Freitag, 28. Oktober 2011

Mutterwahn und Freiheit


Barbara Vinken, Barbara Streidl und Antje Schrupp (v.l.n.r.)
Foto: Ingrid Arnold


Vom „Latte-Macchiato-Mütter“-Bashing bis zum persiflierenden „Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter!“: Die Mütter in Deutschland werden gerade wieder streng beobachtet. Bei den Frauenstudien München (Forum zur Veranstaltung) diskutierten die Literatur-Professorin Barbara Vinken und die Publizistin und Bloggerin Antje Schrupp darüber. Warum scheinen Frauen in ihren Lebensentwürfen alle Freiheiten zu verlieren, sobald sie Mütter sind?

Stolz auf unsere Kanzlerin

Angela Merkel und Christine Lagarde.
Foto: REGIERUNGonline/Denzel

 
Diese Woche bin ich stolz auf unsere Kanzlerin Angela Merkel. Wie sie sich für uns die Nächte um die Ohren haut, um den Euro und ganz Europa zu retten, wie dabei "die Augen der Welt auf sie gerichtet" sind - so die treffende Formulierung eines TV-Moderators gestern abend -, wie die Börsenkurse nach oben zucken, sobald sie ihr Machtwort gesprochen hat - das hat was.

Jedenfalls haben wir in Deutschland eine Staatsfrau an der Spitze der Regierung - und keine peinliche Figur wie beispielsweise Italien.

Geht gar nicht - Michael Krüger

Foto: Wikipedia

Will er Elisabeth Ruge, langjährige Chefin des Berlin-Verlags noch vor der Unterschrift für Hanser-Berlin wieder loshaben, oder ist mit ihm der Gaul Größenwahn durchgegangen? Michael Krüger, bald 68, unumstrittener Verleger Nr. 1 in Deutschland, der nach eigenen Angaben von acht bis nachts um eins arbeitet, plauderte kürzlich bereits über"ein ganz tolles Genie, einen jungen Typ" - der ihm nachfolgen könnte.

In der neuen ZEIT meint er nun auf die Frage von Iris Radisch, ob Elisabeth Ruge, 51, 2014 auch Chefin des gesamten Hanser-Verlags werden solle: "Das kann man ganz deutlich sagen. Das wird sie hundertprozentig nicht." Da müsse ein  ganz anderer Typ her, das könne man Elisabeth Ruge gar nicht zumuten, außerdem habe sie zwei Kinder. Wie Ruge bereits vor zehn Jahren mit den damals noch kleinen Kindern den Berlin-Verlag gemanagt hat, steht hier.

Scharia in Libyen?

von Silke Schneider-Flaig

Libyer mit Kopfbedeckung im Abakusgebirge / Foto: Silke Schneider-Flaig

Eigentlich freut sich die ganze Welt, dass der Tyrann Gaddafi tot ist. Sein Rechtssystem räumte Frauen aber mehr Rechte ein als andere arabische. Kein Schleierzwang, keine Kopftuchpflicht, freie Studienplatzwahl und keine Zwangsheirat.

Auch wenn der „Nationale Übergangsrat“ international anerkannt wurde, sendete dessen Vorsitzender Mustafa Abd al-Dschalil am 25. Oktober 2011 erschreckende Signale aus Bengasi, denn er kündigte an, dass künftig die Scharia Grundlage aller Gesetze sein solle. Männer dürften wieder vier Frauen heiraten und nicht, wie unter dem zu Lebzeiten rechtskräftig geschiedenen Gaddafi, nur eine.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Stil ist Macht

Christine Lagarde  Foto: Press Release IMF

...mit dieser Überschrift titelt der aktuelle "STERN" einen Artikel über Frauen, die mächtige Ämter be-kleiden (im wahrsten Sinne des Wortes). Ganz vorne dran die IWF-Chefin Christine Lagarde . Sie ist eine von den machtvollen Frauen, die die Herren in den stets gleichen und gedeckten Anzügen einförmig aussehen lässt. Denn sie steht zu ihrem Stil: schlicht und streng, aber total weiblich.

Weil viele Frauen in der Geschäftswelt sich nicht mehr dem männlichen Modediktat "Schwarzer Hosenanzug" unterwerfen müssen, machen sich andere engagierte Frauen für einen weiblichen Stil in den Führungsetagen stark. Zum Beispiel Kati Wempe, die Geschäftsführerin des Modehauses Kaiser in Freiburg (ca. 220 MitarbeiterInnen) und engagiertes ZONTA-Mitglied. Sie ist in ihrem Bereich noch immer die einzige Frau unter 220 Geschäftsführern in Deutschland. Mit Interviews in unterschiedlichen Medien wollen Frauen wie sie gezielt das Modediktat "Business-Anzug" aufbrechen, denn: Stil ist Macht! Und darüber erreichen, dass Männer wie Frauen auch im Business ihren ureigenen Stil leben dürfen. Also: stellt Fragen, Kolleginnen!

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Gendergerechte Sprache anno 1740


Foto: Angelika Knop

Seltsame Legenden ranken sich um diese Grabkreuze auf dem Salzburger Petersfriedhof. Neben Sebastian Stumpfögger liegen vier seiner Frauen begraben. Der Sage nach soll er dabei etwas nachgeholfen haben. Eine profanere Erklärung ist die hohe Müttersterblichkeit im Kindbett damals. Die fünfte Frau hat ihn offenbar kinderlos überlebt

Was der modernen Betrachterin aber auffällt: Die ÖsterreicherInnen im 18. Jahrhundert hatten Genderbewusstsein. Hier ruhen lauter Stumpföggerinnen. Erst im 19. Jahrhundert verschwand diese schöne Tradition. 

Mehr über "Salzburgs starke Frauen" erzählt ein Radiofeature von Sissi Pitzer.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Verbotene Liebe: Ein Leben in Angst



Erich saß wegen der Liebe zu einem Mann im Gefängnis - für ein paar Stunden. Lillian hat die Liebe zu einer Frau in Lebensgefahr gebracht - und zur Flucht ins Asyl. Erich kommt aus Siebenbürgen, Lillian aus Uganda. Beide leben in Deutschland. Der eine blickt auf sein Leben zurück, die andere hat ein neues vor sich. Und beide haben viel zu erzählen.

Montag, 17. Oktober 2011

Quote nach Gusto: Mach dir dein Gesetz doch selbst?


Flexi-Ministerin Kristina Schröder Foto: BMFSFJ

Kristina Schröder hat sich da was Feines für die Konzerne ausgedacht: Jeder macht sich seine eigene Frauenquote - und wenn er die nicht erfüllt, gibt es ganz, ganz harte Strafe. Die Idee hat Potential - zum Beispiel in der Kindererziehung oder im Straßenverkehr:

Sonntag, 16. Oktober 2011

"Genosse Butterweich" - warum es Männern besser geht, wenn Frauen gleichberechtigt sind

Heldendämmerung mit Ute Scheub     Fotos:Wulf-Frick

Bastian Schweinsteiger verdient 13 Millionen Euro im Jahr, Kim Kulig 60.000 Euro. Was verbindet die beiden? Sie spielen in ihren Vereinen als Vollprofi auf dem Fußballplatz, im Mittelfeld. Kleiner Unterschied: Er bekommt das 216fache an Gehalt und verdient in zwei Tagen mehr als sie in 365 Tagen! Ist ihre Leistung damit weniger wert? Wie die so vieler Frauen, die noch immer ein Viertel weniger verdienen als Männer? Das zeigen uns jährlich die Zahlen am Equal Pay Day.

Mit diesen kleinem Rechenbeispiel begann Ute Scheub am Samstag (15.10.11) auf der Freiburger Frauenkonferenz anlässlich des 100. Frauentags ihre Rede zu "100 Jahre E-Mann?-zipation?". Scheub führte die Frauen im vollbesetzten großen Saal des Konzerthauses Freiburg sofort auf die Spur, wie Geschlechterdiffamierung und Frauenmarganalisierung besonders in Deutschland Jahrhunderte auf dem Boden schwülstiger männerbündlerischer Kameradschaft gedeihen konnte. Da habe so mancher sein eigenes Denken vor lauter Militarismus ausgeschaltet (siehe Foto unten). Und wir alle - Männer wie Frauen - leiden noch heute unter dieser Prägung.


„Die Stelen der Männlichkeit werden weiterhin angebetet,
aber sie bröckeln, stürzen ein und begraben ihre Anhänger schließlich unter sich.“

Spannend, spannend, was Kollegin Scheub in ihren Vortrag packte. In dem Thema ist sie bestens bewandert. Ihr Buch "Heldendämmerung" (Die Krise der Männer und warum sie auch für Frauen gefährlich ist) stieß 2010 auf großes Interesse. 

Freitag, 14. Oktober 2011

Dieser Mann geht gar nicht: Robert Fico

Foto: Smer

Er hat das slowakische Parlament am Gängelband geführt und dafür gesorgt, dass alle Welt trotz größerer Sorgen eine Woche lang gebannt auf das kleine EU-Land schaute. Wer nur FS-Nachrichten hört, konnte annehmen, schuld an der ersten Ablehnung des Euro-Rettungsschirms sei die europaskeptische Koalitionspartei "SaS", dabei geht dieses Schmierentheater vor allem auf Oppositionsführer Robert Fico von der sozialdemokratischen Partei "Smer" zurück.

Fico und seine Leute waren zwar für den Schirm, enthielten sich aber zunächst der Stimme, um ihr JA bei der zweiten Abstimmung durch die Zusage von Neuwahlen zu erpressen. Opfer u.a.: die europafreundliche Christdemokratin Iveta Radicova.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Bin ich eine faire Redakteurin?

von Judith Rauch

Die Freischreiber sind wirklich das Beste, was unserer gebeutelten Branche passieren konnte. Jetzt haben sie sich wieder etwas Tolles ausgedacht: den Himmel- und Hölle-Preis für die fairste und die unfairste Redaktion Deutschlands. Und vor allem: den Code of Fairness als Richtschnur für redaktionelles Handeln.

Was da als Selbstverpflichtung für Redaktionen festgehalten ist, hat aus meiner Sicht Hand und Fuss und ist absolut berechtigt. Ich finde es sogar großzügug, dass mir vier Wochen für die Abnahme eines Manuskripts eingeräumt werden. Ich selbst hätte den Anspruch, es in zweien zu schaffen. Im Alltag schaffe ich allerdings manchmal weder das eine noch das andere. Denn es zerren ja so viele Kräfte an mir, nicht nur die freien Autoren.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Buchmesse: vom Frauenkrimi zur Soziologie


Zu Beginn der Frankfurter Buchmesse ein Blick in die aktuellen Bestseller-Listen. Beim SWR stehen drei herausragende Titel von Frauen an der Spitze:  Angelika Klüssendorf, Das Mädchen; Judith Schalansky, Der Hals der Giraffe; Sibylle Lewitscharoff, Blumenberg. Der gerade mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Eugen Ruge folgt dort erst auf Platz 4.  Bei der Taschenbuch-Bestseller-Liste Belletristik des Spiegel sind 18 der 25 Auserwählten Autorinnen. Aber welche Themen haben sie so weit nach vorn gebracht? Krimis, Krimis, Krimis, Hebammen-Sagen oder Beziehungsdramen.

Samstag, 8. Oktober 2011

Noble Frauen

von Angelika Knop

Doppelt und dreifach - so hatte es anfangs den Anschein - sollte der Journalistinnenbund Grund zur Freude über die diesjährigen Trägerinnen des Friedensnobelpreis haben. Geehrt wurden drei Frauen, darunter auch eine Journalistin und Netzwerkerin: Tawakkul Karman, eine der bekanntesten Vertreterinnen der Protestbewegung im Jemen, ist Vorsitzende der Vereinigung "Journalistinnen ohne Ketten". Doch wie so oft gibt es neben Licht auch Schatten: Tawakkul Karman engagiert sich laut Tagespiegel auch für den jemenitischen Zweig der Muslimbrüder. Die Verleihung an Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf ist ebenfalls umstritten.

Der Friedensnobelpreis wurde bis heute an 124 EmpfängerInnen verliehen. 86 mal ging die Auszeichnung an Männer, 23 mal an Organisationen und nur 15 mal an Frauen. Grund genug, sich die Liste der Damen mal in Erinnerung zu rufen:

Freitag, 7. Oktober 2011

Dieser journalistische Nachwuchs wird unsere Branche retten

Das MediumMagazin stellt in seiner neuen Ausgabe "28 vielversprechende JungjournalistInnen und zwei Teams vor, die im letzten Jahr von sich reden machten". Sozusagen die Top 30 bis 30. Über deren Arbeit zu lesen, ihre Ansprüche, ihre Ideen, erwärmt das Kolleginnen-Herz. Mit diesem Nachwuchs werden wir es schaffen, auch in zwanzig Jahren noch besten Journalismus zu machen.
Vieles, was die Auserkorenen im Gespräch erwähnen, kommt den meisten von uns sicher bekannt vor. Wesentliches unseres Berufs kompakt zusammengefasst:
Warum tun Sie eigentlich, was Sie tun?
Darauf antwortet etwa Wlada Kolosowa: "Weil Journalismus der einzige sozial verträgliche Weg ist, pathologische Neugier zu befriedigen." Auf die Frage "Welcher gute Rat hat Ihnen in ihrer Laufbahn besonders weitergeholfen?" sagen einige:
"Durch Kürzen wird fast jeder Text besser";
"Diskutiere nicht lange, sondern mach es einfach";
"Wenn Sie einen Menschen porträtieren, sollten Sie sich eine Zeit lang in ihn verlieben. Dann müssen Sie jedoch wieder Abstand von ihm gewinnen und ihn mit kritischem Auge betrachten";
"Ein guter Journalist sollte mindestens doppelt soviel lesen wir er selbst schreibt",
und, ganz bodenständig, der Tip, den Anna Marohn, 30, Redakteurin bei der "ZEIT", von ihrer Mutter bekam:
"Auf Partys immer als letzte gehen."