Mittwoch, 28. Oktober 2009

Hitler soll nicht gewinnen



Foto: Campus

Erst wollte Avraham Burg sein Buch „Hitler hat gewonnen” nennen. Am Ende war der Optimismus größer. Gestern stellte er seine Aufsehen erregende und je nach Blickwinkel auch umstrittene Vision eines friedlichen Israels unter dem Titel „Hitler besiegen” im Münchner Amerikahaus vor.
Burg wurde 1955 als Sohn eines deutschen Holocaust- Überlebenden und einer Israelin in Jerusalem geboren. Sein Vater Josef Burg war ein bekannter Politiker, Avraham Burg ging ebenfalls in die Politik, war Berater von Schimon Peres, Vorsitzender der Jewish Agency und Sprecher der Knesset, ehe er, wie er sagt, aus Frust über die politische Entwicklung in Israel, der Politik den Rücken kehrte.

Anhand seiner eigenen Familiengeschichte und im inneren Dialog mit seinem Vater arbeitet er in dem Buch das Fundament eines universellen Judentums heraus und kritisiert dem entgegenstehende Zionismus-Thesen. Als „radikaler Therapeut, der seine Landsleute wach rütteln will“, bescheinigt er seinem Land, es sei besessen von Misstrauen, gegen seine unmittelbaren Nachbarn, gegen Europa wie die USA. Der Holocaust werde dabei als ultimatives Trauma vereinnahmt, um israelisches Unrecht zu legitimieren. So könne es keinen Frieden im Nahen Osten geben.

Nicht nur das Buch ist eine anregende, klug durchdachte Lektüre, die ganz neue Hoffnungen macht, auch Burg selbst ist ein begnadeter Redner, selbstironisch und trotz des gerade für uns Deutsche schwierige Thema geradezu unterhaltsam. Leider gibt es keine weiteren Lesungen.

Die Besprechungen seines Buches machen die Bandbreite des Themas deutlich:
"Seele statt Muskeln" im Tagesspiegel, "Ein Land im Schatten des Holocaust" in der Süddeutschen Zeitung,"Im Mantel des Propheten" in der Neuen Züricher Zeitung.