Freitag, 30. November 2012

Die Grande Dame der PLO

Foto: Carsten Sohn - Quelle: Wikipedia
Selten sah man Hanan Mikhail Ashrawi, auch die "Grande Dame der PLO" genannt, so strahlen wie am 28.11.1012 in Ramallah. Die zu den einflussreichsten Frauen der arabischen Welt zählende Politikerin präsentierte den Antrag "Die Palästina-Frage", der als Punkt 37 auf der Tagesordnung der UN-Generalversammlung in New York stand, laut Medienberichten "bestens gelaunt". Gestern hatte sie erst recht Grund zur Freude. Ihr Land wurde von der UN als Nicht-Mitgliedsstaat anerkannt. Damit erhält es, ähnlich wie der Vatikan, den Rang eines Beobachterstaates ("non-member-state"). Forderungen wie "Palästina den Palästinensern" waren zum Beispiel in den sechziger Jahren (auch in Deutschland) oft in Medien präsent. Aber wer hätte gedacht, dass eines Tages eine Frau in dieser Frage fordert und führt?
Ashrawi, die 1946 in Nablus (Palästina) als jüngstes von fünf Kindern geboren wurde, gilt als Frau mit Idealen, die sie stets zielstrebig verfolgte. Die heutige Professorin (Mercator-Professur) an der Universität Duisburg-Essen engagierte sich bereits früh politisch. Während des Krieges flüchtete ihre Familie 1948 nach Jordanien. Als Schülerin besuchte sie eine Mädchensschule der Quäker (frei übersetzt "die Zitterer") und lernte politisches Engagement von ihrem Vater. Der christliche Arzt gilt als Mitbegründer der PLO und trat früh für Frauenrechte ein.


In deutschen Medien brachte man Palästina, auch im Zusammenhang mit der Intifada, grundsätzlich mit Jassir Arafat in Verbindung (dessen Leichnam am 27.11.2012 exhumiert wurde und neue Verschwörungstheorien kursieren lässt). Anders in amerikanischen Medien. Denn dort trat Ashrawi als überzeugte Botschafterin ihres Volkes und Delegationsführerin couragiert und dennoch diplomatisch bei den Nahost-Friedensgesprächen in Erscheinung. Dass am 29.11.2012 in der UN-Vollversammlung über die Frage abgestimmt wurde, ob die Palästinenser einen aufgewerteten Beobachterstatus als Nicht-Mitgliedstaat erhalten, hielt Ende der sechziger Jahre kaum jemand für möglich. Allein die Tatsache, dass es auf der Agenda stand, zählt zu den größten bisherigen Erfolgen. In der Sache versuchten insbesondere die USA zu erreichen, dass der Antrag zurückgezogen wird. Man versprach, dass Barack Obama sich wieder aktiv in die Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern einschalten werde. Dafür sei es nun zu spät, erklärte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas laut Handelsblatt.

Überhaupt scheint die Idealistin Hanan Ashrawi keine Herausforderung zu scheuen. Während ihres Englisch-Studiums 1967 in Beirut fand der Sechs-Tage-Krieg statt. Ihre Familie lebte damals unter israelischer Besatzung. Sie engagierte sie sich sofort in Beirut als Sprecherin der Vereinigung palästinensischer Studierender. Dass Israel ihr aus politischen Gründen eine Rückkehr ins Westjordanland verwehrte, änderte jedoch nichts an ihren Karrierezielen. Sie promovierte in den USA. In das Westjordanland durfte sie 1973 wieder einreisen. Sie engagierte sich politisch und organisierte feministische Studiengruppen. Aus ihrer Ehe mit dem UNO-Fotografen Emile Ashrawi gehen zwei Kinder hervor. Ihre Töchter heißen Amal und Zeina.

Beruflich und politisch blieb sie grundsätzlich aktiv. Im November 2012 trat sie auf der zweiten Konferenz "Herausforderung Zukunft" auf. Unter den Teilnehmern waren bekannte Persönlichkeiten wie Jimmy Carter, Antje Vollmer, Jürgen Rüttgers und Jehan Sadat, die Witwe des ermordeten Ägyptischen Präsidenten Anwar El Sadat und unter anderem Autorin (z.B. des Buches "Eine Frau aus Ägypten"). Dokumentiert wird dies unter anderem auf dem Blog der bekannten TV-Journalistin und Publizistin Maria von Welser.

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