Dienstag, 4. März 2014

Google - eine Welt ohne Frauen?

von Judith Rauch

Sie ist eine inspirierende und zugleich irritierende Lektüre - die aktuelle Titelgeschichte des Spiegel über die Innovationsstrategien des Unternehmens Google. Denn Google ist längst nicht mehr nur eine Suchmaschine - es sei denn, man versteht das Wort metaphorisch: als Suche nach dem Heiligen Gral, nach dem Rezept für eine technologisch perfekte Zukunft. Doch wird es eine Zukunft ohne Frauen sein?


So investiert Google seit Kurzem in die Hirnforschung, mit dem Ziel, Maschinen die menschliche Art des Lernens beizubringen. Das Allerneueste: Mit dem Biotech-Ableger Calico geht man bei Google auf die Suche nach einem Rezept gegen das Altern und eine bessere Gesundheit in den späten Jahren. Fahrerlose Autos, die Datenbrille Google Glass, mobile Roboter und smarte Heimtechnik sind da fast schon alte Hüte.

Doch mit wem immer Spiegel-Reporter Thomas Schulz gesprochen hat - laut Editorial hat er mit mehr als zwei Dutzend Managern und Wissenschaftlern Interviews geführt -, zitiert hat er nur Männer. Sogar der Personalchef ist bei Google ein Mann: Laszlo Bock. Auch die Fotos des Spiegel-Zehnseiters zeigen nur Männer - bis auf die unbekannte Dame in Helm und festen Schuhen auf der letzten Doppelseite, die von einer Plattform aus einen Solarenergiepark der Firma Google fotografiert.

Hat der Spiegel ein Frauenproblem? Oder Google? Vermutlich beide. Die New York Times hat den Frauenschwund bei Google im August 2012 schon einmal warnend thematisiert. Klar, Larry Page, der visionäre alte (naja, 40!) und neue Chef von Google, ist ein Supernerd der Extra-Klasse. Bei einem Abendessen gefragt, was die amerikanische Regierung als Nächstes tun sollte, soll er spontan geantwortet haben: "Den Mars kolonisieren!"

So etwas wie ihn und seinen Kumpel Sergey Brin kann man sich kaum in weiblich vorstellen. Aber warum eigentlich nicht? Könnte nicht gerade die gebeutelte Medienbranche Visionäre gebrauchen, Visionäre beiderlei Geschlechts? Gut, es gibt Arianna Huffington. Bewundernswert in ihrem Ehrgeiz - aber ist die HuffPost wirklich das Medium, auf das die Welt gewartet hat? Wer findet im Journalismus den Heiligen Gral?

5 Kommentare

  1. Ein klitzekleines Engagement Richtung Frauenförderung gibts bei google: Das wohl milliardenschwere Unternehmen vergibt ein Anita-Borg-Stipendium für technikaffine Studentinnen mit jeweils schlappen 7000 Euro. Wie viele Stipendien sie weltweit vergeben, wäre noch zu klären.
    Anita-Borg-Stipendium
    Hier gibts noch mehr MINT-Stipendien:
    Mint-Stipendien

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  2. In diesem Video erklärt Laszlo Bock selbst, wieso seiner Meinung nach Frauen bei Google weniger Karriere machen als Männer. Bei Google kann sich jeder selbst zur Beförderung vorschlagen. Frauen melden sich aber meist erst "wenn sie schon seit einem Jahr reif dafür sind", Männer oft schon bevor sie es sind. Eine Frage der Sozialisation, meint er.

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  3. Die New York Times hat schon vor zwei Jahren analysiert, warum in Googles Führungskreisen die Zahl der Frauen abnimmt.
    Und warum die jungen, erfolgreichen Internetunternehmen oft bevorzugt junge Männer einstellen, ist hier erklärt: Nerds stellen gerne Nerds ein - mit Fragen wie "Welche übernatürliche Fähigkeit würdest du einem Freund verleihen?". Oder:"Wie viele Golfbälle passen in einen Bus?" "Eine komplette Zeitverschwendung" hat Google-Personalchef Laszlo Bock mittlerweile zugegeben.

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  4. Noch ein Detail aus dem Artikel: "In den Toiletten hängen auf Augenhöhe über dem Pissoir Poster mit kleinen Aufgaben für Programmierer." Kann vielleicht mal eine gucken, wie es auf den Damentoiletten aussieht?

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  5. Das mit den Toiletten erklärt so manches … ;–)
    Nein, ganz im Ernst! Für einen männlichen Journalisten ist das Damenklo tabu. Wenn also ein Nachrichten-Medium wie der SPIEGEL "nur" einen Mann losschickt, um ein wichtiges Thema zu recherchieren, dann ist das Ergebnis eben auch ein "rein" männlicher Blick auf das Thema. Schade also, dass es so wenige gemischte Teams vor allem bei den Auslandskorrespondenten gibt. Um es mal so zu sagen: Mit beiden Augen sähen sie besser.

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