von Judith Rauch
Selbst einen Tag später können es einige noch nicht fassen, dass sich dieses Frauen-Trio im ESC-Vorentscheid gegen die Baseball-Rocker, die Fiddler vom Schiff und schließlich selbst gegen den Grafen von Unheilig durchgesetzt hat. Und wie! Spiegel online staunt:
"Im Finale stand Branchenriese Unheilig den Newcomern von Elaiza gegenüber. Es trat gewissermaßen der FC Bayern München gegen die Damen vom FSG Schiffweiler an."
FSG Schiffweiler? Als alte Saarländerin kann ich den Verein natürlich geographisch einordnen. Auf seiner Facebook-Seite erfahre ich beispielsweise am 9. März: "Aufgrund starken Wurmbefalls ist der Rasen im Mühlbachstadion derzeit nicht bespielbar." Die Website verzeichnet eine über 100-jährige Geschichte, in welcher der Verein zwei Mal Saarlandmeister wurde. Aber Damen? Scheint´s da gar nicht zu geben.
Wie gut also, dass Elzbieta Steinmetz, Komponistin und Frontfrau von Elaiza, nicht auf Fußball gesetzt hat, sondern auf Musik. Und dass sie es von der Ukraine über Polen und das Saarland schließlich bis nach Berlin geschafft hat. Wo sie Yvonne Grünwald aus Sachsen-Anhalt kennenlernte - das ist die dunkelhaarige Prinzessin am Akkordeon. Die wiederum entdeckte, wenn wir Wikipedia glauben dürfen, "ein Foto von Natalie Plöger mit ihrem Kontrabass an einer Pinnwand. Daraufhin trat sie mit der Bassistin aus Ostfriesland, die in Detmold Musik studiert hat, in Verbindung. Sie trafen sich zu dritt, musizierten, traten gemeinsam auf und gründeten Anfang 2013 die Band Elaiza."
Eine schöne Geschichte, die die Potenziale deutscher Provinz ebenso in sich trägt wie die Potenziale innereuropäischer Migration. Was bei Unheilig bewusstes Bekenntnis ist, eine kalkulierte Emotion ("Wir sind alle wie Eins"), das ist bei Elaiza gelebter Musik-Mischmasch. Der für die einen nach Chanson klingt, für die anderen nach Polka. Und mit einiger Sicherheit steckt noch mehr drin. Vielleicht sogar ein guter Platz in Kopenhagen.
Danke Judith für die Infos. Hatte gestern in die Ausscheidung reingehört. So lebendig. So viel Lust. Wirklich überzeugend.
AntwortenLöschenVielleicht haben die vielen Casting Shows ja doch etwas Gutes, weil sie die Ohren für Newcomer und das Ungewöhnliche öffnen und sie gleichzeitig für Qualität schärfen, selbst wenn diese nicht von einem prominenten Namen oder etablierten Label getragen wird. Und dass auch Frauen gute Musikerinnen sein können, haben die großen Stars doch schon so oft bewiesen – darüber können sich nur noch die Testosteroner vom SPIEGEL wundern.
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