von Angelika Knop
Talk im Kreis mit JB-Geschäftsführerin Marlies Hesse,
Missy-Herausgeberin Chris Köver und Zeit-Online-Redakteurin
Tina Groll (ebenfalls JB). Foto: Knop
Als Carmen Thomas bei WDR 2 das Morgenmagazin moderierte, war die 1967 gestartete Sendung " die erste, in der Frauen ohne Manuskript reden durften". Heute kann jede Journalistin bloggen, pod- oder videocasten - ohne einen Verleger, Intendanten oder Chefredakteur um Erlaubnis zu bitten. Haben sich die Generation "Emma" und die Generation "m" (für multimedial) in unserem Beruf also noch etwas zu sagen? Eine ganze Menge sogar, wie frau beim DJV-Journalistinnentag in Köln erleben konnte: Nachdenkliches, Kritisches und auch mal ein Lob. Und am Ende gab es dann sogar eine einstimmig verabschiedete Resolution .
Tagesschau-Frontfrau Judith Rakers, die zur Eröffnung mit Carmen Thomas auf dem roten Sofa diskutierte, meinte, trotz vieler Probleme habe die Frauenbewegung schon viel erreicht. "Da kann man sich auch mal auf die Schulter klopfen." Da wollte ihr Carmen Thomas nur bedingt zustimmen:
"Es ist viel passiert, aber nicht so viel, wie es der Klugheit und Kompetenz der Frauen von heute angemessen wäre."
Mittlerweile gibt es zwar in fast allen Medien mehr Volontärinnen als Volontäre, doch in den oberen Führungsetagen fehlt das X-Chromosom dann doch allzu häufig, wie auch jüngst in der Geschichte über "Chefs" im DJV-eigenen Magazin "journalist". In der Fotostrecke gab es nur Männerkonterfeis. Insbesondere nach der Babypause erleben Frauen im Journalismus häufig einen endgültigen Karriereknick, weil sich 12-Stundentage, die als Ausdruck des Arbeitsethos und nicht etwa als Ergebnis mieser Organisation gesehen werden, eben nicht mit den Zeiten der Kinderkrippe vertragen. (Und die Rollenvorstellungen in den Partnerschaften auch nicht. Doch davon ein andermal.) Frauen werden auch hier, wie in anderen Branchen, im Schnitt schlechter bezahlt. Die Mit-Herausgeberin des "Missy Magazine", Chris Köver vertrat daher die Devise:
"Wir brauchen keinen neuen Feminismus. Sondern wir brauchen nach wie vor Feminismus."
Und entsprechend kämpferisch hieß es am Ende in der Resolution des Journalistinnentages:
"Wir Journalistinnen im Deutschen Journalisten-Verband fordern daher die Verleger, Intendanten und Geschäftsführer von Medienunternehmen auf, unverzüglich gleiche Bezahlung, gleiche Arbeitsbedingungen und gleiche Karrieremöglichkeiten in den Redaktionen und im Umgang mit Freien zu schaffen.
Alles andere ist unwürdig für ein Mediensystem, das der Wahrung der demokratischen Grundsätze verpflichtet ist und sich selbst als Wächter im demokratischen Gemeinwesen sieht und versteht."So einig sind sich Journalistinnen nicht immer. In den Diskussionen war auch die Rede von "Stutenbissigkeit", Kolleginnen, "die es geschafft haben" und nun andere Frauen nicht mehr unterstützen und von Ressortleiterinnen, die kein Interesse an Frauenthemen haben. Marlies Hesse, Geschäftsführerin des Journalistinnenbundes warb deshalb für eine "Kultur der Anerkennung" unter Frauen - Anerkennung von Leistung, Erfolg und Schwierigkeiten. Netzwerke und echte Solidarität wurden von vielen Stimmen gefordert - mit Geben und Nehmen. Frauen müssten das "Quid pro Quo verinnerlichen", so die ehemalige Hamburger DJV-Vorsitzende Annegret Witt-Barthel. Und auch dafür gab es Beispiele beim Abschluss-"Talk im Kreis": zum Beispiel die Chefin, die ihren Mitarbeitern auch mal eine Gehaltserhöhung anbietet ohne dass die danach fragen - einfach, weil sie es verdient haben (und der männliche Kollege schon längst danach verlangt hat).
Mit vollem Körpereinsatz konnte der Kampf für die gemeinsame Sache dann beim "Samurai-Prinzip", einem der Workshops, trainiert werden. Journalistinnen sind eben schlagfertig.
Foto: Knop
Ich fand den DJV-Journalistinnentag sehr gelungen und habe mich gefreut, dass ich dort so viele Kolleginnen vom JB getroffen habe. Insbesondere der Workshop zum Thema "Gläsernes Profil - Jobperspektive..." von Tina Groll, mit den Infos und praktischen Tipps zu Web2.0 und wie man sie nutzen kann, war klasse.
AntwortenLöschenWisst Ihr, wie beliebt "Teilzeitmütter" zum Beispiel in aktuellen Rundfunkredaktionen sind? Richtig vermutet: wenig! Hier kommen sich nämlich das Arbeitsethos: "Immer mit meinem Thema am Ball bleiben" und die Finessen der Kinderbetreuung in die Quere. Selbst eine, die drei Tage in der Woche voll arbeitet, kann am vierten Tag, genau dann, wenn "ihr Thema" brennt, nicht dafür eingesetzt werden. Das ist ein Dilemma für beide Seiten und erfordert viel Flexibilät - von den Müttern und den CvDs.
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