Mittwoch, 4. Februar 2009
Best Quality - Lowest Price
Amman: „Best Quality - Lowest Price“ heißt es in dicken lateinischen Lettern in der ansonsten arabisch geschriebenen Anzeige. Gemüse? Baumaterial? Matratzen? Nein, es geht um Mädchen aus Sri Lanka, den Philippinen und Indonesien, die von dubiosen Agenturen in Jordanien wie im gesamten Nahen Osten, aber auch in Malaysia, Hongkong und Singapur als Hausangestellte vermittelt werden. In Europa sind sie (noch?) ein Luxusgut, das sich nur gut Betuchte leisten können. In arabischen Ländern gehören Dienstmädchen längst zum Alltag. Mit 50 bis 300 Dollar im Monat sind sie selbst für Familien mit mittelmäßigem Einkommen erschwinglich. Laut UNO-Weltbevölkerungsbericht von 2006 wandern seit dem Jahr 2000 jährlich rund 800 000 Asiatinnen allein in den Nahen Osten aus.
Human Rights Watch (HRW) nennt das modernen Skavenhandel. Die Familien holen die bestellte Ware am Flughafen ab und nehmen den Mädchen als erstes den Pass ab, als Absicherung gegen mögliche Diebereien im Haus. Ohne die Zustimmung der „Halter“ kann das Hausmädchen weder nach Hause fahren noch die Stellung wechseln. Viele fliehen trotzdem in die Illegalität, weil sie geschlagen, vergewaltigt, nicht bezahlt oder jahrelang eingesperrt werden, Wer seine Familie ohne Einverständnis verlässt, ist automatisch illegal.
So stranden viele vor den Botschaften ihrer Heimatländer. Geholfen wird ihnen oft nur halbherzig, freuen sich die Länder doch über die Milliarden, die die Mädchen jährlich nach Haus überweisen. Im Libanon hat sich im letzten Jahr fast jede Woche eines dieser Mädchen umgebracht bzw. ist auf mysteriöse Weise umgekommen, wie Gabriela M. Keller in der TAZ berichtet.
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in Amman eine Gruppe kichernder junger Frauen aus Sri Lanka oder den Philippinen eingehakt auf der Straße sehe. Sie haben ihren freien Tag und sie haben sich gegenseitig. Aber was ist mit denen, die wir nicht sehen?
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Weite Welt
Journalistin, Sachbuchautorin, Freischreiberin in München. Fühlt sich als fünfte von sechs Schwestern in Frauenrunden besonders wohl. Verlernt nie, sich über Ungerechtigkeiten zu empören. Schreibt entsprechend quer durch die Gesellschaft - analysiert, begeistert sich und spottet gern, im Watch-Salon wie auf Twitter.
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Das ist eine gut geschriebene und traurige Geschichte in der taz. Es ist unglaublich, wieviele Frauen auf der Welt immer noch ausgebeutet werden. Die Hintergrundinfo über den ehemaligen Deutschen Dienstmädchenverein ist ebenfalls sehr interessant. Leider wiederholt sich die Geschichte immer wieder.
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