Donnerstag, 24. Juli 2008

Katia Mann - heute wird die Managerin des Zauberers 125 Jahre alt

Ich habe in meinem Leben nie tun können, was ich habe tun wollen?

VON ISABEL ROHNER

Heute finden sich gleich in mehreren Zeitungen Porträts über sie, die Frau an der Seite des großen deutschen Dichters Thomas Mann.

Interessanterweise ähneln sich die Artikel sehr: Alle betonen, dass Katia Mann (1883-1980) ihre Briefe mit "Frau Thomas Mann" unterschrieb. Und alle haben ganz offensichtlich zwei Lieblingszitate von ihr, erstens: "In dieser Familie muss es einen Menschen geben, der nicht schreibt" und zweitens: "Ich habe in meinem Leben nie tun können, was ich hätte tun wollen."

Nein, ich will hier nicht ins gleiche Horn stoßen und schreiben, dass Katia Mann "ihre Karriere" ihrem Gatten geopfert hat - auch wenn man den Abbruch ihres Studiums für die Ehe mit Thomas Mann so interpretieren kann. Katharina Hedwig Pringsheim, wie sie ursprünglich hieß, gehörte zu den ersten jungen Frauen, die 1901 in München das Abitur machten. Studieren allerdings konnte auch sie nur mit einer Sondergenehmigung, denn ein Studium war für Frauen in Bayerns Hauptstadt erst ab 1903 möglich. Ihr Mathematik-Studium brach sie jedoch schon nach kurzer Zeit ab und heiratete den Autor der Buddenbrooks. Verständlicherweise hatte ihre Großmutter Hedwig Dohm (1831-1919) für diesen Schritt wenig Verständnis - sie, die in Deutschland als eine der ersten das Stimmrecht für Frauen und die völlige rechtliche, gesellschaftliche und ökonomische Gleichberechtigung von Männern und Frauen gefordert hatte, und die in ihrer Jugend um jedes Blättchen Bildung kämpfen musste.

Aber Leben ist mehr als das, was die BiografInnen gern daraus machen.
Schauen wir uns Interviews von Katia Mann an, sehen wir eine resolute Frau. Eine Managerin, ohne die Thomas Mann wohl kaum der Thomas Mann der Literaturgeschichte geworden wäre. Eine Frau, die die Fäden der Korrespondenz, der Vermarktung und des gemeinsamen Lebens in der Hand hatte. Aber natürlich war sie auch nicht nur das.

"Ich habe in meinem Leben nie tun können, was ich hätte tun wollen", diktierte sie 1970 für ihre "Ungeschriebenen Memoiren" ihrem jüngsten Sohn Michael und der Autorin Elisabeth Plessen in die Feder (oder sie erzählte etwas anderes, jedenfalls wird sie von Mann/Plessen so wiedergegeben). Ihren Mann hat sie zu diesem Zeitpunkt bereits 15 Jahre überlebt. Ihr Sohn Klaus nahm sich 1949 das Leben, Erika starb 1969, also ein Jahr zuvor. Vielleicht war Katia Mann zu diesem Zeitpunkt einfach ziemlich gefrustet und einsam. Verstehen könnte man es. So allein mit Golo Mann.

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