Clown vs. Kämpferin: Billie Jean King (Emma Stone) und Bobby Riggs (Steve Carrell) / ©Fox Searchlight Productions |
Kampf der Geschlechter nannten die amerikanischen Medien 1973 zwei Spiele zwischen damals aktuellen Champions im Frauentennis und einem männlichen Ex-Profi. Ob die ein reines PR-Spektakel oder einen Meilenstein für die Anerkennung von Frauen im Sport darstellten, ist bis heute umstritten. Doch für ein feministisch angehauchtes Typendrama bietet der Medienzirkus um Billie Jean King, Margaret Court und Bobby Riggs auf jeden Fall genug Material.
Am Anfang stand der Kampf um Gleichberechtigung: in der frauenbewegten Zeit der frühen 1970er will sich die mehrfache Grand-Slam-Siegerin King (Emma Stone) die ungleiche Behandlung männlicher und weiblicher Tennisprofis in der amerikanischen Liga, besonders was Preisgelder angeht, nicht mehr bieten lassen. Gemeinsam mit acht weiteren hochkarätigen Spielerinnen organisieren sie und die medienaffine Gladys Heldman (Sarah Silverman) ein eigenes Turnier.
Begleitet wird ihr Kampf um Gleichberechtigung von den herablassenden Sprüchen männlicher Sportkommentatoren und Tennisasse, die allerdings nicht selten auch aus der heutigen Zeit stammen könnten: "Männer sind eben schneller und stärker, es ist einfach spannender, ihnen zuzusehen", "Ich sage nicht, dass Frauen nicht Tennis spielen können, aber sie sind nun mal von Natur aus nicht so ehrgeizig" und ähnliche plump biologisierende Sexismen werden ja immer noch gerne als Ausrede für ungleiche Bezahlung und Behandlung im Sport verwendet. Im Film glänzt Bill Pullman in seiner Darstellung des frauenverachtenden Tennisverbandspräsidenten Jack Kramer. Kramer wirft die neun Athletinnen nach ihrem Alleingang kurzerhand aus dem Verband - doch diese lassen sich nicht einschüchtern.
Girls doing it on their own: neun Athletinnen stellen ihr eigenes Tennisturnier auf. / ©Fox Searchlight Productions |
Viel Drama und fast zu viele historische Details
Billie Jean Kings Kampf um gleiche Bezahlung ist jedoch nur das Randgeplänkel zum eigentlichen Hauptkonflikt des Films: Die Handlung nimmt Fahrt auf, als der Medienrummel um die rebellischen Spielerinnen den spielsüchtigen Ex-Champion Bobby Riggs (Steve Carrell) anlockt. Riggs fordert King zu einem Spiel Frau gegen Mann für ein hohes Preisgeld heraus, doch diese lehnt ab. Erst als die australische Tennisweltmeisterin Margaret Court an ihrer Stelle annimmt und verliert, lässt sich King auf die Revanche ein. Die historische Realität gibt hier so viel filmreifes Material ab, dass das Regieduo Valerie Faris und Jonathan Dayton sich fröhlich bedient: Die Blumen, die Riggs seiner ersten Gegnerin Court zum Muttertag überreicht, und der Knicks, mit dem sie diese entgegen nimmt, sind ebenso überliefert wie die barbrüstigen Muskelmänner, von denen sich King auf einer Sänfte zum zweiten Match tragen lässt, und das quiekende Ferkel, welches sie dem selbsterklärten Chauvinistenschwein Riggs schenkt.
Zeitweise wirkt der Film geradezu vollgestopft mit historischen Anekdoten. Billie Jeans außereheliche Liebesgeschichte mit der Haarstylistin Marilyn (Andrea Risenborough) und ihre Freundschaft mit dem offen homosexuellen Ex-Tennisprofi und Modedesigner Ted Tinling (Alan Cumming), deuten Kings späteren Ruhm als LGBT-Aktivistin an. Ihre Antipathie zu Margaret Court, die deutlich über den Tennisplatz hinausgeht, soll wohl Courts spätere Positionierung gegen die Gleichbehandlung Homosexueller widerspiegeln. Nebenbei folgt die Handlung auch noch dem Privatleben von Bobby Riggs, der mit seiner Spielsucht beinahe seine Familie zerstört und Kings Kampf um Anerkennung zu einem Medienspektakel macht, um seine Schulden bezahlen zu können. Durch all diese Subplots wirkt der Film ein wenig überladen.
Stone brilliert als verletzliche Kämpferin
Foto: ©Fox Searchlight Productions |
Dass "Battle of the Sexes" trotzdem kurzweilig bleibt und nicht zu einer reinen Dokumentation verkommt, liegt vor allem an der Schauspielleistung von Emma Stone in der Rolle der streitbaren, mutigen, aber dennoch verletzlichen Billie Jean. Auch der männliche Hauptdarsteller Steve Carrell überzeugt. Im Gegensatz zum Oberfiesling Jack Kramer bleibt Carrell als großmäuliger Kindskopf Riggs immer noch irgendwie liebenswürdig. Denn, so stellt Billie Jean im Film fest: "Bobby ist ein Clown. Es sind Leute wie du, Jack, die uns wirklich zurückhalten." Gemeint sind damit Sportkommentatoren und Funktionäre, die Sportlerinnen keinen Respekt und keine Anerkennung zollen.
Ob Kings Sieg über Riggs 1973 wirklich etwas geändert hat für Frauen im Tennis? Dieser Film kann das nicht beantworten. Aber er gibt auf jeden Fall zwei Stunden gute, historisch fundierte Unterhaltung her.
Zu einer anderen Einschätzung als ich kommt übrigens die Filmlöwin.
Zum Weiterlesen: New York Times Sportkolumnistin Selena Roberts beleuchtet in ihrem 2005 erschienenen Buch "A Necessary Spectacle" die Hintergründe und Folgen des legendären Spiels King vs. Riggs.
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