Erinnert sich noch jemand an obiges Video vom Juni dieses Jahres? Unter dem Titel "Science: It's a girl thing" war es zwar gut gemeint, aber grauenvoll gemacht. Zur Erinnerung: Die zugehörige Kampagne der Europäischen Kommission wollte Mädchen ermutigen, Naturwissenschaften zu studieren. Als Ansatzpunkt fiel den Machern des Videos jedoch nichts besseres ein, als dass Lippenstift und Nagellack ja "Chemie" sind. In Glaskolben blubberten also pastellfarbene Flüssigkeiten, irgendwas explodierte spektakulär aus einer Puderquaste heraus. Und ein sexy junger Mann guckte sehr interessiert auf die hübschen Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen, die in hohen Absätzen durch Atommodellkugeln hüpften. Wenn das mal keine extrinsische und ziemlich fehlgeleitete Motivation für ein Studienfach liefert!
Der Proteststurm im Internet folgte prompt:
Auf Twitter, in Blogs sowie in parodierenden, spritzigen und fundierten YouTube-Videos erklärten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, warum sie mit dieser Form der Werbung um weiblichen Nachwuchs nicht einverstanden waren. Das Video wurde daraufhin bald von der zugehörigen Webseite entfernt.
Doch die beste Nachricht kommt jetzt. Rund drei Monate nach dem verpfuschten Video ruft der Wissenschaftler Curt Rice auf: Macht es besser, sendet eurer eigenes Video ein! Als Preisgeld winken 1500 Euro. Vor allem aber winkt das Lob der Internetgemeinde, die vom ersten Video abgestoßen und enttäuscht war. Thank you, Curt!
Und wer noch Anregung braucht: Die Kampagne "Science: It's a girl thing" hat auch etliche deutlich bessere Videos über Wissenschaftlerinnen hervorgebracht, die weiterhin auf dem eigenen YouTube-Kanal versammelt sind.
Erinnert mich an die Erfahrung von Lise Meitner: Als die eine Vorlesung über "Die Bedeutung der Radioaktivität für kosmische Prozesse" hielt, machte ein Journalist kurzerhand "kosmetische Prozesse" daraus.
AntwortenLöschenHeh, diese Anekdote kannte ich noch nicht. Na dann: Für mehr echte Wissenschaft von kosmischer Bedeutung!
AntwortenLöschenDas Video ist ein Graus, entlarvt mal wieder das Denken hinter dem offiziellen Getue "ich hab doch alles verstanden, sehe Frauen nie als Silhouette, Beine, hohe Hacken".
AntwortenLöschenEs kann sinnvoll sein, Geschlechterstereotype zu benutzen und zu konterkarieren - aber das sehe ich im vorliegenden Beitrag nicht. Wenn Ihr es mir nicht erklärt hättet, wüsste ich wahrscheinlich nicht mal, um was es in dem Spot gehen soll. Ich jedenfalls habe zu meinem technischen Studium (Bauingenieurwesen) nicht durch solche Spots gefunden.
AntwortenLöschenUnd nur "it's a girl thing" reicht nicht als Botschaft, kann ich als Mitglied der rein weiblichen Redaktion von Ecoquent Positions nur sagen. Obwohl wir fundierte Inhalte transportieren, meinten einige Stimmen im Netz, uns allein deshalb (negativ) erwähnen zu müssen, weil bei uns nur Frauen bloggen (von willkommenen männlichen Kommentatoren und Gastautoren abgesehen).
Den vorangegangenen Kommentar hat (versehentlich anonym) Sabine E. Rädisch gepostet.
AntwortenLöschen[Grundsätzlich haben wir nichts gegen anonyme Kommentare, vor allem nicht, wenn sie sachlich sind. Frau Rädisch bat uns jedoch, ihren Namen nachträglich einzufügen.]