von Judith Rauch
Nun hat sie es auf den Spiegel-Titel geschafft: Nadja Tolokonnikowa, im No-pasaran-T-Shirt vor Gericht in Moskau, zeigt es der Welt: Es gibt eine Opposition gegen Putin in Russland - und sie ist schön! Sie ist klug, sie ist weiblich, sie ist mutig, und sie ist feministisch.
Lange haben die drei Frauen von Pussy Riot - neben Nadja Tolokonnikowa auch Maria Aljochina und Jekaterina Samutsewitsch - nach ihrem spektakulären Protest in einer Moskauer Kathedrale im Gefängnis geschmort, nur beachtet von einer Handvoll AktivistInnen im Westen. Dann begannen KünstlerInnen und MenschenrechtlerInnen zu begreifen, dass es sich lohnen kann, sich für eine verrückte Mädels-Punk-Band einzusetzen. Und inzwischen fragen sich immer mehr Menschen: Was ist das für ein Staat, der solche Frauen einsperren will?
Das wird Putin gar nicht passen. Frauen, die ihm die politische Aufmerksamkeit rauben... oder unvorteilhaft schenken, indem sie auf sein dubioses Demokratieverständnis aufmerksam machen.
AntwortenLöschenNicht so toll an dem SPIEGEL-Artikel und Interview finde ich die (visuelle) Konzentration auf die eine junge Frau – das hübscheste Mitglied der Gruppe, wie es im Interview mit dem Ehemann heißt, mit Hinweis darauf, dass das sexistisch klingen mag. Es sind insgesamt fünf bis acht Frauen, die sich alle in dieselbe Gefahr begeben haben und sich mit Putin angelegt haben. Die haben alle sicher auch Partner und vielleicht weitere Kinder, die jetzt um sie zittern.
AntwortenLöschenEs ist letztendlich die große Aufmerksamkeit im Netz, die den Frauen ihre Schwierigkeiten beschert hat. Aber diffuse Unterstützung dieser Art reicht wohl leider nicht, um Putin wirksam zu bekämpfen. Dazu müsste es erst einmal eine starke, einige, ernstzunehmende russische Opposition geben.
Die weltweite Aufmerksamkeit ist sicher ein besserer Schutz als es die reine Internet-Aufmerksamkeit in Russland war. Das sagt auch Pjotr Wersilow, der Kolokonnikova-Ehemann. "Pussy Riot hat der russischen Protestbewegung ein Gesicht gegeben, sie haben es auf die Titelseiten geschafft. Vorher hat sich doch niemand um die Proteste hier gekümmert."
AntwortenLöschenIm übrigen sind das keine Extremisten. Wersilow, gefragt, welches Russland er für die gemeinsame Tochter will: "Ganz einfach: ein Land mit unabhängigen Gerichten, mit ehrlicher Polizei, mit demokratischen Wahlen und mit einem verlässlichen sozialen Netz."
Eine dichte - und ein wenig auch sympathisierende - Berichterstattung über Pussy Riot macht Julia Smirnova in der "Welt". Gut gefallen hat mir zum Beispiel:
AntwortenLöschen"Pussy Riot sind nicht allein"
Informationen und angekündigte Aktionen hier:
www.freepussyriot.org
Die Richterin Marina Syrowa hat sie jetzt zu zwei Jahren Straflager verurteilt. Wobei der Staatsanwalt Aleksander Nikiforow, bekannt als "Marionette des Kremls", drei Jahre forderte. Ein Gnadengesuch lehnen sie ab. Hedwig Dohm würde das i.S.v. "Mehr Stolz ihr Frauen" sicher ebenfalls machen. Und ebenfalls Rechtsmittel einlegen.
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