Dienstag, 23. März 2010

Nicht nur Käß-, auch Kachelmann

von Judith Rauch

Als Bischöfin Käßmann alkoholisiert am Steuer erwischt wurde und es hinterher in der Zeitung stand, fragte alle Welt, ob etwas Ähnlichem einem Mann auch passiert wäre. Der Fall Kachelmann beweist: Vor Bild sind alle Prominenten gleich.

Musste schon die gestrige Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Mannheim "Haftbefehl gegen Moderator" sämtliche schlafenden Spürhunde wecken, hat wohl ein Sprecher der Bundespolizei ihnen Futter gegeben, indem er den Namen ausplauderte. Und der Leiter der JVA Mannheim konte auch nicht für sich behalten, was für ein prominenter U-Häftling seit Samstag bei ihm hinter Schloss und Riegel sitzt.

Fazit: Der moderne Pranger funktioniert, das Geschlecht spielt keine Rolle.  Und auch ein unter Verdacht geratener Berufskollege wird von Journalisten und Pressesprechern einer Publikumsmeute vorgeworfen, die keiner gefragt hat, ob sie wirklich derartig nach Sex- und Crime-Geschichten giert.

5 Kommentare

  1. Anscheinend ist diese Pressemitteilung nicht mehr online, warum auch immer... Also ich giere nicht danach, finde es aber doch gut, dass solche Themen öffentlich gemacht werden - als Zeichen und Mutmachen für so viele heimliche Opfer. Und ist ist es nicht auch ein Unterschied, ob eine betrunken Auto fährt (ohne in dem Fall jemanden zu schaden) oder ob einer (wie es die Anklage behauptet) seine Partnerin vergewaltigt hat? In dem Fall finde ich das Aufgreifen sogar ein gutes Zeichen für alle Opfer, dass es Ihnen heute möglich ist, sich wehren zu dürfen und selbst den eigenen Mann anzeigen zu können. Auch in der Art der Berichterstattung hat sich doch einiges geändert. Würder früher der Frau - zumindest unterschwellig - gleich ein Schuld mit untergejubelt, wird das heute von vielen Medien sachlicher dargestellt. Auch ein bekannter Moderator wie Kachelmann muss heute erstmal der Öffentlichkeit beweisen, ob an den Vorwürfen was dran ist oder nicht.

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  2. Seltsam, dieses Verschwinden der PM, heute (Mi) früh war sie noch online. Richtig: Die Fälle sind vom Tatvorwurf her nicht vergleichbar. Vergleichbar ist nur, dass die Schamfrist, während der ein prominenter Beschuldigter (weiblich oder männlich) anonym bleibt,immer früher gebrochen wird. Zwischen Vertuschen und An-den-Pranger-Stellen wird immer seltener ein akzeptabler Mittelweg gefunden.

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  3. @Heidrun Wulf-Frick: Ich finde Ihren Schlußsatz sehr bedenklich. Nicht Kachelmann muß seine Unschuld beweisen, sondern der Staatsanwalt muß Kachelmanns Schuld beweisen. So ist es in einem Rechtsstaat, auch wenn die Tat, die jemandem vorgeworfen wird, abscheulich ist.

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  4. Nach etwas Durchklicken auf der Seite der Staatsanwaltschaft Mannheim habe ich jetzt folgende PM gefunden:
    http://www.stamannheim.de/servlet/PB/menu/1252238/index.html

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  5. Zum Thema Schamfrist und Bildzeitung singen doch schon die "Ärzte" in "Lass die Leute reden", die Bild bestehe aus "Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht" - und diese Meldung hat eben alles davon.

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