Donnerstag, 17. Januar 2013

Quatsch mit Quote

von Angelika Knop


Focus-Titel vom Montag den 14.1.2013

Bekanntlich ist die Frauenquote Gesetz in Deutschland. Widerstand dagegen ist strafbar, sie zwingt Frauen zum Arbeiten ins Ausland oder zu illegaler Beschäftigung unter gefährlichen Umständen. Nein, das ist natürlich Quatsch. Trotzdem haben sich diese Woche prominente Damen im "Focus" geoutet: Wir wollen keine Frauenquote. Und die Aufmachung glich sicher nicht zufällig der Stern-Kampagne "Wir haben abgetrieben" gegen den § 218. Dagegen hat nun der Verein ProQuote eine Aktion gestartet.


Die Medienfrauen fragen sich und Ihre Unterstützerinnen:
"Was heißt es für die Quote, wenn eine Sportlerin, deren Leistung sich sekundengenau messen lässt, Künstlerinnen, zu deren Beruf qua Definition das Genialische gehört, und Erbinnen, denen die Führungsposition in die Wiege gelegt worden ist, sich im "Focus" in dieser Woche gegen sie aussprechen? Ungefähr so viel, wie wenn man Millionäre fragt, ob man mit einem Erzieher-Gehalt über die Runden kommen kann."
Und deshalb sollen alle, die Wut, Zeit und Ideen haben, dem "Focus"erklären, "warum fähige Frauen und fähige Männer aus seiner Geschichte so wenig Erkenntnis ziehen wie ein Rentner aus einem Bravo-Abo".

Der Watch-Salon unterstützt den Aufruf gerne. Hier die Beschwerdeadresse: leserbriefe@focus-magazin.de. Schickt die Mail in Kopie an kontakt@pro-quote.de . Die Kolleginnen veröffentlichen dann die lustigsten und lesen Sie auf der ProQuote-Geburtstagsparty am 23. Februar in Hamburg vor.

Eine ausgezeichnete Erklärung, warum die Focus-Kampagne Quatsch ist, hat übrigens Barbara Vorsamer bei sueddeutsche.de geschrieben. (Und mir ist zwar später aber trotzdem unabhängig derselbe Titel eingefallen. Was vielleicht zeigt, wie gut "Quatsch mit Quote" auf die missglückte Kampagne passt.)

Weitere Argument für die Quote finden sich bei ProQuote oder Publikative.org. Dort unter anderem auch das hier:
"Auf lange Sicht profitieren auch alle Männer, die durch das Raster der gegenwärtigen Männlichkeitsklischees fallen – und deshalb eben auch keine Lust auf Führungsgremien haben, in denen irgendwelche “Old Boys”-Netzwerke zusammen Golf spielen, Schwulenwitze reißen und auf Firmenkosten in den Puff nach Barcelona fahren."
Dazu passt dann irgendwie auch die Bildidee, die Focus Online zum Thema Frauenquote hatte:



P.S. Der Journalistinnenbund hat übrigens gar nichts gegen Erbinnen. Die "Macht der Konzern- und Verlagserbinnen" heißt sogar unser Medienlabor am 14. März in Hamburg. Aber sie sollten dann doch nicht so arrogant sein zu behaupten, sie hätten es ALLEIN durch Leistung geschafft.

3 Kommentare

  1. Liebe Töchter und Urenkelinnen großer Unternehmen. Niemand von uns wird Ihnen Ihre sicher sehr gute Qualifikation absprechen. Aber warum lehnen Sie sich beim Thema Quote so weit aus dem Fenster, wenn die Umstände Ihres Aufstiegs doch in erster Linie auf Familienbande zurückzuführen sind?
    Z.B. Marie-Christine Ostermann, Möbel-Tochter, geb. 1978, wurde mit 27 (!) Jahren Geschäftsführende Gesellschafterin in 4. Generation bei Rullko,Hamm. Als Quotengegnerin meinte sie in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt: "Ich denke schon, dass ich mich aufgrund meines Studiums und meines starken Willens auch in einem anderen Unternehmen durchgesetzt hätte. In den Aufsichtsrat der Optikerkette Fielmann bin ich allein wegen meiner Qualifikation gekommen."
    Oder Katharina Wagner, Wagner-Clan, Bayreuth. Sie hatte das Glück, die jüngste (Lieblings-)Tochter eines sehr alten Vaters zu sein.
    Catharina Cramer, 34, leitete die Warsteiner Biermarke seit 2007 zusammen mit ihrem Vater, nach dessen Tod 2012 allein (in der neunten Generation).

    AntwortenLöschen
  2. Die Frage, warum alle diese Frauen gegen eine Quote sind – und wohlgemerkt! es wäre eine Gender-, keine Frauen-Quote – ist doch die eigentlich interessante.
    Wäre es wirklich eine solche Schmach, es als Quotenfrau geschafft zu haben? Ich kann nicht erkennen, dass eine Quote den Frauen, die deswegen nach oben gekommen sind (z.B. in der Politik) in irgendeiner Weise geschadet hätte, dass sie deswegen diskriminiert worden wären.
    Und ist die Gefahr, dass unfähige Leute aufgrund der Bevorzugung durch eine Quote nach oben gelangen, nicht sogar viel größer, wenn ein Geschlecht so massiv bevorzugt wird, wie das jetzt noch der Fall ist, mit einer effektiven Männer-Quote von 70 bis 90 Prozent?
    Und wenn allein schon die Androhung einer gesetzlichen Quote auf EU-Ebene so viel bewegen kann, wie das in den letzten Monaten geschehen ist, warum kann frau dann noch an der Effektivität einer Quote zweifeln?
    Die Solidarisierung der Quoten-Gegnerinnen findet nicht mit ihresgleichen statt, sondern mit den Männern, die ihnen ihre Posten verschafft haben. So gesehen, wird verständlich, warum so wenige Frauen von Frauen nachgezogen werden. In meinen Augen hat das viel mit Mängelverwaltung zu tun, ist typisches Opfer-Verhalten und verdient ebenso das Etikett 'Krabbenkorb' wie diejenigen Frauen-Gruppen, die nicht dulden wollen, wenn eine von ihnen die gläserne Decke durchstößt.
    Die Quotendiskussion ist auch ein Charaktertest. Liebe Erbinnen, Cheffinnen, Vorstandsfrauen und Aufsichtsrätinnen, Ihr habt es geschafft – nun seid großzügig und gönnt den anderen auch ein Stück vom Kuchen, nämlich das Stück, das ihnen zusteht. Die Hälfte des Himmels – das ist eine Frage der Gerechtigkeit.

    AntwortenLöschen
  3. "Neues aus der Anstalt" widmet sich auch diesem Focus-Titel. Und wie! http://youtu.be/2i0ZVHlCJK4

    AntwortenLöschen

Da dieses Blog nicht mehr aktualisiert wird, ist die Kommentarfunktion geschlossen. Herzlichen Dank an alle, die uns ihre Anmerkungen und ihre Meinung mitgeteilt haben.

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.