Sonntag, 4. Dezember 2011

Mein Putzteufelchen und ich...

Teufelchen 
Foto: zwerg
teufel50

Sonntagmorgen ist seine Lieblingszeit. Da springt es hinter einer Ecke meiner Seele hervor und fängt an, ganz höllisch-verzückt zu tanzen. Ja, mein Putzteufelchen weiß nur zu gut, wann ich am empfänglichsten bin. Ausgerechnet wenn ich mal eigentlich nichts zu tun habe, außer meiner Leidenschaft, dem Radiohören nachzugehen, ausgerechnet dann fängt es an, mich zu piesacken. „Du musst aber noch das Altpapier in den Container bringen!“, ruft es. „Und die Einbauküche könntest Du auch mal wieder abwischen.“ „Und was ist mit der Staubschicht auf Tisch, Regalen und Stereoanlage in Deinem Zimmer?!“, schallt es. Wohlgemeint, mein eigentlicher Putztag ist Samstag. Da kommt vormittags der Fußboden dran und das Bad. Und wenn sich genug angehäuft hat, auch der Abwasch. Das sind meine Standards. Alles andere mache ich sporadisch, wenn´s dran ist. Und das bestimmt mein Putzteufelchen – zumindest mit. Woher ich das habe?

Ich weiß es selbst nicht. Früher habe ich alles, was unter „Hausarbeit“ fällt, kategorisch abgelehnt. Das war mir zu eng mit der klassischen weiblichen Rolle verbunden. Und mit der konnte und wollte ich nichts anfangen. Ich habe meine Wohnung als junge Erwachsene trotzdem nicht verwildern lassen. Aber ich habe mich widerstrebend um sie gekümmert. Und zugegeben, manch versteckte Ecke blieb unberührt von Putzfeudel und Staubtuch. Irgendwann habe ich angefangen, die Hand- als Kontrast zu meiner beruflichen Kopfarbeit zu schätzen. Zu schätzen, dass ich mir keinen Kopf machen muss um Auftragsakquise, Themenfindung, Formulierungen, Textlängen. Einfach nur die Badewanne mit Essigreiniger und Schwamm bearbeiten und gut is.
Und dann kamst Du, mein kleines Putzteufelchen, und triebst mich an, mich zu „engagieren“. Mit Engagement verbinde ich eigentlich was anderes. Meine feministischen Ehrenämter - vor allem im Kasseler FrauenLesbenzentrum und im Journalistinnenbund. Aber auch, wenn ich sozialkritisch schreibe, denen eine öffentliche Stimme verleihe, die sonst keine haben.
Also, nun, Du mein Putzteufelchen, wo kommst Du her? Aus der Fernsehwerbung für allerlei Reinigungsmittel jedenfalls nicht. So etwas gucke ich nicht. Wird man mit zunehmendem Alter sauberer und zugleich putzreifer? Jetzt, wo ich Anfang 40 bin, bin ich ja schließlich von der Persönlichkeit her gesettlet. Macht das den Blick freier für die Erfordernisse der häuslichen Umgebung? Oder hat Dich mir ein Geist, ein Zauberer, eine Fee eingepflanzt, wie ein Kuckucksei ins Nest gelegt? Sozusagen als Ableger?
Ja, Du bist mir ein wahrer Teufel! Sagst einfach kein Wort dazu und lässt mich mit meinen Fragen im Regen stehen. Aber wild herumtanzen, das kannst Du. Und mir ins Ohr flüstern, was ich tun soll. Das Altpapier ist in der Tonne hinterm Haus. Der Mülleimer unter der Spüle geleert. Die Blumen gegossen. Den Fußboden und das Bad habe ich bereits Donnerstag geputzt – ausnahmsweise. Weißt Du was? Ich ignorier Dich jetzt einfach und hör Radio. Schließlich ist Sonntag! Und nächstes Wochenende bist Du wieder dran. Also ab in die Kiste! Und Tschüss!

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