Dienstag, 20. Januar 2009

Wählerinnen - macht von Eurem Recht Gebrauch

BERLIN. Stellt Euch vor, es ist Superwahljahr und keine geht hin. Willkommen in Deutschland im Jahr 2009. So oder so ähnlich könnte es in den kommenden Monaten werden - und das im Jubiläumsjahr des Frauenwahlrechts. Vor 90 Jahren bekamen Frauen endlich das Recht an der politischen Teilhabe. Und was machen sie daraus? Nicht viel. Gut, auch die Herren der Schöpfung machen hierzulande nicht allzu viel aus ihrem Wahlrecht - oder überhaupt dem Recht, sich politisch zu engagieren.
Spröde, lasch und langweilig tönen die Politiknasen zu uns durch die Massenmedien. Statt sich mit der Hessen-Nachlese, dem Erstarken der Liberalen und der Frage, was tun bei der Europa- und Bundestagswahl zu beschäftigen, hängen die deutschen Wählerinnen und Wähler hierzulande lieber vor der Glotze und blicken in die USA. Während dort die Obama-Superstar-Show tobt, dümpelt die Politikleidenschaft in und für deutsche Parlamente eher halbtot so vor sich hin.
Die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in Hessen war sensationell gering - und bei den Frauen, immerhin einen Tag vor dem 90-jährigen Jubiläum des Frauenwahlrechts - noch sehr viel niedriger. Die Politik wird an den Frauen vorbei gemacht und den Frauen ist das sowieso egal oder wie sollen wir das verstehen?

Was ist nur los in unserem Land - spröde Politiknasen ohne Sexappeal, Sogwirkung und Charisma...? Fast keine Frontfrauen mit dabei - oder schon wieder weg. Kein Wunder, dass der SWR gestern Abend mit der neuen Polittalkshow "2 + Leif" in gewohnter Männerrunde startete, gleiches Bild bei Anne Will, Frank Plasberg oder Maybrit Illner.
Frauen aufgepasst: Wo ist unsere deutsche Baracka Obama? Und wo ist die Lust am Wählen und Mitentscheiden?

2 Kommentare

  1. Das ist ja alles richtig, aber eine mir doch zu allgemeine Klage.

    Beim Thema Hessenwahl fällt mir ein, dass mit Andrea Ypsilanti eine der politisch leidenschaftlichsten und mutigsten Frauen von der Bühne der Politik abgetreten ist. Und während die Leute hierzulande auf Amerika blicken, ging über dieses Land die bösartigste Medienkampagne, die je gegen eine Politikerin gefahren wurde. Und von den Frauen hat sie niemand unterstützt eher im Gegenteil. Man wirft ihr gravierende politische Fehler vor. Aber – wenn man es genau besieht, kommt immer nur der eine „Wortbruch“ vor sonst nichts. Man kann ihr höchstens vorwerfen, dass sie sich zu sehr festgelegt hat und am Ende zu viel erhofft.
    Der SPD in ihrer Zentrale muss man vorwerfen, dass sie noch nie eine Politikerin so hat hängen lassen, wie Andrea Ypsilanti. Frauen sind immer die „Minenhunde“ – ganz gleich, um welche Entwicklungen es geht.

    ich habe – bei den Nachdenkseiten –einen sehr guten Beitrag von einer Frau gefunden, die sachkundig und präzise aufrechnet, woran Andrea Ypsilanti wirklich gescheitert ist.
    Die Medienkampagne in Hessen und der Fall Ypsilanti(s)
    Erste vorläufige Deutungen

    Die wahren Gründe


    Ich verlinke - obwohl das hier ziemlich schwerfällig geht - auch deshalb mit diesem Beitrag, weil es vor kurzem im Forum eine Debatte dazu gab, an der ich auch beteiligt war und bei der im Grunde die wilden Vorwürfe der Mainstream Medien wiedergekäut wurden.

    Mir Ypsilanti und ihrem Projekt der sozialen Moderne wäre ein Signal für einen Politikwechsel in diesem Lande ausgegangen, aber die Ereignisse haben deutlich gemacht, dass das politische Establishment in diesem Land und schon gar nicht in Hessen – an einem wirklichen Wandel interessiert ist.
    Woher soll da Begeisterung kommen? Und die Lust am Wählen ist den Leuten vergangen, weil sie zunehmend spüren, wie wenig sie damit entscheiden.

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  2. Zur Erläuterung: das Forum, von dem Magda Geisler schreibt, ist das interne JB-Forum.

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