Samstag, 24. Dezember 2011

Eine Hexe zu Weihnachten...

Träumende Hexen in einer Töpferei in Irland. Foto: Erlemann
Drei kleine Mädchen recken ihre Fröbelsterne der Fotokamera entgegen. Eines davon als Prinzessin verkleidet. Ein Bericht in der heutigen Sontagszeit der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Er handelt davon, wie sich ein Kindergarten mit Ritualen auf Weihnachten vorbereitet. Doch das interessiert mich nicht. Vielmehr schießt mir die Frage in den Kopf: Warum wollen kleine Mädchen eigentlich immer Prinzessin sein und niemals Hexe? - Das hängt damit zusammen, dass diese weisen Frauen in der Geschichte und im Märchen immer wieder verteufelt wurden, denke ich mir. Blättere weiter in der Zeitung und finde: Eine Überschrift "Die gute Hexe sucht das Christkind".

Ja, was ist denn das? Eine Hexe zu Weihnachten? Unten auf der Seite winkt mir eine schwarz gekleidete alte Dame mit orangenem Troddel-Schal, grauen Haaren und holzgeschnitztem Gesicht mit tiefen Furchen entgegen. In der Hand einen Besenstiel. La Befana heißt die gute Hexe und ist in Italien zu Hause. Dort bringt sie den Kindern, wenn sie artig waren, Süßigkeiten und Geschenke, lese ich in der Bildunterschrift. Und im Haupttext, dass die Unartigen meist schwarze Kohlen in ihren Strümpfen vorfinden. Allerdings nicht an den Weihnachtstagen selbst, sondern am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige.
"Der Legende nach verpasste die Hexe einst den Stern, der sie zur Krippe tragen sollte. Deshalb fliegt sie noch heute von Dach zu Dach und sucht seit mehr als 2000 Jahren das Christkind",
heißt es in dem HNA-Artikel. Interessant, dass hier offenbar die christliche Tradition verbunden wird mit ursprünglich nichtchristlicher und menschlicher Heil- und Zauberkraft außerhalb von der Figur "Jesus", dem nach der Bibel "göttlichen Wundermacher und Heiler" (ich nenn´ ihn jetzt mal so). Und dann auch noch personifiziert von einer Frau. Hier also eingebettet in eine insgesamt recht männerlastige Religion, dem Christentum. Was soll uns das nun sagen? Es gibt sie, die Hexen? Sogar an Weihnachten? Mitten unter uns? Ich jedenfalls glaube, in jeder Einzelnen von uns steckt mehr heilerisches und magisches Potenzial, als den meisten bewusst ist. Und dieser Schatz will gehoben werden!

Einstweilen schreibe ich magische Kurzgeschichten zum Beispiel über Fenster, die sich beim Putzen blau und rot färben ohne Farbe im Putzwasser, hellsehende Elfen und Seelenschlüssel, die einer Traumatisierten im Schlaf den Weg zur Heilung zeigen. Damit verzaubere ich lesend und liebend gern meine ZuhörerInnen. Und bereichere mich selbst heilend, indem ich meine Fantasie fließen lasse. Also: Einfach anfangen und auf die Suche gehen. Eine Tür wird sich schon auftun. Und vielleicht auch mehrere. In diesem Sinne: Schöne Weihnachtstage, eine fröhliche Wintersonnenwende und einen entspannten Jahresausklang!

Kommentare

  1. La Befana in Italien ist magisch. Sie steht nicht nur für Güte, sondern auch für die alte, überlieferte Weisheit der Frauen, die Urkraft, die nur der Weiblichkeit zugeschrieben wird. Passt wunderbar zum heimlichen Matriarchat in diesem südlichen Land, in dem die Mütter alles zusammenhalten und i h r e Ordnung verwiklichen. Seit dem italienischen Feminismus ist auch das weibliche Affidamento am Aufleben - das Weitertragen des Wissens von einer Generation auf die nächste, von Mutter zu Tochter!

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