von Mareice Kaiser
Ich gebe zu: Ich gehe nicht gern ins Kino. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erwische ich den Platz neben der Person, die am lautesten mit der Popcorntüte raschelt oder an den falschen Stellen lacht oder laut atmet oder ständig hustet oder niest oder unangenehm riecht – oder alles zusammen. Gute Dialoge will ich zurückspulen und kurz vor Schluss muss ich aufs Klo. Kino und ich, wir sind keine Freunde. Erst recht nicht im Sommer. Mir fallen ungefähr 110 Möglichkeiten des Zeitvertreibs an sommerlichen Abenden ein, die besser sind, als einen Film in einem dunklen Kinosaal zu schauen. Für den Film "Kosmonautensehnsucht" habe ich dem Kino und mir noch eine Chance gegeben – und zwar im Sommer.
Blick von oben auf die "Kosmonautensehnsucht". / Foto: Martin Gommel |
Ich gebe zu: Ich gehe nicht gern ins Kino. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erwische ich den Platz neben der Person, die am lautesten mit der Popcorntüte raschelt oder an den falschen Stellen lacht oder laut atmet oder ständig hustet oder niest oder unangenehm riecht – oder alles zusammen. Gute Dialoge will ich zurückspulen und kurz vor Schluss muss ich aufs Klo. Kino und ich, wir sind keine Freunde. Erst recht nicht im Sommer. Mir fallen ungefähr 110 Möglichkeiten des Zeitvertreibs an sommerlichen Abenden ein, die besser sind, als einen Film in einem dunklen Kinosaal zu schauen. Für den Film "Kosmonautensehnsucht" habe ich dem Kino und mir noch eine Chance gegeben – und zwar im Sommer.
Schuld daran trägt ein Radio-Interview mit der Regisseurin des Films, Catharina Göldner. „Wenn man den perfekten Menschen sucht – und man dann die Hälfte der Bevölkerung ausschließt, das fänd ich schwierig. Da muss man sich doch erstmal alle angucken.“ Angesprochen auf die Queerness ihres Films reagierte Göldner mit einer Selbstverständlichkeit, die mir gefiel. Ebenso wie ihre dramaturgische Ursprungsidee: „Das war die Stimme.“ Die Stimme der Theaterinspizientin Miriam, Hauptfigur des Films.
Ein lauer Sommerabend im Prenzlauer Berg, Kastanienallee.
„Bitte reserviere mir einen Platz am Gang“, bitte ich meine
Begleitung im Lichtblick-Kino und stelle mich in die Kassenschlange für eine
Weißweinschorle. Als ich wenig später mit der Schorle in der Hand den Kinosaal
betrete, muss ich grinsen. Das Kino ist so klein, dass es fast mehr Randplätze
gibt als welche mit potentieller Nervmöglichkeit nebenan. So gut wie alle Plätze sind
besetzt, es ist weder zu kalt noch zu warm, Regisseurin Catharina Göldner
begrüßt und wünscht augenzwinkernd: „Gute Projektion!“
Auch mit Rechtschreibfehler schön: "Kosmonautensehnsucht" im Lichtblick-Kino. / Foto: Martin Gommel |
Und dann trägt die Stimme von Miriam (Katharina Behrens) durch den Film, der 2016 den new berlin film award in der Kategorie Bester mittellanger Film erhielt. Miriam und ihre sanfte Stimme sorgen im Theater dafür, dass jede Person zum richtigen Zeitpunkt die Bühne betritt. In ihrem Privatleben funktioniert das nicht ganz so reibungslos wie in ihrem Job – vergeblich wartet Miriam einen ganzen Sommer lang auf ihre große Liebe, eine Kosmonautin.
Wir schauen ihr dabei zu, oft von oben, manchmal mittendrin.
Begleitet von Miriams Stimme und ihrer Sehnsucht. „Wie könnte man denn ohne
Illusionen leben?“ fragt sie irgendwann und die Antwort muss spätestens nach
diesem Film lauten: gar nicht. Nach 61 Minuten ist die Projektion beendet, eine
Zuschauerin fragt die Film-Crew: „Gibt es die Kosmonautin denn eigentlich wirklich?“ Manchmal nerven andere Kinobesucher*innen tatsächlich.
„Kosmonautensehnsucht“ ist ein Film wie der Berliner Sommer:
Warm, lebenslustig, sehnsuchtsvoll und viel zu kurz.
Das Lichtblick-Kino zeigt den Film im Juni und Juli: alle Sommervorstellungen.
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