von Christine Olderdissen
Der Journalistinnenbund feiert sein 30jähriges Jubiläum, vom 30. Juni bis 2. Juli 2017 am Gründungsort Frankfurt. Bis dahin stellt der Watch-Salon mit der Interviewserie "Fünf Fragen" in lockerer Folge ganz unterschiedliche Kolleginnen des jb vor, um die Vielfalt unseres Bündnisses und der jeweiligen journalistischen Arbeit zu zeigen.
Eva Hehemann - mal schreibende Fotografin, mal fotografierende Autorin / Foto: privat |
Unsere erste Begegnung war in einem Restaurant bei der jb-Jahrestagung in Weimar 2009. Mit deiner Kamera in der Hand bist du an meinen Tisch getreten. Du wolltest den Journalistinnenbund als Frauenprojekt portraitieren. Mir gefiel sofort deine offene Art, das Gespräch zu beginnen. Ist das so eine Technik, wie Fotografinnen Menschen „aufschließen“?
Das war damals für das Projekt, das ich gemacht habe, sehr wichtig, weil ich Informationen jenseits des Bildes wollte. Wenn es nur ums Fotografieren geht, versuche ich die Fliege an der Wand zu spielen. Und möglichst nicht aufzufallen, damit ich Bilder schießen kann, die nicht unbedingt von mir und meiner Anwesenheit beeinflusst sind. Wenn man portraitiert, muss man dagegen mit den Leuten reden. Da ist es wichtig, eine gemeinsame Grundlage zu finden, ein gegenseitiges Vertrauen. Dann kommen bessere Bilder dabei heraus.
Für dein Buchprojekt „Frauengesellschaft(en)“ hast du eine erstaunliche Vielzahl von Frauengruppen und -vereinigungen mit der Kamera besucht. Du hattest zunächst weniger feministische Gruppierungen auf deiner Liste. Warum treffen sich Frauen so gern unter Frauen?
Ich glaube, dass auch Männer gerne nur mit Männern zusammen sind. Und das ist für Frauen einfach dasselbe. Die Kommunikation ist doch immer noch ein bisschen anders. Beide Geschlechter fühlen sich einfach wohl und besonders ungezwungen, wenn sie unter sich sind. Insofern glaube ich, dass es bei den Nur-Männer- und Nur-Frauen-Gruppen auch in Zukunft bleiben wird. Man fühlt sich gut aufgehoben, man muss sich nicht auf Leute einstellen, die einen von oben bis unten kritisch mustern.
Über das Buchprojekt bist du zum jb gekommen. Seit vielen Jahren begleitest du den Journalistinnenbund fotografisch, hast Jahrestagungen und oft auch das jb-Medienlabor dokumentiert. Was hat sich in diesen Jahren verändert? Was hast du beobachtet?
Ich glaube, dass sich der jb nicht so wahnsinnig verändert hat, in den sechs Jahren, in denen ich ihn jetzt kenne. Glücklicherweise kommen beim jb immer neue, jüngere Frauen nach, die Mitglied werden, das finde ich toll.
Aber ich beobachte bei allen Netzwerken: Wir sind alle zeitlich sehr unter Druck und müssen immer mehr arbeiten, um über die Runden zu kommen. Mit den digitalen Kommunikationsmitteln sind wir ständig erreichbar. Das ermüdet und strengt sehr an. Wichtige politische Arbeit muss verantwortungsvoll übernommen werden. Die Leute sind aber nicht mehr einfach so bereit, auch noch ehrenamtliches Engagement zu erbringen. Und es wird auch immer schwieriger, auf regelmäßiger Basis Treffen zu organisieren.
Eva Hehemannschreibende Fotografin fotografierende Autorin Branche: Verlagswesen Beruf: Fotografin/Autorin Standort: Regionalgruppe Köln jb-Engagement: Watch-Salon, Courage-Preis |
In Köln arbeitest Du an der Vernetzung verschiedener Frauenorganisation. Du erzählst immer sehr begeistert davon.
Veranstaltungen, die man mit mehreren Netzwerken zusammen organisiert, machen sehr viel mehr Spaß, weil man von den guten Ideen vieler Leute profitiert. Das andere ist der wesentlich größere Verteiler, das heißt, dass die Resonanz größer ist und man hat ein größeres Budget, man kann die Referentinnen besser bezahlen. Das macht die Veranstaltung attraktiver. Für die Gäste ist es ein großes Plus, weil man nicht nur Frauen aus dem eigenen Netzwerk trifft, die wenn es ein Berufsverband ist, manchmal auch Konkurrentinnen sind, sondern man trifft auch Frauen aus verwandten Branchen. Da ergeben sich vielmals Kooperationsmöglichkeiten. Darin liegt die Zukunft für Regionalgruppen, vor allen Dingen in solchen Orten, wo es schwieriger geworden ist, Veranstaltungen mit Besucherinnen zu füllen.
Du hast schon oft Watch-Salon-Beiträge mit engagierten Kommentaren ergänzt. Du bist eine meinungsstarke Frau. Wie willst du dich im Watch-Salon einbringen?
Genau damit, mit meinen Meinungen. Ich habe ja schon damit angefangen, mit meiner neuen Rubrik Meinungsbild. Ich hoffe, dass mir davon noch viele gelingen werden. Denn es ist immer auch eine Glücksfrage, ob man zu einer aktuellen Fragestellung ein Bild produzieren kann, das ein Statement visualisiert. Das ist ja nicht unbedingt arrangierbar. Insofern muss ich abwarten, was da kommt. Ich mache mir eben sehr viele Gedanken, ich informiere mich umfangreich über alles, was mich interessiert. Insofern denke ich, kann ich da etwas beisteuern.
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