Was wollen wir diskutieren? Sessionplanung beim BarCamp Frauen am 12.3.16 in der Berliner Kalkscheune / Foto: Dana Savic |
Eine kreative Konferenz ohne vorher festgezurrten Programmablauf - der Journalistinnenbund goes BarCamp. Die jb-Jahrestagung wird mit dieser ungewöhnlichen Veranstaltungsform im Juni an den Start gehen.
Dana Savic und Frauke Langguth vom jb-Vorstand haben vorab das „Barcamp Frauen Berlin“
getestet. Zum 6. Mal hatte die Friedrich-Ebert-Stiftung zusammen mit KooperationspartnerInnen wie Deutscher Frauenrat, Missy Magazine, Edition F und Pinkstinks für einen Tag zur Debatte über Feminismus eingeladen. Rund 500 Frauen nahmen an der sich selbst organisierenden Konferenz* teil.
Themen aus dem Sessionplan:
Neue Strategien online + offline-Feminismus; Buchlesung Julia Schramm „50 Shades of Merkel“; Frauen in der Krise in Griechenland; Strukturen von Netzwerken; Gender Pay Gap und Gehalt – besser in Verhandlungen rein gehen; Sexpositiver Feminismus heute; Tariks Genderkrise; Feminismus und Antisemitismus; Die Pärchenlüge; Situation geflüchteter Frauen; Weil Familie bunter ist – der Partnerschaftsvertrag.
Als spontane Diskussionsangebote: Feminismus via YouTube; Warum gibt es keine junge Friedensbewegung in Deutschland?
Jede Menge Fotos vom Event, fotografiert von Anne Koch.
Ein Tag BarCamp im Test - Was gefällt euch an dieser Konferenzform?
Dana Savic:
Das Gute ist die Kreativität und die Flexibilität. Dass man
relativ schnell entscheiden kann, welches Thema einen gerade interessiert oder
nicht. Es gab viel Witz und Humor und viele tolle Ideen. Das ist interessant, dass man sich nicht sklavisch an ein Thema dran hängt.
Und dass es keine Frontalgeschichte ist, finde ich super. Dass es vielfältige
Formen der Vermittlung gibt.
Frauke Langguth und Dana Savic / Foto: C. Olderdissen |
Frauke Langguth:
Ich fand es toll, mir aus einem Strauß von Themen, mit denen
ich mich noch nie beschäftigt habe, etwas heraus zu suchen. Ich war bei „Programmieren
für Anfängerinnen“. Das war absolut inspirierend. Die Referentinnen haben das
toll gemacht. Leider ist so eine Stunde dann sehr kurz. Aber wir haben auch Hinweise auf Webseiten erhalten, wo wir weitermachen können.
Mein zweites Thema war "Feminismus und Style". Wir hatten eine
lebhafte Diskussion, über das, was an der Art wie wir uns kleiden, politisch ist. Es war gut zu sehen, das man nicht 30 Powerpoint-Folien braucht, um
einen Raum zum Reden zu bringen. Da reichen auch fünf als Inspiration, als
Anregung.
Viele Referentinnen hatten einen kurzen Vortrag, eine Keynote vorbereitet. Bei einem BarCamp sollten sich doch eigentlich spontane Diskussionsgruppen zusammentun?
Dana Savic:
Ja klar, die meisten hatten etwas vorbereitet. Einige Themen
standen vorher fest. Das ist auch nicht schlecht, dass man das eine oder andere
schon vorher weiß, dass man eruieren kann, wohin kann dieser Tag gehen? Womit
beschäftigen sich die Frauen? Aber eigentlich finde ich es gut, wenn es auch
spontan passiert. Ich habe sogar das Gefühl, je spontaner, desto besser. Aber,
natürlich fundiert, es sollte nicht so ein Larifari-Quatschen sein, sondern ein
wirkliches Interesse, eine ernsthafte Haltung. Genau so habe ich das hier erlebt.
BarCamp bei der jb-Jahrestagung - wie wird das sein?
Dana Savic:
Ich bin ganz positiv überrascht, dass es bei dieser Vielzahl
von Frauen und auch den Männern, die heute dabei waren, so toll geklappt hat.
Ich bin ganz zuversichtlich, dass der jb das sehr gut kann.
Frauke Langguth:
Ich sehe die Chance, dass wir uns untereinander besser
kennenlernen. Nach den Jahrestagungen heißt es immer, schade es war zu wenig
Zeit, auch untereinander zu reden. Wir haben im Verein ein großes Potential: wahnsinnig
viele Frauen, die Expertinnen sind. Aber nur selten gibt es die Gelegenheit, unsere
professionellen Erfahrungen zu teilen. So ein Barcamp bietet die Möglichkeit, dieses
Know How in die Tagung hinein zu tragen. Ich bin sehr optimistisch, dass wir
sehr spannende Sachen erfahren werden.
BarCamp? So geht´s:
Ein BarCamp wird auch gern als „Unkonferenz“ oder als „Ad-hoc-Nicht-Konferenz“ bezeichnet. Zu Beginn der Zusammenkunft werden Ideen für den inhaltlichen Austausch vorgetragen. Jede Teilnehmer*in ist aufgefordert, selbst etwas beizutragen. Themen sollen spontan zur Diskussion gestellt werden, Workshops können aber auch vorbereitet sein. Wichtig ist der basisdemokratische Umgang: Die Anwesenden einigen sich auf einen Tagesablauf und die Verteilung der Räume, den sogenannten Sessionplan. Und dann darf und soll jede mitreden.
Sonja Kaute: Zehn Gründe warum Journalisten bei BarCamps mitmachen sollten
* Das Barcamp Frauen ist eine ehrenamtliche Initiative junger
Sozialdemokratinnen, die „der Geschlechterpolitik ihrer Partei ein Update geben
wollen“. Nancy Böning, Elisa Gutsche und
Jennifer Mansey beschreiben es so: „Das Barcamp Frauen ist ein offener Raum, in
dem jede_r Themen, Wünsche, Ideen und Visionen einbringen, diskutieren und
voranbringen kann.“
Mehr dazu im Interview mit den Macherinnen in Edition F
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