Anstoßen auf die Quote: Manuela Schwesig (in Rot) zwischen Schauspielerin Maren Kroymann und ProQuote-Gründerin Annette Bruhns (rechts). Foto: ProQuote via Facebook |
„Frauen sollen da ankommen, wo sie hingehören. Wir haben ein Recht auf Einfluss, Macht und Geld. Weil wir gut sind.“ Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig demonstrierte beim Bergfest von ProQuote an diesem Samstag in Berlin ihren Kampfeswillen. Die agile SPD-Frau hatte eine Woche zuvor einen Referentenentwurf für das Gesetz zur 30%-Quote in Aufsichtsräten für börsennotierte Unternehmen auf den Weg gebracht. Nach Abstimmung mit den anderen Ministerien will sie das Gesetz durchkämpfen: „Über die Quote zu diskutieren, darauf habe ich richtig Lust“. Die Bundesfrauenministerin und ProQuote: Hier ziehen zwei am selben Strang. Mit guten Argumenten.
ProQuote feiert zur Halbzeit ihres Bestehens 87 Aufsteigerinnen im Mediengeschäft: 43 wurden in Chefredaktionen und Programmleitungen berufen. 2017 will die „Journalisteninitiative“ am Ziel sein: 30 Prozent der Führungspositionen sollen von Frauen besetzt sein, in allen Hierarchiestufen von Redaktionen bundesweit.
Manuela Schwesig präsentierte sich an diesem Partyabend vor 200 Journalistinnen gut gelaunt. All den Zweiflern und Zauderern ihrer Gesetzesinitiative will sie sich in den Weg stellen: „30 Prozent sind ein richtiger Schritt, obwohl uns 50 Prozent zusteht.“ Und: „Wir haben genug von Quotenmännern, die die 90-Prozent-Quote von Männern in Führungspositionen erfüllen.“
In diesen ersten Wochen der von ihr neu entfachten Quotendiskussion wurde der Frauenministerin häufig vorgeworfen, sie kümmere sich nur um die Elite, die Kassiererin an der Supermarktkasse und die Toilettenfrau hätten nichts davon (mmhh, das sind doch typische Berufe mit Frauenüberschuss?!). Schwesig hält dem entgegen: „Gleichstellung geht nur von oben nach unten: Top Down. Und zwar mit einer festen Quote.“ Deutliche Kampfansage an die Flexiquote ihrer Vorgängerin: „Wir wollen nicht nur ein Quötchen“.
Die Erfahrung zeigt, dass Frauen in Führungspositionen Frauen nachziehen. Lore-Maria Peschel-Gutzeit beispielsweise hat in ihrer Amtszeit als Justizsenatorin in Berlin etliche Frauenkarrieren befördert. In der Rechtspflege wie in der Verwaltung muss es einen Stau an topqualifizierten Juristinnen gegeben haben. Auch rbb-Intendantin Dagmar Reim hat es mit Beharrlichkeit geschafft, den Frauenanteil in den Führungspositionen ihres Senders auf 42,3 % zu steigern. Für diese Vorreiterrolle unter den ARD-Sendern bekam sie von ProQuote am Partyabend die „Weise Eule“ überreicht. Weiß wie Schnee und weise wie eine Eule.
Schwesig ist es egal, wenn sich Wirtschaftbosse über Bevormundung durch das geplante Gesetz beklagen. Im Gegenteil. Auch die öffentliche Hand müsse zulegen und Führungspositionen mit qualifizierten Frauen besetzen. „Ich fühle mich schon als Stalkerin“, bekennt sie launig. Denn wann immer die Frauenministerin von der Neubesetzung einer öffentlichen Top-Position hört, lässt sie sich die Besetzungslisten vorlegen. Sind noch immer zu wenige Frauen oder sogar keine vorgesehen, verlangt sie eine Überarbeitung. Qualifizierte Frauen gibt es genug: „Wir sind so gut ausgebildet. Wir erfüllen die Quote mit links.“
Eines aber fehlt noch: Das Selbstbewusstsein sagen zu können: „Ich bin eine Quotenfrau, na und?!“ Quotenfrau: das sei doch ein Ehrentitel, mahnt die Ministerin. Es bedeutet ausgesprochen gut und besser als die männlichen Mitbewerber gewesen zu sein. Von wegen Bevorzugung. Qualifikation ist was zählt.
Vielen Dank für's Mitfeiern!
AntwortenLöschenAuch mit überzeugter Quoten-Freundin Schwesig zusammen gilt es, für eine gesetzliche Quote nach wie vor große Widerstände zu überwinden. Das werden wir nur schaffen, wenn wir zusammenstehen.
Ich würde mir ein einiges Vorgehen aller im Frauenrat vernetzten Verbände sehr wünschen. Und ein gegenseitiges Wahrnehmen der im Aktionsbündnis aktiven Verbände, wie dem Juristinnenbund, dem Ärztinnenbund und dem Landfrauenverband.
Letztere sind mir ein Paradebeispiel für weibliche Solidarität, denn welches Interesse können die Landfrauen an einer Quote für die Aufsichtsräte von DAX-Unternehmen haben? Aber starke Frauen aus allen Branchen erkennen eben notgedrungen, dass die Quote ein unschätzbares Signal dafür ist, dass die Ansprüche der Frauen nicht mehr länger ignoriert werden können.
Für ihren öffentlichkeitswirksamen Kampf um dieses Signal verdienen die proQuote-Frauen unsere Unterstützung.
AntwortenLöschenHeute vorgestellt: der Public Women-on-Board-Index von FidAR. Frauen auch in allen Unternehmen auf föderaler Ebene unterrepräsentiert.
FidAR-Präsidentin Schulz-Strelow: „Öffentliche Hand erfüllt Vorbildfunktion oft nicht“ ... Bundesministerin Manuela Schwesig: „Gemeinsam mit dem BMJV werden wir beim Gesetz zu Frauen in Führungspositionen sehr genau auf die Regelungen für Unternehmen der Öffentlichen Hand achten. Der Anteil von Frauen in den Spitzengremien muss signifikant steigen. Das gilt insbesondere auch für Unternehmen mit Bundesbeteiligung.“
Frauenanteil in öffentlichen Unternehmen
http://www.fidar.de/public-wob-index/uebersicht.html
Wir haben seit zwanzig Jahren, nämlich seit 1994, die Gleichberechtigung als Staatsziel in der Verfassung. Wie schön, dass eine Frauenministerin dazu auch Maßnahmen ergreift ;-) Und übrigends teile ich nicht die Auffassung von Manuela Schwesig, dass Gleichstellung nur von oben nach unten funktioniert. Das ist eine gute Sache dort anzusetzen, weil dort die Macht sitzt. Aber Gleichstellung geht auch von unten nach oben. Und auch dort sollte was für Frauen gemacht werden.
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