von Eva Hehemann
Foto: Eva Hehemann |
Eigentlich steht Köln ja für Kunst, aber zur Zeit geht es hier fast nur noch um politische Gesinnung. Die Fronten sind klar: die eigene Meinung ist richtig, die der anderen falsch.
Die Aktion von Kölner Kneipenwirten, Bierdeckel mit der Aufschrift „Kein Kölsch für Nazis“ auszulegen, ging ja schon durch alle Medien. Auch die Gewaltandrohungen gegen Angestellte des Hotels Maritim, sollten sie es wagen, zur Arbeit zu kommen, wenn die AfD ihren Parteitag bei ihnen abhält. Aber immerhin ist die AfD ja noch eine legale Partei, während Gewaltandrohungen doch eigentlich strafbar sind.
Jetzt komme ich vor diesem Laden ins Grübeln, auf dessen Scheibe uns auf Englisch mitgeteilt wird: „Wenn du rassistisch, sexistisch, homophob, oder ein Arschloch bist … komm’ nicht rein“. Nimmt man als Inhaber*in für so ein Statement Unsatzeinbußen in Kauf? Ist ein Nicht-Arschloch zu solchen Opfern bereit? Im Englischen nennt man so etwas übrigens „virtue-signalling“ – leider nicht übersetzbar.
Ich glaube, ich muss mir jetzt auch so ein Schild ans Gartentor hängen. Allerdings umfänglich ergänzt: „Rassisten, Sexisten, Schwulenfeinde, Nazis, Links-Extreme, Islamisten und sonstige religiöse Fanatiker, Populisten jeder Couleur, Pöbler, Gewaltbereite und allgemein alle Arschlöcher – bitte draußen bleiben“. Und dann kontrolliere ich immer schön den Gesinnungsausweis von allen, die sich noch trauen, mich zu besuchen.
Oder ich mache selbst eine Kneipe auf, mit Bierdeckeln, auf denen steht: Hier gibt’s Kölsch für alle!
Liebe Eva, mein früherer Zahnarzt hatte ein ähnliches Schild an der Eingangstür. Inzwischen ist seine Praxis geschlossen. Gerüchten zufolge biss ihn jemand in die Hand. Das ist keine Fake News, sondern eine Zweidrittelwahrheit – zwei Sätze sind wahr, einer ist falsch.
AntwortenLöschenFrohe Ostern,
Ulla Fröhling.
Gut, dass du das so weitsichtig hinterfragst, Eva. Zu applaudieren wäre in unseren Kreisen viel einfacher.
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