Mittwoch, 24. April 2013

Das Bloggen lohnt sich - gegen Reputation und Kohle

Sträuße-Werfen beim Münchner JB-Abend im Presseclub: von links Claudia Minke,
Karin Hertzer, Veronika Dräxler, Karsten Lohmeyer. Foto: Iris Koller, www.iriskoller.de

Volles Haus beim Treffen der Münchner Gruppe des Journalistinnenbundes im Presseclub zum Thema "Warum lohnt sich das Bloggen?" Geht es vor allem um Reputation oder auch um Geld? Moderatorin Karin Hertzer stellte gleich mal fest, "natürlich geht es um beides".

Veronika Dräxler hat nach einigen inzwischen gelöschten Vorübungen ihr Blog Selbstdarstellungssucht gegründet und arbeitet eng mit Natalie Mayroth zusammen. Der Name des Blogs ist Programm, bekundet Dräxler ganz offen.  "Man soll das Kind beim Namen nennen. Ich habe einen großen Mitteilungsdrang und brauche dafür eigentlich fünf Kanäle". Interviews und Porträts liegen ihr besonders. "Wir stellen ungewöhnliche Leute vor und möchten gern Trends setzen. Wenn eine große Zeitung sagt, der Typ ist uns zu strange, dann ist das unser Thema." Das Geldverdienen läuft bisher eher über die vielen Kontakte (1600 Likes) und damit verbundene Aufträge. Werbung findet die Ästhetin Dräxler bisher eher scheußlich.

"Die Untergangsstimmung in unserer Branche hat mich darauf gebracht, im Dezember 2012 mit lousypennies an den Start zu gehen. Das sind Gedanken übers Geldverdienen mit gutem Journalismus im Netz", erzählt Karsten Lohmeyer, der lange nach dem richtigen Blog-Thema für sich gesucht hatte. Anfangs trug er erst mal zusammen, was andere im Netz bisher so verdienen. Dabei erfährt man eine Menge über die Monetarisierung eines Blogs und die Fülle an Kommentaren zeigt, dass Lohmeyer mit seinen Beiträgen ("ich nenne sie nicht Content") richtig liegt. "In sechs Monaten Bloggen habe ich eine größere Bekanntheit erreicht als die langen Jahre zuvor."

Claudia Minke hat das Eltern-online-Magazin Familothek gegründet, weil ihr der legere Ton entsprechender Texte im Netz oft gegen den Strich ging. "Ich habe zunächst sehr viel Zeit investiert und seit Anfang 2012 fast 350 eigene Beiträge hochgeladen, um die Seite sinnvoll zu füllen", berichtet Minke. Inzwischen investiere sie zwischen 10 bis 20 Stunden in der Woche für ihr Blog. "Die meisten Klicks gibt es bei ganz praktischen Fragen, Vorlagen für Kinderschuh-Größen oder Tipps für Auslandsreisen mit nicht eigenen Kindern." Dazu trägt auch das Amicella-Netzwerk bei, mit dem Minke zusammenarbeitet. Es verlinkt zahlreiche Partnerseiten aus dem Bereich Frauen und Familien und sorgt damit für mehr Traffic.

Angenehme Sponsoren für das eigene Blog zu finden, das würden sich einige BloggerInnen wünschen. Kommerzielle Werbung wird unterschiedlich gesehen. Über witzige Umwege hat Moderatorin Karin Hertzer eine ganze Reihe Unterstützer für ihre Website übers Frieren gefunden. Sie rief mitten im Winter einen Chilli-Zucht-Wettbewerb aus und berichtet regelmäßig über das Wachstum der überall in Deutschland wachsenden Pflänzchen.

Einig sind sich alle: die vielen Beiträge, die Suchmaschinen-Optimierung, das ständige Bedienen von Facebook und Twitter machen sehr viel Arbeit. Und Freude. #binse

Worum gings noch: um responsivesWebdesign, das Blogs auf allen Endgeräten gut aussehen lässt. ("eine  Gratwanderung"), um den Überblick, mit welchen Geräten die Site angeschaut wird und über welche Netzwerke die Leute kommen oder die besten Designvorlagen, Templates oder Themes genannt.

Wer war noch dabei: Natürlich der WatchSalon, die Münchner Bücherfrauen als Mitveranstalterinnen -  und Susanne Ackstaller mit ihrem Blog Texterella. "Mode für Randgruppen" macht sie schon seit 2002, hat entsprechend viele Besucherinnen und macht schöne Montaginterviews mit Frauen ab 50.

Journalistinnen und Bücherfrauen im voll besetzten PresseClub. Foto: Iris Koller, www.iriskoller.de

Zum Weiterlesen:
Geschäftsmodelle im Netz
Jeff Jarvis-Interview

Im Watch-Salon:
Bloggen - Gefährliche Liebhaberei?
Bloggen und Blubbern

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