Meryl Streep als „Die Eiserne Lady“, Foto: Concorde Filmverleih |
Gerade hat Meryl Streep auf der Berlinale den Goldenen Ehrenbären entgegengenommen. Aus diesem Anlass war auch ihr neuer Film „Die Eiserne Lady“ („The Iron Lady“; Bundesstart: 1.3.2012) zu sehen. Streep, die für ihre Rolle bereits mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde und auch für einen Oscar nominiert ist, brilliert natürlich einmal mehr. Nachdem man sich an die stark aufgetragene Maske der alten Thatcher erst etwas gewöhnen muss, spielt sie in Rückblenden die uns bekannte Maggie an der Macht mit atemberaubender Präzision und Überzeugungskraft. Der Film jedoch überrascht mit einem unpolitischen Bild der ehemaligen britischen Premierministerin.
Margaret Thatcher leidet mittlerweile an fortgeschrittener Demenz. Der Film erzählt ihr Leben in subjektiven Rückblenden, sie imaginiert den (toten) Ehemann und durchlebt den immer wieder drohenden Machtverlust während ihrer langjährigen Amtszeit als Parteivorsitzende, wohin sie sich überzeugt und gegen alle Widerstände hochgearbeitet hat. Aus dieser Sicht behandelt der Film das Politische wie nebenbei. Höhepunkt, im Film wie im echten Leben: der Falklandkrieg, der jedoch fast nur als Machtkampf innerhalb der Regierung dargestellt wird. Die Gründe für die nationalen und internationalen Proteste gegen Thatchers Politik bleiben ausgeblendet.
Auf Dauer ermüdend
Thatchers Leben hätte auch als Biografie erzählt werden können, die allzu viel in zu kurzer Zeit abhandeln will. Stattdessen ermüden nun auf Dauer die vielen privaten Momente der alten einsamen Thatcher. Viel erfährt man darüber hinaus nicht, sollte einen ihr psychischer Zustand nicht so sehr interessieren. Interessanterweise bezieht Thatcher im Film an einer Stelle explizit Position gegen das Psychologische: „It's about what people think, not about what they feel.“ Nun, dann hat Thatcher wohl sehr viel an ihr persönliches Empfinden und ihre nostalgischen Erinnerungen gedacht.
Nun ist es auch müßig, über Frauenfiguren in Filmen zu lamentieren. Aber wenn es eine so prominente Protagonistin gibt und der Film von einer Regisseurin und Drehbuchautorin gemacht wurde, wird es interessant. Und dann fällt auf, dass „Die Eiserne Lady“ anders erzählt als andere Filme über Politiker, die entweder haarklein protokollieren, „wie es war" (Ron Howards „Frost/Nixon“) oder klassisch-biografisch erzählen (Clint Eastwoods „J. Edgar“) oder deutlich satirisch überzeichnen (Oliver Stones „W.“). Einen so gefühligen Film wie „Die Eiserne Lady“, der zugleich das öffentliche Bild seiner Hauptfigur demontiert, wird man über einen männlichen Politiker wohl vorerst nicht sehen.
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Ich möchte den Film auf jeden Fall sehen. Einfach, weil Meryl Streep die beste Schauspielerin der Welt ist!
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