Freitag, 15. Januar 2021

Salonschnipsel: 40 x lesbisch, feministisch, sichtbar

von Christine Olderdissen  

Salon-Schnipsel, der: Kleine Empfehlung der Salonistas, in unregelmäßigen Abständen zu finden.
Zum Sehen, Hören, Freuen.

Anstelle von Fotos: Jedes Portrait im Buch schmückt eine Zeichnung der Künstlerin Helene Traxler. ©Querverlag

Fundsache: "Lesbisch, feministisch, sichtbar - Rolemodels aus dem deutschsprachigen Raum" Portraitbuch aus dem Berliner Querverlag

Fundort: Gutsortierte Buchhandlung oder online im Verlags-Shop des Querverlag

Fun-Faktor: „Ich kenne eine Lesbe – und Sie?“ So heißt eine legendär gewordene Sendung in der WDR-Fernsehreihe „Frauen-Fragen“. Inge von Bönninghausen, Moderatorin und Redaktionsleiterin, hat 1991 die ZEIT-Journalistin und Schriftstellerin Viola Roggenkamp zu Gast und beide outen sich vor Kamera: „Ich kenne Sie und viele, viele andere“.


Wer ist seitdem dazu gekommen? Anne Will und Bettina Böttinger, beide mit einer eigenen Talkshow, auch Ines Pohl, früher taz-Chefredakteurin und heute Leiterin des Studio Washington der Deutschen Welle, zählen zu prominenten lesbischen Journalistinnen. Sie und 36 weitere, oft sehr bekannte Frauen stellt Susanne Kalka in ihrem Buch „Lesbisch, feministisch, sichtbar“ vor: kurz und nüchtern der jeweilige Lebensweg, schnell zu überfliegen, um das beeindruckende Wirken zu erfassen und das Engagement mit Herzblut. Ein Hingucker mit Wiedererkennungseffekt sind die kolorierten Portraitzeichnungen der österreichischen Künstlerin Helene Traxler. Wer Einblick in Liebesverhältnisse und ähnlichen Promiklatsch erwartet, erfährt jedoch nichts dergleichen.

Buchcover ©Querverlag

Warum dieses Buch? Noch immer wiederholt sich das, was die Autorin im Vorwort beschreibt: „Ich war 16 … und dachte, wie konnte ich lesbisch sein, wenn die ganze Welt um mich herum heterosexuell ist?“ Das war immerhin schon im Jahr 2007 und offensichtlich gab es noch immer zu wenig lesbische Sichtbarkeit. 

Wie gut, dass sich Susanne Kalka auf die Suche nach Vorbildern gemacht hat. Viele, sehr viele beeindruckende lesbisch lebende Frauen hat sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz entdeckt. Für die Portraits im Buch fiel die Wahl auf jene, die für sie ein Rolemodel sind. 

Sieh her: Du kannst Frauen begehren und lieben, dein Leben mit ihnen teilen und eine großartige Karriere machen. Das beste: Du kannst dich dabei für die Sache der Frauen und der Lesben stark machen.

Inge von Bönninghausen jedenfalls hat das öffentliche Outing nicht geschadet. 1991 war sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. In diesem Jahr wurde sie zur Vorsitzenden des Journalistinnenbundes gewählt, den sie 1987 mitgegründet hatte. Nach ihrer Pensionierung war sie vier Jahre lang Vorsitzende des Deutschen Frauenrats. 2018 erhielt sie die „Besondere Ehrung des Grimme Preises“. Aus der Begründung der Jury: „Eine Pionierin in der deutschen Fernsehlandschaft , die das Arbeiten, Wirken und den Einfluss von Frauen in den Medien thematisiert, eingefordert und gelebt hat.“ Nachzulesen in Susanne Kalkas liebevoll zusammengestellten Buch.

Fazit: Nachschlagewerk mit Lerneffekt. Verschenkebuch für 16-jährige auf der Suche nach Vorbildern und alle anderen, die sich von lesbischen Frauen beeindrucken lassen wollen.  


"Lesbisch, feministisch, sichtbar
Rolemodels aus dem deutschsprachigen Raum"
Susanne Kalka (Texte) und Helene Traxler (Illustrationen)
Querverlag, ISBN: 978-3-89656-292-0
20,- Euro



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