von Angelika Knop
"In Deutschland gibt es über hundert Frauenzeitschriften, aber keinen Frauensender. Der fehlte einfach noch in der Landschaft."Das hat ProSiebenSat.1-Vorstand Andreas Bartl dem SPIEGEL erzählt. (Details gibt es u.a. bei Kress.) Und das wird er ändern. Die Gruppe startet den neuen Sender FemTV. Eine Blitzidee ist das zumindest nicht. Bereits 2007 prüfte die Senderkette die Einführung eines Frauensenders. Im Frühjahr 2010 soll es jetzt also tatsächlich so weit sein.
Und das Frauenfernsehen bekommt auch eine Chefin: Katja Hofem-Best. Die wechselt so quasi vom Testosteron zum Östrogen, denn sie leitete auch schon mal den Männersender DMAX. Im August stieg sie als Geschäftsführerin bei Discovery Networks aus, was damals Rätsel aufgab, die nun offenbar gelöst sind.
Feministisches Engagement steckt erwartungsgemäß nicht hinter dem neuen Engagement von ProSiebenSat.1, sondern die Hoffnung auf neue Einnahmequellen für die Mediengruppe, die gerade erst wieder schlechte Zahlen verkündet hat. Der neue Sender soll nun binnen zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben, unter anderem mit völlig neuen Werbekunden und -modellen, zum Beispiel "gut erzählten und natürlich klar erkennbaren Promotion-Storys".
Wir erinnern uns: Vor 14 Jahre klang das noch anders. Da startete schon mal ein deutscher Frauensender im TV: tm3. Damals konnte frau große Erwartungen haben. Chefredakteurin war die renommierte Journalistin Anna Doubek, geplant waren auch journalistische Magazine. Das Ende: die Ausrichtung wurde bald geändert, immer wieder gewechselt und schließlich mutierte der Sender zu 9Live.
Diesmal wissen wir wenigstens gleich, dass uns etwas verkauft werden soll. Wir sind gespannt auf die Verpackung - und in diesen Zeiten natürlich froh über jeden neuen Arbeitsplatz in den Medien.
Brauchen wir wirklich einen Frauensender? Die Zeiten von Ghetto-Seiten in Zeitungen sind doch längst auch vorbei. Es lebe das gegenderte Blatt oder Programm.
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