Samstag, 16. Oktober 2010

"Papier kann man wegschmeißen" - der Contentgipfel der Medientage München

Mercedes Bunz. Foto: Medientage München

Draußen vor der Messe München steht das Modell einer Bergkette im Wasserbecken - und drinnen erklimmen die Medientage ständig neue Gipfel: Neben dem Medien-, Infrastruktur-, Print- und Online- diesmal auch einen Contentgipfel. Um "Journalismus und Meinungsbildung in der digitalen Medienwelt" sollte es da gehen. Doch dann ging es einmal mehr ums "Substrat", wie Moderator Jochen Wegner das nannte: Papier oder Bildschirm.
"Printprodukte wird es weiter geben", sagte die Bloggerin und Guardian-Autorin Mercedes Bunz voraus, denn das "Tragen der richtigen Zeitung unterm Arm" sei "ein wichtiger Accessoire-Faktor" - und weniger belastend als Online-Medien, weil man Papier nach dem Lesen beruhigt "wegschmeißen" könne. "Fisch-Einwickel-Argumente" schmähte das der scheidende FOCUS Online Chefredakteur Wegner.



Jochen Wegner. Foto: Medientage München

Überhaupt gehörten die launigen Bemerkungen des Moderators, der auch für den erkrankten Keynote-Speaker einsprang, zum Aufschlussreichsten, was die Diskussion zu bieten hatte, weil sie die Motive für seinen Aufbruch von Burda in die Selbständigkeit illustrierten: 
"Da hab' ich zehn Jahre gelacht über die auf jedem Zeitungsverleger-Kongress perpetuierte These 'irgendwann kommt das elektronische Papier' - und jetzt ist es da." 
Gemeint war das iPad, das er im Schoß liegen hatte. Oder: 
"Ich habe noch drei Wochen meinen Job als Chefredakteur bei FOCUS Online, da kann ich jetzt langsam anfangen die Wahrheit zu sagen.... Natürlich nimmt Online Print die Leser weg." 
Aber dafür entstünden auch "ständig neue Medien... mit neuen Metaphern... und neuen Formen der Monetarisierung", denen er sich in Zukunft widmen wolle. 

Journalistische Inhalte

Auch die DiskutantInnen auf dem Podium sahen den digitalen Wandel als Chance für den Journalismus. Blogs und Kommentare haben Diskussionsprozesse in den Redaktionen ausgelöst. Das Feedback motiviert viele JournalistInnen. In Zukunft könnten die NutzerInnen stärker eingebunden werden - für Vorschläge, Recherche und als Augenzeugen. Datenjournalismus habe Zukunft, "bei uns aber noch Probleme, Fuß zu fassen", so SPIEGEL-ONLINE-Geschäftsführerin Katharina Borchert. Im Ausland stünden andere Datenmengen zur Verfügung und es werde besser visualisiert. 
"Aus meiner sehr subjektiven Wahrnehmung bringen mich 50% der Grafiken nicht wirklich weiter, sondern sind nur zur Auflockerung des Textes dar."


Katharina Borchert. Foto: Medientage München


Es gehe jetzt darum, Journalismus so zu gestalten, dass er Begehrlichkeit wecke, meinte Dominik Wichmann, der demnächst vom SZ-Magazin zum Stern wechselt. Denn NutzerInnen zahlen nur für etwas, das sie begehren.
"Am Ende werden die stark sein und bleiben, die tatsächlich etwas anders machen als die anderen 90 Prozent."
Das sagte Wolfgang Krach, stellvertretender Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung. Nur was diese 10 Prozent anders machen sollten, das ließ die Diskussion völlig offen.






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