Mittwoch, 27. Oktober 2010

Die Hälfte des Himmels - Ein kämpferisches Buch macht Druck

                    Cover C.H.Beck-Verlag

Sheryl WuDunn und Nicholas D. Kristof sind das erste Journalisten-Ehepaar, das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde (für ihre New York Times-Berichterstattung aus China).
Ihr neues gemeinsames Buch ist ein Werk voller Härte und Elend, aber mit Herzblut geschrieben. "Die Hälfte des Himmels - Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen" ist eine schonungslose Anklage der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der Entwicklungswelt. Die beiden berichten über die Vergewaltigungsorgien in Kongo, die "kostengünstigte Methode, um eine Zivilbevölkerung zu terrorisieren", über weltweite Prostitution und Müttersterblichkeit.



Häufig geht es in diesem Buch um die bei uns fast unbekannten Unterleibsfisteln - schwerste Verletzungen, die auf brutale Gewalt oder mangelnde Betreuung der oft extrem jungen Schwangeren zurückzuführen sind.

Die Berichte der vergewaltigten Dina im Kongo, der geprügelten Zoya aus Afghanistan, des Säure-Opfers Naema aus Pakistan oder der Prostituierten Momm aus Kambodscha sind erschreckend, aber Edna und ihre Geburtsklinik in Somaliland oder Mukhtars Schulprojekt in Pakistan lassen ein bisschen hoffen. Es sind Geschichten von Frauen, die ihr Schicksal nicht erduldet, sondern Nein zum oktroyierten Rollenbild gesagt haben. WuDunn und Kristof beschreiben, wie es besser werden kann: durch Bildung oder Mikrokredite, die es Frauen erlauben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Frauen wertzuschätzen, ist nach Meinung der AutorInnen auch ein Akt politischer und ökonomischer Vernunft.
"Überall, wo Frauen eine stärkere Rolle spielen, nimmt die Neigung junger Männer zu Aggressivität und Gewalt ab; überall, wo Frauen bezahlt arbeiten oder eigene Geschäfte führen, lässt sich ein deutlicher ökonomischer Aufschwung feststellen."
Also: Spenden nur an Organisationen, die Frauen direkt unterstützen!

Kommentare

  1. Ach, wie schön, dass das Buch jetzt ins Deutsche übersetzt ist. Ich hatte mir die englische Ausgabe gleich gekauft. Nicholas D. Kristofs Reportagen und Kolumnen in der New York Times verfolge ich schon länger mit großem Interesse. Er hat verrückte Sachen gemacht, etwa kindliche Prostituierte aus der Prostitution freigekauft und ihren weiteren Lebensweg verfolgt. Jetzt lernt man auch seine Lebensgefährtin kennen.

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