Die konservative Daily Mail präsentiert Amber Rudd, Penny Mordaunt, Liz Truss und Priti Patel. Foto: Stadlmayer |
Drei
neue Frauen hat Tory-Premierminister David Cameron nach der Wahl in der
vergangenen Woche in sein Kabinett geholt und schon schreibt der
"Guardian" von "Dave´s darlings". Die "Daily Mail" beschreibt die Kabinettsumbildung dagegen als "Sieg der Vernunft". Insgesamt gehören dem
Kabinett jetzt zehn Frauen und zwanzig Männer an. Bis vor der
Sommerpause gab es nur drei weibliche Kabinettsmitglieder. Als
Cameron 2014 drei weitere ernannte, spottete die Presse, der
Regierungssitz in der Downing Street sei jetzt „No. 10 Catwalk“.
Seitenlang beschäftigten sich die Boulevardzeitungen im Sommer 2014
mit den Outfits der neuen Ministerinnen. Ein Dauerbrenner sind auch
die Berichte über die angeblich zu teuren und geschmacklosen
Klamotten von Innenministerin Theresa May. Über teure oder häßliche
Politiker-Anzüge berichten die Zeitungen dagegen nie.
Bei
der Wahl vor einer Woche hatten die konservativen Tories
überraschend die absolute Mehrheit gewonnen. Sie können nun ohne
liberaldemokratische Koaltionspartner regieren. Mit den drei neuen
Frauen kommt frischer Wind ins Kabinett, es ist aber eine
ziemlich kalte Brise.
Amber Rudd, die neue Energieministerin, ist eine ausgesprochene
Fracking-Befürworterin. Die ehemalige Finanz-Journalistin sorgte
für Empörung, als sie vor einiger Zeit über die Armen in ihrem
Wahlkreis Hastings ablästerte. Sozialhilfeempfänger zögen nicht
zum Arbeiten in den Küstenort, sondern “um einfachen Zugang zu Freunden,
Drogen und Alkohol zu haben”.
Priti Patel befürwortet die Todesstrafe und gehört zum extrem Europa-kritischen Parteiflügel
Priti Patel, neue Staatssekretärin für Beschäftigung, denkt ähnlich
und will so schnell wie möglich die Sozialhilfe kürzen. Sie
behauptet: “Sozialhilfeempänger, die nie gearbeitet haben,
erfreuen sich eines Lebensstils, den sich andere nicht leisten
können." Die Tochter indisch-stämmiger Einwanderer gehört zum
extrem Europa-kritischen Flügel der Konservativen und befürwortet
die Todesstrafe.
Die
neue Staatsekretärin für Unternehmen, Anna Soubry, sorgte vor
einiger Zeit für Proteste, als sie sagte: “Am Gewicht der Menschen
kann man erkennen, aus welcher Schicht sie kommen”. Die
alleinerziehende Mutter ist etwas liberaler eingestellt als Patel
und Rudd. Sie verteidigte die Einwanderung und die Homo-Ehe
gegenüber ihren konservativeren Parteifeunden. Eine wichtige Position im Kabinett hat auch Nicky Morgan, seit 2014 Erziehungsministerin und Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung. Penny Mordaunt, während des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes 2002 Pressesprecherin von George W. Bush, wurde Staatssekretärin im Verteidigungsministerium. Sie gehört dem Kabinett allerdings nicht an.
Die
mächtigste Frau im Kabinett ist Theresa May, die seit 2010
Innenministerin ist. Sie könnte Cameron eines Tages als
Parteivorsitzende und möglicherweise auch als Premierministerin
beerben. Am Mittwoch machte sie den menschenfeindlichen Vorschlag,
die EU solle festlegen, dass Armuts-Flüchtlinge, die aus dem
Mittelmerer gerettet werden, gleich wieder zurück geschickt werden.
Am Donnerstag stellte sie ihr geplantes Anti-Extremismus-Gesetz
vor. Damit will sie strengere Einreisekontrollen und Verbote von
extremistischen Organisationen durchsetzen. May wird demnächst auch
das umstrittene Gesetz zur Speicherung von Telekommunikationsdaten
auf den Weg bringen. Dieses so genannte “Schnüffel-Gesetz” war
in der Vergangenheit von den Liberaldemokraten verhindert worden.
Jetzt hat die Innenministerin freie Fahrt und kann Internetprovider
verpflichten, Kundendaten an die Sicherheitsbehörden weiter zu
geben.
Wegen ihrer extravaganten Outfits geriet Theresa May ins Visier der Presse
Immer
wieder geriet Theresa May ins Visier der Boulevardpresse. Aber
selten wegen ihrer Politik, meist wegen ihrer extravaganten Outfits.
Ihre farbigen Jacketts brachten ihr den Spitznamen “Merkel aus
Maidenhead” (Maidenhead ist ihr Wahlkreis) ein. Trotz ihrer
einflussreichen Stellung als Innenministerin tritt May eher
zurückhaltend auf. Das Magazin "The Spectator" nannte sie deshalb “Großes Tier auf Samtpfoten”.
2012,
als sie neben ihrem Job als Innenministerin auch noch für “Frauen
und Gleichberechtigung” zuständig war, bezeichnete sie sich in
Interviews gerne als Feministin. Auf die Frage, was der
Begriff für sie bedeute, antwortete sie lapidar: “Dass ich mich
für Gleichberechtigung einsetze.”
Nun, auch Frauen sind nur Menschen und genauso (schein-/un)heilig wie Männer — vor allem in der Politik. Da weiß ich nicht, ob ich mich über eine bessere Frauen-Quote im neuen Cameron-Kabinett freuen oder ärgern soll. Jedenfalls fällt mir dazu der schöne Satz von Luisa Muraro ein: "Wir wollten die Welt verändern, und sie haben uns die Gleichberechtigung angeboten." Das Zitat und einige kluge Gedanken zum Dilemma der heutigen Frauenbewegung fanden sich vor kurzem auch in einem Text von Antje Schrupp: https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2015/maerz/raus-aus-der-defensive
AntwortenLöschenEine neue Generation eiserner Ladies also. Dass die Britinnen tough sind, ist bekannt. Dass sie eisern bis eisig bis eiskalt sein müssen, um es zu was zu bringen - schade! Lasst uns was dafür tun, dass Deutschland weiter am Klimawandel im erweiterten Sinne arbeitet.
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