef, Yoweri Museveni, verunglimpfte Homosexualität als 'Dekadenz und eine Gefahr für unsere Gesellschaft'. Und Simbabwes Diktator Robert Mugabe pöbelte, Homosexuelle seien 'Wesen schlimmer als Schweine oder Hunde'.",
 schreibt unter anderem Autorin Judith Raupp. -  Mag eine von unserem schwulen Außenminister politisch halten was sie will, sich hier für seinesgleichen einzusetzen, wäre eine sinnvolle Aufgabe für ihn.

Samstag, 16. Oktober 2010

"Papier kann man wegschmeißen" - der Contentgipfel der Medientage München

Mercedes Bunz. Foto: Medientage München

Draußen vor der Messe München steht das Modell einer Bergkette im Wasserbecken - und drinnen erklimmen die Medientage ständig neue Gipfel: Neben dem Medien-, Infrastruktur-, Print- und Online- diesmal auch einen Contentgipfel. Um "Journalismus und Meinungsbildung in der digitalen Medienwelt" sollte es da gehen. Doch dann ging es einmal mehr ums "Substrat", wie Moderator Jochen Wegner das nannte: Papier oder Bildschirm.
"Printprodukte wird es weiter geben", sagte die Bloggerin und Guardian-Autorin Mercedes Bunz voraus, denn das "Tragen der richtigen Zeitung unterm Arm" sei "ein wichtiger Accessoire-Faktor" - und weniger belastend als Online-Medien, weil man Papier nach dem Lesen beruhigt "wegschmeißen" könne. "Fisch-Einwickel-Argumente" schmähte das der scheidende FOCUS Online Chefredakteur Wegner.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Ukrainische Regierung verbietet Frauen Stöckelschuhe und Lippenstift

Hausordnungen sind eine praktische Sache, da sie Klarheit schaffen. Unklar jedoch ist, was sich die ukrainische Regierung mit ihrer "Kleiderordnung für Frauen" gedacht hat. Sie weist Regelungslücken auf. Laut dpa sind kurze Röcke, knalliger Lippenstift und Stöckelschuhe verboten. Zudem Kleider aus durchsichtigem Stoff, Blümchen, Tupfer oder aufreizendem Ausschnitt.  Dies ist präzise definiert. Interpretationsbedürftig klingen Anweisungen wie:

Montag, 11. Oktober 2010

Besser Online 2010: Entweder ein Bier oder ein Retweet



Frauen haben ein Vermarktungsdefizit - auch oder gerade im Journalismus. Eines von vielen Indizien für diese Aussage: Auf der diesjährigen Tagung "Besser Online" vom Deutschen Journalistenverband (DJV) in München saß auf keinem Podium mehr als eine Frau, auf manchem auch keine. Als es deswegen im Vorfeld ein wenig Krawall gab - unter anderem in der Journalisten-Mailingliste JoNet - hieß es von den Veranstaltern: Man habe einige angefragt, aber Absagen kassiert. Andere Kollegen propagierten mehr oder weniger unverblümt: Mädels, euch kennt eben keiner.

Aber da gab's ja Abhilfe auf der Tagung selbst, beim Panel: Wie können sich Journalisten als Marke positionieren – ob mit Twitter, Facebook oder WordPress? ...

Dienstag, 5. Oktober 2010

Frauen-Quote in der Spar-Variante

              Katrin Poleschner Foto: JU-Bayern

Was soll die CSU denn auch machen? Sie hat doch nur 18 Prozent weibliche Mitglieder! Also konnte sich die Frauen-Union mit ihrem Antrag auf eine 40%ige Quote in allen Parteiämtern nicht durchsetzen. Stattdessen gilt diese Quote jetzt nur für Ämter im Landesvorstand und in den Bezirksvorständen, nicht für Kreis- und Ortsverbände.

Gegen die Quote hatte sich vor allem die 26-jährige JU-Vizechefin Katrin Poleschner aus dem Fenster gehängt, sie legte sich dafür sogar mit Parteichef Seehofer an.

Im Zweifel lieber ohne Mann

Frauen sind mit einem Partner, dem die Familie nicht besonders wichtig ist, unglücklicher als ganz ohne Mann. Dies meldet die Stuttgarter Zeitung am 5.10.2010 und beruft sich auf eine dpa-Meldung, die über eine Forschergruppe um den Berliner Psychologen Gert Wagner vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung berichtet. Dieser wertete 60.000 Fragebögen von Bundesbürgern aus. Demnach hat das soziale Umfeld eines Menschen oft einen größeren Einfluss auf das Lebensglück als sein Charakter.

Montag, 4. Oktober 2010

Unerwünscht: Mädchen in Indien


Screenshot von Media Storm

"Ich lebe, weil meine Mutter entschieden hat, mich zu behalten." 
Und ebenso wie ihre Mutter wollte auch Dr. Mitu Khuran ihre Zwillingstöchter behalten. Sie weigerte sich, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, wurde gefoltert und von Mann und Familie verlassen. Sie zog vor Gericht und fürchtet nun, 20 bis 30 Jahre auf ein Urteil warten zu müssen. 40 Millionen Frauen "fehlen" in Indien, weil sie abgetrieben, misshandelt, vernachlässigt oder ermordet wurden.
Der Fotograf und Videofilmer Walter Astrada hat diesen Frauen und denen, die überlebten, eine Audioslide-Video-Show gewidmet.

Freitag, 1. Oktober 2010

Twitterwall zu Stuttgart 21

In Stuttgart geht's ab - und parallel dazu im World Wide Web. Die Auseinandersetzungen um das Bahnprojekt 21 gestern abend im sonst friedlichen Schlossgarten lässt niemanden kalt. Die Rheinzeitung richtete sofort eine Twitterwall ein, auf der sekündlich Infos eingehen. Kein Medium, das nicht aktuell über die Demonstration, den umstrittenen Großeinsatz der Polizei und die Trauer um die ersten, bereits gefällten Bäume berichtet. Meedia schreibt vom Bürgerzorn auf Twitter. Mit dieser Protestwelle im Netz, meint meedia, hätten Bahn und Politik wohl nicht gerechnet. Auf evangelisch.de rufen die Kirchen zur Abkehr von Gewalt auf - und wer bei google das Stichwort "Stuttgart 21" eingibt, bekommt 13.600.000 Einträge angezeigt! Natürlich nicht alle zu der Demo gestern. Ein Link führt zur Seite "Stuttgart-21-Kartell". Das dort im Impressum aufgeführte "Ressort für investigative Recherche und Hintergrundberichterstattung über politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte" zeigt auf, wie Stuttgart 21 entstanden sein soll: als Männerkomplott! "Heute war kein guter Tag für Stuttgart", sagte ein bestürzter OB Schuster gestern abend im SWR-Fernsehen. Auch er gehört zu den Befürwortern der neuen Bahntrasse.