von Judith Rauch
Merkwürdige Dinge geschehen in Pleasantville, im Hauptquartier des einstigen Zeitschriften-Riesen Reader´s Digest: Blonde Frauen haben die Macht übernommen. Allen voran Mary Berner vom Investor Ripplewood, die aus der Konkursmasse des alten Reader´s Digest eine "multibrand media and marketing company" formen will. "Eine Herkules-Aufgabe" nennt es ein Medienwissenschaftler.
Ms. Berner sei "ein 50-Volt-Schock" für das etwas schläfrige Reader´s-Digest-System, vermeldet die New York Times. "Sie hat ein Viertel der 200 Top-Manager entlassen. Sie stellt Anzeigen auf die Rückseite des Flaggschiff-Magazins - lange eine anzeigenfreie Zone. Sie hat sich geweigert, Boni an Angestellte auszuzahlen, die einen Bonus nicht verdient hatten."
Und demnächst wird auch das Hauptquartier in Upstate New York geräumt, dessen Wände einst von einer einzigartigen Kunstsammlung geschmückt waren - einem Erbe der großen Zeiten. Ein Büro in Manhattan nimmt einen Teil der verbliebenen RedakteurInnen auf.
Einst ein Teil der weltweiten Reader´s-Digest-Familie, werde ich nur eins vermissen: das luxuriöse Gästehaus auf dem Campus von Pleasantville mit eigenem Koch und riesigen Kühlschränken, in denen Batterien kalifornischer Weinflaschen darauf warteten, von den Gästen am Abend im Kaminzimmer ausgetrunken zu werden.
"...Blond, petite and kind of preppy, Ms. Berner has one mode: brisk. She talks emphatically and quickly, like a chat-show host rushing to commercial break..."
AntwortenLöschenLiegt es an der Haarfarbe, der Lebhaftigkeit oder am Empathievermögen?
"Sie hat sich geweigert, Boni an Angestellte auszuzahlen, die einen Bonus nicht verdient hatten." Ich wünsche mir eine Ms. Berner für die Banken. Es ist ja schließlich Weihnachten. Und wenn das Christkind mir diesen Wunsch erfüllt, stimme ich auch endlich in den Chor derer ein, dass die Medienkrise nichts anderes als eine wundervolle Chance für uns Journalisten ist, uns weiter zu entwickeln.
AntwortenLöschenStimmt: Die Boni von Reader´s Digest aus den 90er-Jahren vermisse ich auch. Ich bin auch ziemlich sicher, dass ich sie verdient hatte! Ich habe mich aber irgendwann entschieden, mich weiterzuentwickeln.
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