von Angelika Knop
Titel und Programm der ersten öffentlichen
Veranstaltung des HVB-Frauenbeirates. Foto: Knop
Vater leitet eine Firma, Mutter bleibt meist zuhause, Kinderzahl 3+. "Keiner lebt ein konservativeres Weltbild als deutsche Spitzenmanager", brachte es ZDF-Moderator Steffen Seibert auf den Punkt. Warum also sollten diese Manager mehr Frauen in den Chefetagen wollen? Weil "wir eine neue Führungskultur brauchen". So stand es zumindest im Titel der Diskussion "Changing Leadership", initiiert vom neuen Frauenbeirat der HypoVereinsbank.
Wie wenig diese Überzeugung in den Köpfen angekommen ist, belegte Sozialforscher Carsten Wippermann. "Es klingt so, als könnten Frauen den Männern nichts recht machen", schloss er aus seiner Studie "Brücken und Barrieren zu Frauen in Führungspositionen". Im Auftrag des Bundesfrauenministeriums hat der Direktor Sozialforschung bei Sinus Sociovision deutsche Manager befragt. Und "nach einer halben Stunde" fielen den vordergründig oft aufgeschlossenen Männern "nur lauter Argumente gegen Frauen in Führungspositionen ein". Als "gute Gründe" führten sie zum Beispiel die "unterbrochene Erwerbsbiographie" oder den "Spagat" zwischen Familie und Beruf an. Bei Männern heiße letzteres übrigens "Rollenflexibilität". Wippermann ist daher "überzeugt", dass klare Vorschriften oder Quoten notwendig sind, um den Frauenanteil im mittleren und oberen Management deutlich zu erhöhen.
Monika Schulz-Strelow hat deshalb den Verein FidAR gegründet - "Frauen in die Aufsichtsräte". Ob dann in der Führungsetage bessere Entscheidungen fallen, könne man nicht sagen. "Denn dazu fehlen ja noch die Erfahrungen." Zumindest aber sei "die Kombination Macht und Gier bei Frauen noch nicht so häufig".
Die Diskussion um eine andere Führungskultur durch Frauen geriet dann streckenweise etwas biologistisch. Ines Kolmsee, Vorstandsvorsitzende der SKW Metallurgie Holding AG, dagegen brachte ein ganz praktisches Beispiel für gelebte Veränderung: "Meine Mitarbeiter dürfen mich zwischen sieben und acht Uhr abends nicht anrufen, weil ich da meine Kinder ins Bett bringe." Und weil das jeder wisse, nähmen sich mittlerweile auch ihre männlichen Manager das Recht, ihre Kinder abends ins Bett zu bringen. Frauen, die in Führungspositionen zu SKW kommen, betreue sie alle persönlich.
Andere konkrete Maßnahmen der anwesenden Top-ManagerINNen sehen so aus: Die Daimler AG, berichtete Vorstandsvorsitzender Manfred Bischoff, strebt bis 2020 einen Frauenanteil von 20% in den Führungsetagen an. Bei Philips Deutschland, so kaufmännische Geschäftsführerin Anja Krusel, werde nur noch im Team über Einstellungen entschieden. Dies führe zu mehr Diskussion und mehr Diversifizierung. Bei Gastgeber HypoVereinsbank, erklärte Vorstandssprecher Theodor Weimer, werde über die Besetzung von Positionen auf der Führungsebene nur noch entschieden, wenn auch Frauen "auf der Liste" ständen.
Schade nur, dass Weimer sein anschauliches Plädoyer für eine neue Führungskultur damit trübte, dass er über die abwesende Schirmherrin Kristina Köhler witzelte, diese kenne die Automarke ihres Dienstwagens nicht. Frauen ist es eben manchmal egal, welcher Wagen sie von A nach B bringt. Hauptsache, sie kommen ans Ziel!
Manchmal muss ein Machtwort fallen. Frau kann nicht immer Kompromisse schließen. Sonst lautet der Vorwurf, dass Führungsfähigkeit fehle. So wie Männer es Angela Merkel immer wieder vorwerfen.
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