von Angelika Knop
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Da ist noch Luft nach oben - beim Frauenanteil auf den Medientagen. / Foto: Monika Kijas |
Der kürzeste Witz bei den Medientagen München? Treffen sich zwei Frauen auf einem Podium!
So wollte das Bündnis Media Women Connect Anfang des Jahres einen Appell an die Mitveranstalter des Kongresses einleiten, mehr Referentinnen einzuladen. Denn traditionell sind Frauen dort auf den Panels eher einsam bis nicht vorhanden. Bei der Medientage München GmbH fand man das nicht ganz so lustig, leitete das Schreiben nicht weiter und verfasste einen eigenen Brief - mit bescheidenem, aber doch erkennbarem Erfolg. Auf der Referentinnenliste des jährlichen Medientreffens, das kommende Woche startet, hat sich etwas getan.
Gute Aussichten
Nicht nur dass Angela Merkel und Dunja Hayali den Mediengipfel eröffnen - unter den 407 Mitwirkenden des Kongresses finden sich nun immerhin 105 Frauen. Das sind knapp 26 Prozent. Im letzten Jahr waren es 22, im Jahr davor nicht einmal 18 Prozent. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann knacken die Medientage nächstes Jahr die magischen 30 Prozent, die man für Frauenquoten hierzulande so üblicherweise ansetzt. 2022 wären die Podien dann zur Hälfte mit Referentinnen besetzt.
Wenn es denn so laufen würde, wären Leserinnen, Zuschauerinnen oder Userinnen dann endlich mal angemessen repräsentiert. Außerdem arbeiten in den Medien genügend kompetente und eloquente Mitarbeiterinnen für die Diskussionen - wenn man die nicht nur in den Führungsetagen sucht, wo es immer noch zu wenige gibt. Aber es geht bei den Medientagen ja schließlich um Innovationen und Veränderungen.
Ganz unbescheiden nehme ich einen Teil des Erfolges für unser Bündnis in Anspruch: Media Women Connect, gegründet von acht Frauennetzwerken in den Medien, darunter auch der Journalistinnenbund. Vor zwei Jahren schrieben wir einen offenen Brief, veranstalteten im letzten Jahr einen Aktionstag mit rund 40 Referentinnen und Moderatorinnen und setzen auch diese Jahr einen Akzent auf der Messe: Am Mittwoch den 26. Oktober gibt es wieder das Netzwerk-Frühstück "Vitamin-Anstoß" und danach Vorträge und Diskussionen.
Treffen sich zwei Frauen auf einem Podium! Nicht immer ist das auf den Medientagen nur ein müder Gag. Bei drei Kongressveranstaltungen sind Frauen auf dem Podium sogar unter sich. Es geht dabei - die traditionelle Rollenverteilung lässt grüßen - um Kinder- und Jugendschutz (Little People, Big Data) und um Kultur (Fan Fiction: Written for love or for money?), jedoch auch um die mutige Radiojournalistin Ines Lydia Gakiza aus Burundi (Meinungsfreiheit unter Lebensgefahr).
Schwarze Schafe
Allzu oft noch aber bleibt Frau das Lächeln doch im Halse stecken. Bei vier Panels ist die einzige Frau die Moderatorin und 19 Podien bleiben eine frauenfreie Zone. Lassen wir mal die Veranstaltungen mit ein, zwei oder drei Speakern weg und konzentrieren uns auf Panels ab vier Personen, die ja rein rechnerisch die offenbar Medientage-übliche Frauenquote erfüllen könnten/sollten/müssten. Da treffen wir dann als gute alte Bekannte vor allem Techfirmen und Unternehmensberatungen, aber auch Verbände und eine Bank, die gerne mal bis zu acht Schlipsträger in einer Runde versammeln:
Es bleibt also noch Einiges zu tun, bevor wir den Witz über zwei Frauen auf dem Podium dorthin klicken können, wo er hingehört: in den Papierkorb.
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Voller Erwartung blicken wir auf die Podien, denn da geht noch deutlich mehr. / Foto: Monika Kijas |
Vielen herzlichen Dank fürs Zählen an die Redakteurin Sevda Cakir, engagiert bei BJFrau, der Fachgruppe Chancengleichheit vom Bayerischen Journalistenverband!
Das sind alle Netzwerke, die sich zu Media Women Connect zusammengeschlossen haben:
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