von Angelika Kop
Flexi-Ministerin Kristina Schröder Foto: BMFSFJ
Kristina Schröder hat sich da was Feines für die Konzerne ausgedacht: Jeder macht sich seine eigene Frauenquote - und wenn er die nicht erfüllt, gibt es ganz, ganz harte Strafe. Die Idee hat Potential - zum Beispiel in der Kindererziehung oder im Straßenverkehr:
Gummibärchen-Quote
Die niedlichen Fresstierchen lassen sich ungefähr genauso biegen, zurechtlutschen und ausspucken wie die vorgeschlagene Flexi-Quote. Vielleicht hieß so was deshalb früher Gummi-Paragraph? Die Anwendung im Kinderzimmer drängt sich also auf. Mama Kristina macht zum Beispiel ihrem Töchterchen eine ganz klare Ansage: Lotte Marie darf jeden Tag so viel Gummibärchen essen, wie sie selber aus der Tüte holen kann - und kein einziges mehr!
Flexi-Promille
Wenn Unternehmen entscheiden, wie viel Frauen in Führungspositionen sie sich leisten wollen, erinnert das an den alten Trinkerspruch "Ich weiß selbst, was ich vertrage". Deshalb konsequent: Nur wer sein selbst gesetztes Limit überschreitet, wird aus dem Verkehr gezogen. Alle anderen dürfen weiter Schlangenlinien fahren - manchmal auch sich gegen den Baum oder andere über den Haufen. So wie die Konzerne sich in den Arbeitskräftemangel und die gesellschaftliche Entwicklung vor die Wand fahren.
Nach diesen Beispielen lässt sich dann auch das Zitat unserer Frauenministerin im Handelsblatt übersetzen:
"Die Flexi-Quote, wie ich sie mir für Vorstände und Aufsichtsräte vorstelle, lässt Unternehmen den vollen Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum bei größtmöglicher rechtlicher Verbindlichkeit."Will heißen:
"Lotte Marie darf machen, was sie will, solange sie Mama vorher Bescheid sagt."Oder:
"Liebe Konzerne: Bei meinem Vorschlag ist der der Dumme, der sich hohe Ziele setzt. Denn der kann ja scheitern. Am besten legt ihr die Latte ganz niedrig, dann passiert euch nichts."
Das haben wir davon, weil wir immer so nett (gewesen) sind. Wer es nicht aushalten kann, unbeliebt zu sein, der hält es auch nicht aus, sich für die Frauen-Quote einzusetzen. Die Ministerin ist da ja nicht die Einzige, die sich nicht traut, mit härteren Bandagen zu kämpfen. Wie viele andere Frauen auch, brüskieren sie lieber die mutigeren Frauen – "die sind ja so unweiblich" – als die Männer, deren Wohlwollen ihnen so wichtig ist. Und wenn ich mir ansehe, wie gerade Frauen diejenigen unter ihnen beurteilen, die sich für die Quote einsetzen, dann vergeht mir manchmal beinahe auch die Lust, mich noch dafür zu engagieren. Um unser Wahlrecht haben wir aber ebenso lange kämpfen müssen.
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