Nach dieser Frau hat das FBI lange gefahndet: Bonnie Raines |
Die Geschichte der amerikanischen Whistleblower muss um ein paar weibliche Gesichter ergänzt werden. Da wären eine 29jährige Aktivistin, die in ein FBI-Büro einbricht, eine taffe Journalistin, die für die Veröffentlichung der gestohlenen Unterlagen kämpft, eine couragierte Zeitungschefin, die das alles absegnet und eine Filmemacherin, die diese wilde Geschichte ins Kino bringt.
Der Film folgt dem Sachbuch der amerikanischen Journalistin Betty Medsger -
The Burglary, The Discovery of J.Edgar Hoover´s Secret FBI, New York 2014 -das auf fast 600 Seiten die lange verborgene Geschichte einiger Heldinnen ausbreitet, zu denen sich Medsger durchaus selbst zählen kann. Das Ganze beginnt 1971, in den Hochzeiten des Vietnam-Krieges, der Protestmärsche und Bürgerbewegungen. Acht junge Menschen haben den Eindruck, dass die Machenschaften des seit Jahrzehnten übermächtigen FBI-Chefs J. Edgar Hoover ans Tageslicht gehören ("'Hoover, der Telefonverwanzer, der Schlafzimmerabhörer, der Erpresser, der Skandalhändler, der Rassist, der Charaktermörder, der Vergifter des Quells der intellektuellen und politischen Freiheit“, so der Schriftsteller Richard Powers über Hoover).
Eine der acht Frauen und Männer war die Anwältin und junge Mutter dreier Kinder, Bonnie Raines. Bevor die Gruppe in Media, Pennsylvania, eines Nachts das FBI-Büro auf den Kopf stellte, hatte sie - ihre langen Hippiehaare unter einer dicken Mütze versteckt - das gesamte Umfeld ausgekundschaftet und als smarte Studentin bei einem Gespräch über "die Karrierechancen von Frauen beim FBI" die Sicherheitsmaßnahmen innerhalb der Räume gecheckt. Damit war sie der einzige Hinweis auf die Täter und wurde vom FBI jahrelang mit dem obigen Phantombild gesucht. Keiner der Beteiligten wurde jemals enttarnt.
Mit dem Fotokopierer gegen das FBI
Zig tausend Dokumente stahl die Gruppe, die sich "Bürgerkommission zur Untersuchung des FBI" nannte. Da ging es nicht wie heute um einen Stick oder eine Festplatte, das waren abertausende bedruckte Seiten, die acht Personen auf einem einsam liegenden Bauernhof lasen, sortierten, kopierten und verschickten - anonym, per Päckchen, über die Post, an mehrere Redaktionen. Und hier kommen weitere Heldinnen ins Spiel.
"Wir haben erst später erfahren, dass auch die New York Times im Besitz der brisanten Unterlagen war, dem FBI aber brav die Unterlagen zurück gab. Mir aber gab meine Chefin, die Besitzerin der Washington Post, Katherine Graham, das Okay zum Drucken. Das war alles vor den Pentagon- und Watergate-Papieren",erzählt die Journalistin Betty Medsger in einigen Interviews. Die Unterlagen bewiesen, dass das FBI seit Jahren systematisch die eigenen Bürger ausspionierte, vor allem Friedensgruppen und Bürgerrechtsbewegungen wie die "Black Panther". "Ich war geschockt, wie stark die Afro-Amerikaner um Martin Luther King überwacht wurden", erinnert sich Medsger.
Buch und Film entstanden im Geheimen
Nach mehr als vierzig Jahren - und Verjährung der Taten - lüfteten Bonnie Raines und ihr Mann gegenüber Medsger ihre Identität als Übersender der damaligen Unterlagen und machten sie mit drei weiteren Mitgliedern der ehemaligen "Bürgerkommission" bekannt. Medsger begann, ihr Buch zu schreiben und arbeitete mit der Filmemacherin Johanna Hamilton zusammen, die sich schon bald an die Filmdokumentation machte. Alles undercover. "Wir waren in den letzten Jahren sehr nervös ", erklärt Hamilton in einem Interview. "Das FBI hatte den Fall zwar schon 1976 abgeschlossen. Aber wir waren nie hundertprozentig sicher. Betty und ich waren vorsichtig."
v.li. Johanna Hamilton und Betty Medsger Foto: Traverse-City-Filmfestival |
Betty Medsger auf Twitter
Johanna Hamilton auf Twitter
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