Dienstag, 18. Oktober 2011

Verbotene Liebe: Ein Leben in Angst



Erich saß wegen der Liebe zu einem Mann im Gefängnis - für ein paar Stunden. Lillian hat die Liebe zu einer Frau in Lebensgefahr gebracht - und zur Flucht ins Asyl. Erich kommt aus Siebenbürgen, Lillian aus Uganda. Beide leben in Deutschland. Der eine blickt auf sein Leben zurück, die andere hat ein neues vor sich. Und beide haben viel zu erzählen.

Die Fraktion der Grünen hatte eingeladen in den bayerischen Landtag zur Veranstaltung "Verbotene Liebe: ein Leben in Angst - ZeitzeugInnen berichten". Die gleichstellungspolitische Sprecherin Claudia Stamm führte durch den Abend. Sie erinnerte daran, dass der § 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, in der Bundesrepublik erst 1994 ganz aufgehoben wurde.

Erich Haas bekam einen Strafbefehl, weil er mit einem Mann zusammen lebte. Und das Verfahren kostete ihn einen neuen Job, den er in der Schweiz nicht antreten konnte. Dennoch machte er als Hotelmanager Karriere und führte mit seinem Freund 40 Jahre lang eine Beziehung, die sein Umfeld meist akzeptierte. Bei seinen Eltern waren beide immer willkommen. Über seine Erinnerungen hat der 92jährige ein Buch geschrieben: "...eines Freundes Freund zu sein..." Und er wird nicht müde, auf Veranstaltungen wie diesen von seinem Leben zu erzählen.

Lillian Ikulumet verließ ihre Familie schon als Teenager, weil sie "anders" war und dort nicht bleiben konnte. 2010 musste sie auch ihr Land und ihre Freundin verlassen, weil in Uganda Homosexualität unter Strafe steht. Hetze und Übergriffe finden statt und werden von den Behörden geduldet. Eine Gesetzesinitiative sah die Todesstrafe für Schwule und Lesben vor. Lillian wurde bedroht und überfallen. Die junge Journalistin kam durch eine Fortbildung nach Deutschland, vertraute sich einer Kollegin des Journalistinnenbundes an - und blieb hier. Durch die Unterstützung von vielen Organisationen und einzelnen Menschen, aber vor allem durch ihren Lebensmut, ihre Eigeninitiative und ihre Lernbereitschaft, baut sie sich ein neues Leben auf.

Mit Nachdruck wirbt sie für ihre "Schwestern und Brüder" in Uganda. Der internationale Druck hat Gesetzesverschärfungen verhindert. Er darf nicht nachlassen, damit ihnen wieder ein Leben ohne Angst möglich ist. Die Aktivisten brauchen Unterstützung, auch Geld. Denn viele haben ihren Job verloren. Sie brauchen Räume, um sich zu treffen - Computer und Handys, um sich zu vernetzen - und Autos, um unbehelligt von einem Ort zum anderen zu kommen. Lillian hofft und kämpft weiter - für die, die in Uganda geblieben sind.

Kommentare

  1. Gerade bei Twitter gelesen: Die Heinrich Böll-Stiftung unterstützt zum Beispiel LSBTI-Projekte im Ausland: http://www.gwi-boell.de/web/lgbti-de-schutz-sexueller-diskriminierung-lsbti-projekte-auslandsbueros-heinrich-böll-stiftung-4067.html

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