Dienstag, 17. März 2015

Gerechte Bezahlung: Bargeld statt Bartgeld! Kleb dir einen!

        von Angelika Knop

   

Am Freitag den 20. März begeht Deutschland zum achten Mal den Equal Pay Day. Mittlerweile hat der Aktionstag eine Homepage, ein Budget vom Bundesfrauenministerium, eine Geschäftsstelle und viel Aufmerksamkeit. An den Fakten aber hat sich fast nichts geändert: Frauen bekommen bei gleicher Arbeitszeit durchschnittlich knapp 22 Prozent weniger Lohn oder Gehalt als Männer. Bis zum Equal Pay Day arbeiten sie also quasi kostenlos.

Aber halt, nein, so dürfe man das ja gar nicht sehen, argumentieren – leider – auch KollegInnen in den Medien. Wenn Frauen wie Männer verdienen wollen, dann müssen sie sich nur an herrschende Normen anpassen: Also Autos bauen statt Kinder erziehen und Alte pflegen, Karriere statt Familienpausen machen und bitteschön doch einfach mehr Geld verlangen und nicht so zaghaft verhandeln. Kurz und gut, wir sollen also irgendwie männlicher werden - oder zumindest das, was in der Arbeitswelt als männlich gilt. Also, wenn das so einfach ist – dann kürzen wir den Prozess doch gleich ab: mit unserer Aktion #Bartgeld zum #EqualPayDay.


Und so funktioniert's: Kleb dir einen! Mal dir einen! Bastel dir einen: Bart! Fotografier dich – und dann am Freitag ab damit ins Netz, auf Twitter, Facebook, Google+, Instagram etc. oder gerne vorher auch per Mail an watch-salon(at)journalistinnen.de - und wir übernehmen das. Hashtags #Bartgeld und #EqualPayDay dazu, vielleicht noch ein guter Spruch - fertig! So wie es unsere Autorin und Kamerafrau Christine Olderdissen hier vormacht. Vorher aber natürlich gerne: das Video teilen, empfehlen und andere zum Mitmachen animieren!

MünchnerInnen haben es noch einfacher: Am 20.3. gibt es ab etwa 14 Uhr beim Aktionstag auf dem Marienplatz und im Rathaus Schnauzer und Pappkameraden für das perfekte Foto-Shooting bei der Regionalgruppe des Journalistinnenbundes. Sabrina Unterstell, eine der Sprecherinnen, hat sich schon mal in Pose geworfen:




Nächstes Jahr haben wir dann vielleicht ein Gesetz an unserer Seite – dieses Jahr haben wir aber zumindest Spaß. Setzen wir Witz gegen Unsinn, so wie die MIME*Sissies, mit denen wir den Videospot geplant und umgesetzt haben! Denn die Welt wird natürlich nicht gerechter, wenn wir uns an die Zustände anpassen statt darüber nachzudenken, wie man diese Gesellschaft samt der Arbeitswelt besser gestalten kann. Auch Software-EntwicklerInnen brauchen vielleicht mal jemanden, der/die ihren Rollstuhl schiebt, und wer sich den Haushalt teilt, schafft das auch mit dem Führungsjob. Es gibt also vielleicht eine Erklärung, warum manche Berufe besser bezahlt werden als andere und Mütter nicht so leicht die Karriereleiter erklimmen – aber das ist noch lange keine Rechtfertigung!  

3 Kommentare

  1. Prima Aktion! Mein Bart liegt schon bereit. Aber wenn die Lohnlücke im selben Schnecken-Tempo wie bisher geschlossen wird, dann sind unsere Bärte kilometerlang, bevor wir sie wieder abnehmen können. Hoffen wir also, dass die Politik sich nun wirklich verstärkt um diesen Missstand kümmert. Es wäre doch wunderbar, wenn wir den Qual Pay Day abschaffen könnten und Frauen wieder ohne Bärte zur Arbeit gehen könnten.

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  2. Ich freue mich immer, wenn versucht wird, strukturelle Ungleichheit zu bekämpfen. Aber in diesem Fall bin ich mit der Umsetzung sehr unzufrieden.
    Die 'bärtige Frau' ist ein Zeichen mit einer ziemlich starken frauenfeindlichen Historie, die besonders sich auf trans Frauen* auswirkt, die besonders häufig ungewünschten Bartwuchs haben. Es gibt viele Personen, die unter Hirsuitismus leiden und das damit verbundene gesellschaftliche Stigma immer wieder erfahren. Panische Angst vor Bartschatten, mehrfaches rasieren täglich und allgemeine Unsicherheit im Alltag sind einige der Effekte des Stigmas.
    Das Bild der bärtigen Frau kann nicht ohne Zitat auftreten. Es ist nicht einfach frei von der Historie. Und damit wird weiter ein Stigma reproduziert, das besonders trans Frauen* betrifft, bei denen sich häufig Krankenkassen weigern, eine Bartepilation zu bezahlen.
    In der Kampagne sehe ich kein subversiven Akt, in den herrschende Körperbilder und Geschlechternormen kritisiert werden und sich positiv auf die Lebensrealität von Trans*Menschen auswirken könnten. Stattdessen erscheint mir das ganze Differenzfeministisch zugespitzt.
    Daher habe ich auf Twitter diese Kampagne als transfeindlich bezeichnet.

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  3. Vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar. Aber es liegt uns völlig fern, uns über bärtige Frauen lustig zu machen. Unsere Frauen im Film und bei unserer Aktion tragen den Bart mit Stolz und Augenzwinkern. Wir machen uns über die Tatsache lustig, dass männlich geprägte Arbeitsmuster die Norm sind und in Deutschland besser bezahlt werden. Als Symbol dafür haben wir den Bart gewählt - weil uns eine Frau in Anzug und Krawatte nicht mehr außergewöhnlich erscheint und weil die Verwandlung ja schnell und einfach gehen sollte fürs Foto - notfalls mit einem Kajalstift. Das ist natürlich eine absurde Überspitzung, denn weder tragen alle Männer Bart, noch bekommen Bartträger mehr Geld und schon gar nicht stimmt das für Transmenschen. Aber das zeigt für uns auch das Absurde der Situation und genau deshalb wären wir auch nicht auf die Idee gekommen, dass es irgendjemand an der Realität messen könnte. Satire lebt von der Überspitzung. Differenzierte Sichtweisen sind im Leben und im Journalismus wichtig, lassen sich aber selten in 140 Zeichen oder einem Hashtag darstellen. Wir überlegen aber natürlich immer gerne neu und freuen uns auch sehr über bessere Vorschläge für ein nächstes Mal.

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