Mittwoch, 15. Februar 2012

Späte Rehabilitierung von Kölner Hexen

Fast 400 Jahre nachdem sie als Hexe ermordet worden ist, naht die Rehabiltierung der Unternehmerin Katharina Hernot und aller weiteren als Hexen Verfolgten in Köln gleich mit. Der evangelische Pfarrer Hartmut Hegeler (65) hat einen entsprechenden Antrag bei der Stadt gestellt. Ein Ausschuss des Kölner Stadtrats regte nach dem feministischen Online-Magazin diestandard  vorgestern an, der gesamte Stadtrat solle sich von dem geschehenen Unrecht distanzieren.

Die Postmeisterin Katharina Hernot ist eine Hexe, die in Köln bis heute in Erinnerung geblieben ist. Selbst eine Straße ist nach ihr benannt. Denn - wie die Welt Online schreibt: ihr Schicksal war dramatisch:
"Wochenlang wird sie gefoltert. So schlimm, dass sie ihren letzten Verteidigungsbrief mit der linken Hand schreiben muss – die rechte kann sie nicht mehr bewegen. Am Ende steht das Todesurteil. Auf einem Karren fährt man sie durch die Stadt. Noch einmal beteuert sie ihre Unschuld – es hilft nichts: Vor den Stadtmauern wird sie erdrosselt und verbrannt."
Auch der WDR befasste sich vorgestern mit dieser Hexen-Geschichte. Einer von schätzungsweise 25.000 in Deutschland. Laut Wikipedia sind
"moderne Hexenverfolgungen insbesondere in Afrika, Südostasien und Südamerika anzutreffen."
Was steckt hinter dieser Hatz auf Menschen - überwiegend Frauen? Woher dieser Hass, dieses Verteufeln? Wer will sich da Macht über andere verschaffen mit der Angst als Werkzeug? Und warum muss es 400 Jahre dauern, bis in einer aufgeklärten deutschen Stadt jemand auf die Idee kommt, die verfolgten Hexen von einst offiziell zu rehabilitieren, also ihre Ehre wiederherzustellen?
"Die Tatsache, dass die Geschichtswissenschaft für das Phänomen „Hexenverfolgung“ keine Patenterklärung bereit hält, hat ihren Grund nicht im Unvermögen der Hexenforscher, sondern in der Komplexität und Vielschichtigkeit der historischen Erscheinung selbst, die für jede Region und jede Verfolgungswelle aufs Neue eine genaue Analyse der spezifischen Bedingungen, Ursachen und Funktionen der Verfahren erfordert,"
äußert die Professorin Barbara Stollberg-Rillinger, Historikerin von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, zur frühen Neuzeit.

Ein trauriges Phänomen! Immerhin haben KölnerInnen einen Schritt richtung - nachträglicher - Wiedergutmachung getan. Weiter so!

2 Kommentare

  1. Warum es u.a. so schwierig ist, das Phänomen Hexenprozesse zu erklären: Die Motive der Verfolger/Innen reichen von Frauenhass über Aberglauben, Rachegelüste, Sadismus etc bis hin zu handfesten wirtschaftlichen Interessen. Im Falle von Katharina Hennoth habe ich vor vielen Jahren gelesen, dass mit ihr eine Konkurrentin um das Postmeisteramt ausgeschaltet werden sollte.

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  2. Warum es so lange gedauert hat? Was lange her ist, erscheint nicht mehr relevant. Warum sich von etwas distanzieren, was man "natürlich" nicht billigt? Wenn man es genau bedenkt: Auch Jesus von Nazareth wurde gefoltert und zum Tode verurteilt - und meines Wissens nie offiziell rehabilitiert.

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