Montag, 18. April 2016

Salon-Schnipsel: Die Liebesbombe von #hugabrit

Salon-Schnipsel, der: Kleine Empfehlung der Salonistas, in unregelmäßigen Abständen hier im Watch-Salon zu finden. Zum Sehen, Hören, Freuen.

Christine Ullman umarmt den Musiker Jarvis Cocker. Foto: #hugabrit



Fundsache: #hugabrit @pleasedontgouk. Eine junge Frau umarmt die Büste von Virginia Woolf, zwei junge Frauen knuddeln sich, ein älterer Herr hat den Arm um eine ältere Dame gelegt, drei Teenager lachen und umarmen sich. Die in Großbritannien lebenden Deutschen Katrin Lock und Christine Ullmann und die Österreicherin Tessa Szyszkowitz haben den hashtag #hugabrit, den Twitter-Account @pleasedontgouk und die Webseite pleasedontgouk.com in die Welt gesetzt. Die Idee: Wir sollen alle einen Briten oder eine Britin umarmen, das Foto posten und damit zeigen, dass wir sie in der EU halten wollen.

"Wir lieben euch. Ihr seid ein Teil Europas. Bitte verlasst uns nicht. #pleasedontgouk ist eine Bewegung von EU-Bürgern, die im Vereinigten Königreich leben. Das ist unsere love-bomb",  heißt es auf der Webseite pleasedontgouk.com. Und weiter: "Wir denken nicht, dass die EU perfekt ist. Sie muss reformiert werden. Aber es lohnt sich, für diese Idee zu kämpfen. Zusammensein ist besser als Auseinandergehen." Diese Aktion soll die Brit_innen überzeugen, dass sie beim Referendum am 23. Juni für den Verbleib ihres Landes in der EU stimmen. "Die Leute reden immer über Gurken und Badehauben. Wir wollten etwas Positives machen, anstatt über Regeln und Regulierungen zu sprechen", sagt Katrin Lock.

Fundort: Unter den Hashtags #hugabrit und #pleasedontgouk haben inzwischen Hunderte in Großbritannien lebende Europäer_innen ihre Knuddel-Fotos auf Twitter, Facebook, Instagram und der Webseite pleasedontgouk.com gepostet. Britische Zeitungen wie The Telegraph, The Sun und The Guardian berichten auf ihren Internetseiten über die Aktion und zeigen die schönsten Bilder.

Fun-Faktor: Anders als in Frankreich umarmt man sich in Großbritannien nur dann, wenn man sich wirklich gut kennt. Von Fremden in den Arm genommen zu werden, kann bei Brit_innen schon mal Panik auslösen. Die Leute auf den Fotos scheinen sich aber alle zu mögen und sie genießen es sichtlich: Fröhlich und ausgeflippt oder zurückhaltend und vorsichtig umarmen sich Junge und Alte, Frauen und Männer, Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sooo schön! Wer diese Bilder gesehen hat, wird es nicht mehr übers Herz bringen, für den Ausstieg zu votieren. 

Kommentare

  1. Ich umarme täglich einen Briten, meinen Mann. Wir leben zusammen in Deutschland, haben uns vor 20 Jahren in London kennengelernt. Wir verfolgen gespannt die Diskussion um den Brexit und finden es ziemlich verständlich, dass ein Großteil der Engländer die EU lieber verlassen würde. Besonders attraktiv ist sie im Moment ja nicht. Wie würden die Bürger anderer Länder wohl entscheiden – wenn sie denn wählen dürften? Wie auch immer die Befragung ausgeht – die Engländer sind keine Anti-Europäer, aber sie sind sehr skeptisch gegenüber der EU. Und das ist eben nicht dasselbe. Was uns ärgert: das Droh-Szenario, das die Gegner eines Brexit entwerfen, die Angstmacherei. Gute Argumente sehen anders aus. Und was mich generell ärgert: die ständige Behauptung, irgendeine politische Sache wäre alternativlos. Ich kann das Wort nicht mehr hören!

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