Montag, 23. Juni 2008

Abschreiben nimmt zu

Jaja, das liebe Internet. Es ist eine Herausforderung - für die journalistische Qualität. Die muss wieder steigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Landesanstalt für Medien NRW (LfM). Mit der breit angelegten Untersuchung wird erstmals großflächig das Thema Online-Recherche in deutschen Zeitungs-, Fernseh-, Hörfunk- und Internetredaktionen unter die Lupe genommen.

Marcel Machill, Professor an der Universität Leipzig, der die Studie "Journalistische Recherche im Internet" im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) geleitet hat, beobachtet in diesem Zusammenhang eine gesteigerte "Selbstreferentialität im Journalismus": "Computergestützte Recherche macht es den Medienschaffenden noch einfacher, schnell nachzuschauen, was die Kollegen zu einem aktuellen Thema erarbeitet haben."
Demnach ist das Telefon zwar nach wie vor das wichtigste Rechercheinstrument der JournalistInnen. Doch gerade bei der Ermittlung von Zusatzquellen kommen die Suchmaschinen im Internet zum Einsatz. Und hier dominiert auch bei den Medienschaffenden eindeutig Google den Markt. Und das hat nicht nur Vorteile. Wer bei Google als Experte oder Expertin unter den ersten zehn Treffern gelistet ist - und das kann via Suchmaschinenoptimierung schnell passieren - hat die besten Chancen in die Medien zu kommen. Was also tun? Die LfM-Studie empfiehlt, das Berufsbild des Dokumentationsjournalisten zu fördern. Im anglo-amerikanischen Bereich sind die so genannten "fact-checkers" in vielen Redaktionen Standard. Und natürlich müssen bei der journalistischen Aus- und Fortbildung Recherchekompetenz verstärkt in den Fokus gerückt werden.

Die Studie zum Download als pdf gibt es hier:

Marcel Machill, Markus Beiler, Martin Zenker: Journalistische Recherche im Internet. Bestandsaufnahme journalistischer Arbeitsweisen in Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen und OnlineBerlin: Vistas 2008, Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Band 60, 406 Seiten. ISBN 978-3-89158-480-4. 23,- Euro

Kommentare

  1. Asche auf unser Haupt! Google ist aber auch zu verführerisch, und weil es so viele Treffer gibt, glaubt frau dann, umfassend recherchiert zu haben. Wann macht der JB eine Fortbildung zum Thema "Wie recherchiere ich richtig und umfassend im Internet?" Oder hatten wir das schon und ich habe was verpasst?

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