"Schon immer wollte er Bush mit einem Schuh schlagen, jetzt ist sein Traum in Erfüllung gegangen."Über diesen Traum berichtete seine Tante den Medienvertretern vor Ort. Zu früh gefreut. Zunächst spielte er den strahlenden Sieger, der von Libyens Wohlfahrtsorganisation, die ausgerechnet von einer Frau, nämlich der Tochter Gaddafis, geleitet wird, eine Ehrenmedaille erhielt. Wobei Schuhe bislang nach allgemeiner Meinung ein typisches Frauenthema sind. Aber dem scheint nicht so. Ein Mann erfand schnell ein Schuhangriffs-Internetspiel und in einer türkischen Schuhfabrik wurden über 300000 Modelle des Typs 271 geordert. Also ein echter Konjunktur-Kick für die Wirtschaft. Nebenbei bot ihm ein saudischer Geschäftsmann angeblich zehn Millionen Dollar für die Latschen.
"Wenn er ein Thema anschneidet, dann nur, um zu demonstrieren, dass keiner so gescheit ist wie er", zitiert die StZ am 20.12.08 einen seiner Kollegen, der mit ihm im Libanon einen Pressekurs besucht hat.
"Leider hat er aus diesem Kurs im Libanon nichts mitgenommen. Dort hatten wir Unterricht in journalistischer Ethik."Erfreulich, dass sich Medien kritisch äußern. Der Vorfall ist laut der arabischen Zeitung Asharq al-Awsat „eine Beleidigung für den Journalistenberuf“, denn Journalisten seien keine Mudschaheddin, sondern für die Informationsbeschaffung zuständig. Ihre Waffen seien kritische Fragen und nicht lederne Wurfgeschosse. Diese Erkenntnis ist bemerkenswert. Ziffer 1 i.V.m. den Ziffern 10 und 12 der Richtlinien für die publizistische Arbeit des Deutschen Presserats (Pressekodex) fordert, dass jeder Journalist die Menschenwürde - und damit das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien - achten muss. Medien verzichten darauf, religiöse, weltanschauliche oder sittliche Überzeugungen zu schmähen und andere wegen ihrer religiösen Zugehörigkeit zu diskriminieren. Und ausgerechnet der Schuh macht deutlich, dass arabische Medien in diesem Punkt mit uns einer Meinung sind. Punkt.
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