Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina mit Übersetzerinnen im Arri-Kino München. Foto: koehes |
Eine sehenswerte Doku, eine chaotische Pressekonferenz und anschließend eine Demonstration gegen den putinfreundlichen Dirigenten Valery Gergiev und den in Bayern stark vertretenen, so genannten "Kreml-Clan". Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina von der feministischen Punkgruppe Pussy Riot stellten heute in München ihre Film-Doku "Pussy vs. Putin" vor.
Die beiden Aktivistinnen haben der Dokumentation noch rasch ihre Auftritte und die damit verbundenen Übergriffe nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis hinzu gefügt. So beginnt der Film nun mit dem Auftritt der beiden in Sotschi ("Putin wird dir beibringen, dein Land zu lieben"), Polizisten schlagen mit Peitschen auf sie ein, sie werden vorübergehend festgenommen. Bei einer Demonstration in Moskau werden sie ebenfalls tätlich angegriffen und mit grüner Farbe überschüttet. Danach begleitet der Film die Gruppe Pussy Riot chronologisch während ihrer Proben und den umstrittenen Aktionen auf dem Roten Platz und dem Altar der orthodoxen Kirche bis hin zu ihrer Festnahme und Verurteilung 2012. Verwechseln sollte man die Doku übrigens nicht mit einen zweiten Film, "Pussy Riot - A Punk Prayer", der der Gruppe anscheinend weniger gefällt. "Unser Film kommt ganz ohne Kommentar aus. Wir überlassen es den Zuschauern, sich selbst ein Bild zu machen."
„Ein Land kann auf Dauer nicht ohne Menschen funktionieren, die ihrem Verstand und ihrer Moral folgen.“
Der Film mit zum Teil verwackelten Handy-Aufnahmen ist anstrengend, beeindruckt aber mit seiner Fülle von Aufnahmen und O-Tönen, die allesamt vor der Zensur gerettet werden konnten. "Viele halten in Russland immer ihr Handy bereit. Es passiert ständig etwas, was man dokumentieren sollte", meint dazu Maria Aljochina. Nadeschda Tolokonnikowa warnt davor, Präsident Putin zu unterschätzen. "Er ist gefährlich, sehr gefährlich". Er sei geübt darin, dass Volk zu manipulieren und werde auch mit den westlichen Sanktionen entsprechende Ängste schüren. "Eine öffentliche Meinung gibt es bei uns nicht", stellt Tolokonnikowa dazu trocken fest.
Pussy Riot sei inzwischen ein ganz offener Verbund, bestätigen die beiden. "Wir sind nicht die einzigen." Sie hätten keinen Überblick mehr darüber, wer unter diesem Namen auftrete. "Das ist auch gut so, nicht nur wir können Russland ändern." Auf die Frage, wie sich Pussy Riot denn finanziere, winken die beiden ab. "Es ist nicht teuer, sich eine bunte Mütze zu kaufen." Ihnen selbst sei jetzt vor allem wichtig, den gefangenen Frauen in russischen Gefängnissen beizustehen und sich für eine menschenwürdige Unterbringung einzusetzen. Dazu hätten sie gern ein Gefängnis in München besucht, um einen Vergleich zu haben, was jedoch vom bayerischen Justizministerium abgelehnt wurde (in Berlin wurde es erlaubt).
„No War, No Putin“
Nach ihrem Auftritt im Münchner Arri-Kino nahmen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina an einer Demonstration unter dem Motto „Für die Ukraine und Russland ohne Putin“ teil.
Vermutlich war die Bayerische Justiz damit beschäftigt, in der JVA Landsberg alles dafür vorzubereiten, Journalisten die künftige Zelle von Uli Hoeneß zu zeigen. Oder fürchteten sie einen Pussy Riot hinter Gittern, eventuell aus Solidarität mit Gustl Mollath?
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