Dienstag, 25. Januar 2011

Medienwissenschaft - quo vadis?

von Judith Rauch

In Tübingen wurde letzte Woche ein neues Institut für Medienwissenschaft eröffnet. Eigentlich eine prima Nachricht! Doch die Gründungsfeier hat bei mir gemischte Gefühle hinterlassen, was den praktischen Nutzwert dieses Instituts betrifft.

Von den drei Professoren und der einen Professorin wurden (fremd)wortreiche Reden gehalten, von denen dieser Artikel einen Eindruck gibt: Es ging um Filmtheorie, um unser Rollenverhalten im Internet, um die Rolle der Wissenschaft in der Werbung. Alles interessante Medien-Forschungsthemen, aber keines davon hatte irgend etwas mit Journalismus zu tun.  Nur Jürg Häusermann erinnerte daran, dass sich die Vorläufer der heutigen Tübinger Medienwissenschaftler in den 1970-er Jahren mit der Frage beschäftigt haben, wie man Nachrichten verständlicher formulieren kann. Doch das ist lange her.

Bedenklicher noch finde ich, dass nicht einmal das Wort Journalistenausbildung fiel. Dabei wollen doch die meisten Studierenden, die in Medien-Studiengänge strömen, etwas mit Medien machen. Und nicht nur über Medien forschen. Vermutlich gibt es auch ein paar - schlecht bezahlte - Lehrbeauftragte an dem neuen Institut, die die Aufgabe übernehmen, ihnen das journalistische Handwerk zu vermitteln. Aber auch denen hat leider keiner gedankt.

Kommentare

  1. In der deutschen Hochschullandschaft leider kein Einzelfall: Eine Professur erhält hier nur der (oder im Ausnahmefall auch mal die), der dem hiesigen Bild von Wissenschaftlichkeit am ehesten entspricht. Und das bedeutet in Deutschland leider immer noch, möglichst viel und möglichst Kompliziertes veröffentlicht zu haben.
    Die didaktische und inhaltliche Lehrbefähigung der Profs spielt leider bei den meisten Berufungsverfahren kaum eine Rolle - und damit auch nicht die spätere Berufspraxis der Studierenden.

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