als Geschenk in letzter Minute oder für die Auszeit auf dem Sofa.
Ein müdes Kamel in der Wüste und das Cover der 18. Auflage Fotomontage: Magdalena Köster |
Eine junge Frau durchquert mit ihren Kamelen neun Monate lang die australische Wüste, begegnet den Ureinwohnern und lernt in der Wildnis zu überleben. Da kommt Ihnen bekannt vor? Vielleicht haben Sie 2013 den Film "Spuren" gesehen? Hundertmal besser als der Film aber ist Robyn Davidsons eigener Reisebericht, der 1980 erstmals als Buch erschien. Es ist ein Klassiker der Frauen-Reise-Literatur und wurde über achtzehnmal neu aufgelegt.
1977 machte sich Davidson auf, mit ihren vier Kamelen und ihrem Hund fast 3000 Kilometer Wüste zu durchqueren. Sie finanzierte ihr Projekt unter anderem durch den Auftrag, für die Zeitschrift National Geographic einen Reisebericht zu schreiben. Ihre Reportage wurde 1978 zur Titelgeschichte des Blattes. In ihrem Buch schildert sie zunächst, wie rassistisch und frauenfeindlich es in der australischen Kleinstadt zuging, in der sie vor ihrem Aufbruch lebte und den Umgang mit den Kamelen lernte. Der spannendste Teil aber ist die Schilderung ihrer Reise durch die Wüste, bei der sie streckenweise von einem Fotografen begleitet wurde. Davidson beschreibt ihre Begegnungen mit den Ureinwohnern, die sich ihr gegenüber zunächst sehr misstrauisch verhielten. Nach einiger Zeit wurde sie zu einem traditionellen Ritual eingeladen - und wunderte sich, dass sie am Ende dafür zahlen sollte.
Es war der Versuch einer teilnehmenden Recherche, die aber durch den Fotografen sehr erschwert wurde. Davidson musste feststellen, dass es unmöglich war, ein Vertrauensverhältnis zu den Ureinwohnern aufzubauen, solange ihr Fotograf dauernd Bilder schoss. Schließlich machte sie ihm klar, dass sie ihre Wanderung ohne ihn fortsetzen würde. Die Reise war auch ein Selbsterfahrungs-Trip, denn immer wieder geriet die Autorin an ihre Grenzen. Sie erlebte Momente der absoluten Verzweiflung und der größten Euphorie. Beim Laufen durch die Wüste stellte sie fest, dass sie am glücklichsten war, wenn sie keine Menschen um sich hatte. Nach und nach wurde ihr klar, dass die innere Ruhe für sie wichtiger war als materieller Wohlstand und oberflächliche Kontakte zu anderen.
"Spuren" ist ein wunderbares Buch, das einen in die Weite der australischen Wüste entführt. Besonders zu empfehlen für alle, die Tiere lieben und sich für fremde Kulturen interessieren. Davidsons lakonischer, selbst-ironischer Bericht ist übrigens gut in der englischen Originalversion zu lesen.
Robyn Davidson: Spuren, rororo, 9,99 Euro
Englische Originalversion: Tracks, Bloomsbury UK, 11,95 Euro
Morgen rezensiert Luise Loges: "Berge, Bön und Buttertee - eine Reise ins Tibet der Frauen"
7 Tage, 7 Bücher:
#1: Christine Olderdissen über „Hack’s selbst – Digitales Do it yourself für Mädchen“
Anregungen, Meinungen, Kritik
Da dieses Blog nicht mehr aktualisiert wird, ist die Kommentarfunktion geschlossen. Herzlichen Dank an alle, die uns ihre Anmerkungen und ihre Meinung mitgeteilt haben.
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.