Montag, 4. Mai 2009

Sprechen Sie Deutsch, Herr Schneider

Journalismus-Guru Wolf Schneider ist nicht tot. Er ist streng genommen sogar total zeitgeistig und web-zwei-nullig. Seit heute videobloggt der Senior auf sueddeutsche.de/schneider einmal im Monat. Gegen den Sprachverfall. Rette sich, wer kann. Oder rette, wer kann, die deutsche Sprache. Das zumindest scheint sich Wolf Schneider gedacht zu haben. Bastian Sick möchte er dieses Feld offenbar nicht allein überlassen. Der reitet die Welle ja erfolgreich seit Jahren. Was dessen Bankkonto vermutlich sehr zuträglich zu sein scheint. Zumindest ist Sick ein Star. Schneider hingehen fast vergessen. Na, manche junge Journalistin liest sie noch - die Schneider'schen Lehrbücher. "Deutsch für Profis", beispielsweise.

In seinem ersten Beitrag setzt sich Schneider mit dem "sprachlichen Feminismus" auseinander. Dieser sei lächerlich, heißt es in dem Teaser zum Videoclip. Und was kommt dann? Schneider trägt zusammen, was man seit Jahren und Jahrzehnten in öffentlichen Ausschreibungen liest: Der Versuch, sich um eine geschlechterneutrale Sprache zu bemühen. Mit Binnen-Is, mit männlichen und weiblichen Zuordnungen, mit einer geschlechtsneutralen Formulierung.
Von Sprachverfall kann hier aber keine Rede sein. Sprache bildet nun einmal die Welt ab - und damit nun einmal auch die patriachalisch geprägte Gesellschaft. Wollen wir ernsthaft eine Gesellschaft, in der Männer und Frauen gleichberechtigt sind, müssen wir uns auch um eine Sprache bemühen, in der sich dieses gleichberechtigte Geschlechterverhältnis ausdrückt. Und daran ist so gar nichts lächerlich zu finden.

Lächerlich, lieber Herr Schneider, ist es, sich mit derartig alten, abgedroschenen Phrasen ins Netz zu setzen. Und dann das: Die Kolumne heißt "Speak Schneider". Aber Herr Schneider! Wie konnte denn das passieren? Ein englischer Titel, wo es doch viel prägnanter auf Deutsch wäre. Sprechen Sie, Schneider! Wie konnte das passieren, sich am Ende im Netz noch selbst zu verraten? Sick wäre das vermutlich nicht passiert...

7 Kommentare

  1. Setzen, Schneider, Sechs. Tja, werter Kollege: Bei jedem ist die Menstruation halt ein bisschen anders. Zitierte vor Jahren schon Luise Pusch in "Das Deutsche als Männersprache". Gibt's mehr zu sagen?

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  2. Ach Gottchen, da hat wohl Eine die Ironie nicht verstanden? "Speak Schneider!" ist natürliches ein ironischer Verweis auf die Anglophobie, die Schneider nachgesagt wird.

    Es gibt sogar schon einen SPIEGEL-Bestseller aus dem vergangenen Jahr von Wolf Schneider, der damit spielt: "Speak German!"

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  3. Drei Menschen (2 Männer, 1 Frau) zeichnen für Idee und Redaktion verantwortlich - neben Herrn Schneider. Einmal monatlich soll sich der "Speaker" an die Nation wenden (was ja der Idee eines Blogs ohnehin schon widerspricht). Heute erfolgte der groß angekündigte Startschuss. Und diese olle Kamelle kommt dabei heraus.

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  4. Schon ziemlich peinlich wenn man Ironie nicht erkennt, "Speak Schneider" ist ja gerade der Gag den Schneider an dieser Stelle spielt, aber das lernen Sie noch Frau Groll-sind ja gerade erst am Anfang Ihrer Karriere.

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  5. Hallo,
    Zitat: "Journalismus-Guru Wolf Schneider ist nicht tot."

    Ich finde dass hier als Einstieg nicht mit dem Florett, sondern glattweg mit der Keule hantiert wird. Dass jemand älter ist kann man sicherlich thematisieren, aber in dieser Form ist reichlich unelegant.


    "Er ist streng genommen sogar total zeitgeistig und web-zwei-nullig."

    Was heißt denn "streng genommen". Völlig sinnentleerte Einschubphase.

    Mich hat der Videoclip auch erstaunt,aber als Antwort hätte ich mir was Witzigeres vorstellen können. Das Alter ist kein Verdienst, kein Vorzug, aber auch kein Defizit.

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  6. Können wir diese uralte Debatte nicht endlich damit beenden, dass wir ab heute immer und überall nur noch die weiblichen Formen benutzen für die nächsten - sagen wir mal - 200 Jahre? Die Männer sind natürlich mitgemeint.

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